Was haben Robespierre, Casanova, La Fayette, Napoleon III., Verlaine und Degas gemeinsam? Sie alle waren Kunden im berühmtesten Tabakgeschäft von Paris – À la Civette.
Das in der Rue Saint-Honoré gegenüber der Comédie-Française und gleich um die Ecke vom Louvre gelegene Geschäft feiert derzeit sein dreihundertjähriges Bestehen. Es ist mit diesem ehrwürdigen Alter vermutlich der älteste Tabakladen der Welt – um einiges älter als James J. Fox in London (vor etwa 225 Jahren gegründet), Hajenius in Amsterdam (1914) und Nat Sherman in New York (1930).
Seit seiner Gründung im Jahr 1716 ist À la Civette im Laufe seiner Geschichte zwar mehrmals umgezogen, aber stets in der Rue Saint-Honoré geblieben. 1876 erwarben die Besitzer ein Grundstück, auf dem sich einst ein Krankenhaus für Soldaten befand, die blind vom fünften Kreuzzug in Ägypten zurückkehrten. Geschichte bleibt im Untergeschoß des Geschäfts lebendig: Wo sich früher die Kapelle des legendären Hospice des Quinze-Vingt (benannt nach seinen 300 Betten) befand, werden heute Zigarren gelagert.
„Das Geschäft ging nach seiner Eröffnung nicht so gut. Doch dann spazierte eines Tages die Herzogin von Chartres, die Pfeife rauchte, herein, um Tabak zu kaufen. Sie mochte ihn sehr, das Ganze sprach sich herum und Civettes Tabak wurde berühmt. Schon bald rannten die Pariser die Tür ein und unser Ruhm ist bis heute ungebrochen“, erklärt Dorothée Spriet, die den Laden seit 2004 leitet. Ihr Vater, ein enger Freund von Zino Davidoff, erwarb das Geschäft im Jahr 1996. Dr. Ernst Schneider, Chef der Davidoff Group, hatte immer schon von einem Tabakladen in Paris geträumt, doch das Gesetz erlaubte es einer Marke wie Davidoff nicht, einen zu besitzen.
Der Name Civette bezieht sich auf Zibetkatzen, die in Afrika und Asien verbreitet sind. Diese produzieren in ihren Analdrüsen ein stark riechendes Sekret, das lange Zeit in der Parfüm-industrie und sogar als zusätzlicher Duftstoff für Tabak verwendet wurde. Das Tier ist auf dem Ladenschild und den Türgriffen präsent. In Frankreich wurde das Wort „Civette“ sogar zum Synonym für „Tabakhändler, der Zigarren verkauft“. Wenn jemand welche kaufen will, dann sagt er, dass er zu einer „Civette“ geht.
Zu Dorothée Spriets Stammkunden zählen heute Michael Jordan sowie Mitglieder des französischen Verfassungsgerichts, das sich nur ein paar Meter entfernt unter den Arkaden der Gärten des Palais Royal befindet. Aufgrund des breiten Sortiments an Zigarren im begehbaren Humidor (70 Prozent aus Kuba, 30 Prozent aus anderen Ländern) und der Auswahl an Pfeifentabak ist À la Civette eines der am stärksten frequentierten Tabakgeschäfte in Paris und das trotz einer hyper-hygienischen Atmosphäre, die einige Tabakliebhaber abschrecken könnte.
Der 300. Geburtstag wird das ganze Jahr lang mit einer Reihe von Soireen sowie dem Launch einer Jubiläumszigarre – geschaffen von Christian Eiroa („eine sehr runde, in Honduras hergestellte Torpedo“) und verpackt in 10er-Kisten – und einer von Chacom in limitierter Auflage produzierten Pfeife gefeiert. Ganz zu schweigen von den Humidoren, Zigarren-Cuttern und Torch-Feuerzeugen mit dem Civette-Logo, der kleinen Katze, das die Rue Saint-Honoré weiterhin bewacht.