Stefan Appel ist per Zufall zu seinem heutigen Beruf gekommen und heute als Zigarrenmacher einer der letzten seiner Zunft in Deutschland. Sein Geschäft „Otto Hatje“ in Hamburg-Altona, das seit 1922 existiert, ist ein Unikat. Der gelernte Kfz-Mechaniker wurde 1991 vom mittlerweile vierten Besitzer des Geschäfts – Otto Hatje hatte keine Kinder – angesprochen, dort zu arbeiten. Das bereitete Appel so viel Freude, dass er den Laden fünf Jahre später übernahm und zu dem verwandelte, was seinen unnachahmlichen Charme heute ausmacht.
Zuvor war er durch Deutschland getingelt und ließ sich bei Firmen wie August Schuster, Kleinlagel oder Haas & Derst in das Geheimnis des Zigarrenherstellens einweihen. Mit dem Ergebnis, dass er heute Sumatra- und Brasil-Shortfiller selbst rollen kann und dies seinen Kunden an jedem ersten Samstag des Monats demonstriert.
Mitmachen ist übrigens erlaubt! Gleichzeitig hatte er das damals typische Tabakgeschäft mit Lotto und Presse verändert. „Zigarren ohne Firlefanz“ heißt heute noch das Motto. Neben den selbst gerollten Zigarren und vielen Importmarken aus der Karibik bietet Appel nur wenige ausgesuchte Accessoires an und ein Whisky-Sortiment, wozu es regelmäßig Seminare gibt. Großen Wert legt Stefan Appel auf seine gemütliche Lounge, wo der Kunde in Ruhe seine Zigarre genießen kann.
All dies ist eingebettet in ein historisches Geschäft, das aus einer vergangenen Welt zu stammen scheint. Appels beliebte Hatje-Eigenmarken „Elbe 1“, „Der Altonaer“ oder „Hamburger Lotse“ ziehen noch heute Stammkunden an, die zum Teil sogar aus Skandinavien nur dafür anreisen. Hier kann man Zigarrenkultur greifbar und mit allen Sinnen erleben – ein weiterer Beweis für die ausgeprägte Individualität deutscher Fachhändler.
Information:
Otto Hatje
www.ottohatje.de
Dieser Artikel wurde im Country Report Deutschland 2014 veröffentlicht. Mehr