Beim Kauf eines Hygrometers sollte man darauf achten, dass es über eine Möglichkeit der Kalibrierung verfügt, sonst ist es relativ wertlos. Die Kalibrierung stellt uns allerdings vor eine nicht gerade einfache Aufgabe. Es gibt verschiedene Kalibriermethoden, die allesamt ihre Tücken haben.
Grundsätzlich ist bei allen Vorgehensweisen darauf zu achten, dass während der Kalibrierungsphase die Temperatur möglichst konstant gehalten wird. Da die relative Luftfeuchte abhängig von der Temperatur ist, wirken sich Temperaturschwankungen schlimm aus. Pro Grad Celsius Temperaturänderung ändert sich die relative Luftfeuchte um bis zu vier Prozent. Je höher die Umgebungstemperatur ist, desto stärker die Schwankungen. Am besten also im nicht beheizten Keller kalibrieren.
Feuchte-Lappen-Methode
Die Standardvariante der Kalibrierung ist in nahezu jeder Anleitung eines Hygrometers zu lesen. Man nimmt ein feuchtes Tuch, wickelt das Hygrometer darin ein und stellt es nach etwa zwei Stunden auf 99 Prozent. Das Problem an dieser Variante: Kein Hygrometer misst über den gesamten Messbereich von 0 bis 100 Prozent relativer Feuchte gleich präzise. Meist sind die Geräte darauf ausgelegt, in einem Bereich zwischen 40 und 60 Prozent am genauesten zu messen. Im Humidor wollen wir möglichst explizite Werte zwischen 65 und 75 Prozent messen. Kalibriert man nun ein Hygrometer auf den Maximalwert, so wird die Abweichung umso größer, je niedriger die relative Feuchte ist.
Kalibrierung über die Feuchtenormale
Hierbei macht man sich das physikalische Prinzip der so genannten Feuchtenormalen zunutze. In einem geschlossenen Luftvolumen über einer gesättigten Salzlösung stellt sich eine bestimmte relative Luftfeuchte ein, genauer gesagt, ein reproduzierbarer Wasserdampfpartialdruck. Je nachdem welches Salz man verwendet, erhält man unterschiedliche relative Luftfeuchtewerte. Bei 15 °C (59 °F) erhält man bei einer Lösung aus Lithiumchlorid einen Wert von 12 Prozent, bei Magnesiumchlorid 86 und Natriumchlorid 76 Prozent.
Natriumchlorid ist nichts anderes als Kochsalz. Nehmen Sie also einen Topf mit Glasdeckel, füllen Sie 100 ml (3.38 fl oz) lauwarmes Wasser ein und geben Sie mindestens 50 g (1.76 oz) Kochsalz dazu. Rühren Sie ein bis zwei Minuten um, bis sich kein Salz mehr löst. Sofern sich alles Salz aufgelöst hat, geben Sie noch Salz hinzu, so lange, bis das Salz sichtbar auf dem Topfboden verbleibt.
Es gibt verschiedene Kalibriermethoden, die allesamt ihre Tücken haben.
Lassen Sie den Topf in einer kühleren Umgebung einige Stunden stehen, bis das Wasser die Umgebungstemperatur angenommen hat. Stellen Sie nun ein Glas mit der Öffnung nach unten in den Topf, legen Sie das Hygrometer auf das Glas und schließen Sie den Topf mit dem Deckel. Nach einigen Stunden stellt sich im Topf eine relative Luftfeuchte von 76 Prozent ein. Nehmen Sie den Deckel behutsam ab, sodass möglichst wenig Luft aus dem Topf gezogen wird.
Stellen Sie das Hygrometer möglichst schnell auf 76 Prozent – voilà. Das Hygrometer ist perfekt kalibriert. Will man es ganz perfekt machen, dann befestigt man einen Minilüfter mit einem Klebestreifen im Topf und lässt diesen die Luft permanent umwälzen. Somit ist garantiert an jeder Stelle im Topf die Luftfeuchte identisch.
Schnapsglas-Methode
Auch bei dieser Methode macht man sich das Prinzip der Feuchtenormalen zunutze. Es ist zwar etwas einfacher im Handling, birgt aber auch mehr Fehlerquellen. Füllen Sie ein Schnapsglas mit Kochsalz und geben Sie etwa 5 ml (0.17 fl oz) Wasser hinzu, sodass ein Salzmatsch entsteht. Packen Sie alles in einen Plastikbeutel und belassen Sie möglichst viel Luft im Beutel. Schließen Sie den Beutel dicht ab. Nach einigen Stunden stellt sich auch hier eine relative Luftfeuchte von 76 Prozent ein.
Sie können mit einem Schraubendreher durch den Beutel stoßen und das Hygrometer im Beutel auf 76 Prozent kalibrieren. Die möglichen Fehlerquellen bei dieser Methode: Der Beutel legt sich um die Öffnungen des Hygrometers und die Luft kommt nicht ausreichend an die Hygrometermechanik. Zudem ist der Beutel viel anfälliger für Temperaturschwankungen, da seine Masse viel geringer ist als die des Topfes. Wenn man die Temperatur wirklich konstant hält und auf ausreichend Luft im Beutel achtet, ist dies eine recht elegante und einfache Methode.
Auf diversen Webseiten findet man den Hinweis, dass bei dieser Methode der Kalibrierung die Temperatur keine Rolle spiele, da bei 20 °C (68 °F) eine Feuchtenormale von 75 Prozent und bei 15 °C (59 °F) eine von 76 Prozent entstehe. Diese Aussage ist richtig. Es ist an und für sich egal, bei welcher Temperatur Sie die Kalibrierung vornehmen. Nur schwanken darf die Temperatur nicht, weil sich während der Temperaturänderung die relative Feuchte ändert und man einige Stunden warten müsste, bis sich die Feuchtenormale wieder einstellt.
Unter der Voraussetzung, dass ein Hygrometer korrekt kalibriert ist und man im Humidor unterschiedliche Feuchtewerte misst, so liegt der „Fehler“ entweder in der falschen Konstruktion des Humidors oder in der falschen Positionierung des Hygrometers. Aus diesem Grund werden wir im nächsten Heft auch auf konstruktive Defizite in Humidoren eingehen, die eine präzise Messung behindern oder gar unmöglich machen.
Dieser Artikel wurde in der Cigar Journal Herbst-Ausgabe 2013 veröffentlicht. Mehr