Vor aufgeplatzten Brandenden und Rissen im Deckblatt graust es jeden Passionado. Kümmert man sich doch um seine Schätze und dann, nach Jahren, folgt die Ernüchterung und viele Fragezeichen tauchen auf. Ursache dieser Schäden ist, von mechanischen Beschädigungen einmal abgesehen, nahezu immer ein Einflussfaktor – schwankende Luftfeuchte im Humidor. Wird im Winter bei trockener Heizungsluft der Humidor geöffnet, so gelangt trockene Luft hinein. Wird der Humidor wieder geschlossen, dauert es in der Regel viele Stun den, bis sich erneut eine angemessene Luftfeuchte von 65 bis 70 Prozent eingestellt hat (es sei denn, man verfügt über einen leistungsstarken elektronisch geregelten Befeuchter, der die verlorengegangene Feuchtigkeit innerhalb weniger Minuten wieder ersetzt). Während dieser Zeit zu geringer Luftfeuchte im Humidor übernehmen zwangsläufig auch die Zigarren die Funktion des Luftbefeuchters.
Das Deckblatt ist somit immer wieder von trockener Luft umgeben, zieht sich zusammen, dehnt sich wieder aus, zieht sich zusammen – das kann auf Dauer nicht gut gehen. Irgendwann ist die Spannung im Deckblatt zu groß, und es entstehen Risse im Wrapper und die Brandenden platzen auf.
Die Art der Verpackung einer Zigarre hat entscheidenden Einfluss auf den Erhalt ihrer strukturellen Stabilität und auf die Entwicklung der Aromen während der Einlagerung im Humidor.
SOLL MAN CELLOPHANIERTE ZIGARREN AUSPACKEN?
Viele Zigarren kommen heute cellophaniert in den Handel. Die wichtigsten Argumente für diese Verpackungsvariante sind:
1. Schutz vor Beschädigung
2. Geringerer Einfluss von Feuchteschwankungen und Reduzierung des Bouquetverlustes bei Einzellagerung im Humidor bzw. in der Auslage des Handels
3. Hygienische Gründe(vor allem bei der Einzellagerung im Handel)
4. Rechtliche Gründe(in einigen Ländern müssen die einzeln angebotenen Zigarren preislich ausgezeichnet und mit Barcode versehen werden).
Nun stellt sich die Frage, ob man die Zigarren für die Lagerung im eigenen Humidor auspacken soll oder nicht. Die Antwort ist abhängig von der Art der Lagerung. Wer den die Zigarren in einem großen Schrank oder einem begehbaren Humidor gelagert, so bewirkt die große Menge Umgebungsluft eine sukzessive Abgabe von Tabakaromen an eben diese. Aus diesem Grund würde ich bei dieser Lagerungsart die Zigarren im Cellophan belassen. Werden sie hingegen in der originalen Kiste im Humidor eingelagert, so sollte man sie auspacken. Das Luftvolumen in der Kiste ist sehr klein, und die Zigarren reifen umso besser nach, je dichter sie zusammenliegen. Im Grunde gilt diese Empfehlung auch für in Alutubos verpackte Zigarren. Möchte man den Reifeprozess verlängern, so dreht man die Schraubkappe des Tubos ab und legt die Zigarre im geöffneten Tubo in den Humidor. Im komplett geschlossenen Tubo würde ich Zigarren nur dann aufbewahren, wenn Einzelstücke für wirklich lange Zeit (acht Jahre und mehr) eingelagert werden sollen, da hier der Nachreifungsprozess extrem verlangsamt wird. Dabei gilt es zu beachten, dass die Gefahr der Entstehung von Fehlaromen umso größer ist, je frischer die Zigarren in den Alutubos verpackt wurden. Sind noch deutlich wahrnehmbare Ammoniaknoten bei frischen Zigarren bemerkbar, so würde ich den Tubo zunächst noch einige Monate geöffnet lassen.
KLEINVERPACKUNGEN AUS KARTON
Kartonagenverpackungen sollten generell nicht im Humidor gelagert werden, da deren Innenseiten meist nicht versiegelt sind und durch die erhöhte Luftfeuchte die Gefahr von Muffgeruch im Humidor droht.
LAGERUNG IN DER KISTE
Wer die Möglichkeit zur Lagerung ganzer Zigarrenkisten hat, sollte dies auch tun und die Zigarren nicht einzeln in Trays lagern oder die Kiste geöffnet in den Humidor stellen. Das sieht zwar hübsch aus (und in der Gastronomie ist das auch kaum anders machbar), ist aber für den Aromenerhalt kontraproduktiv. In der geschlossenen Kiste reifen sie am besten nach und kurzfristige Feuchteschwankungen, etwa beim Öffnen des Humidors, haben faktisch keinen negativen Einfluss auf das Deckblatt. Selbst wenn die Kiste zur Entnahme geöffnet und dann wieder geschlossen wird, ist das Luftvolumen darin so gering, dass hier keine negativen Effekte zu erwarten sind.