Im Jahr 2008 schloss Imperial Tobacco den Kauf der Altadis-Gruppe ab, der unter anderem die Übernahme von Altadis USA und einen 50-Prozent-Anteil am kubanischen Unternehmen Habanos mit einschloss. Damit wurde die Imperial Tobacco Group weltweit zur Nummer eins in Marktanteilen an Premium-Zigarren. Fernando Domínguez, der von Altadis zu Imperial wechselte, wurde zum Leiter des Geschäftsbereichs Zigarre und zum Vorstandsmitglied ernannt. Imperial besitzt somit das (wertmäßig) größte Portfolio von Zigarren, die in den USA verkauft werden, und siebzig Prozent Anteil am globalen Premium-Zigarrenmarkt außerhalb der Vereinigten Staaten. „Wir haben ein sehr umfangreiches Portfolio. Ich denke, wir besitzen das umfassendste und stärkste Marken- und Produktportfolio in der gesamten Zigarrenindustrie. Wir decken alle Segmente ab, sowohl im Premiummarkt als auch am Massenmarkt“, so Domínguez.
EIN ANDERER ZUGANG

Photo: Colin C. Ganley | Fernando Domínguez ist für das größte Zigarren-Portfolio der Welt verantwortlich
In einem Interview mit dem ECCJ erklärte Fernando Domínguez: „Wir waren zwar auch in der Vergangenheit weltweiter Marktführer, aber heute agieren wir auch so, vor allem wenn es um Innovationsgeist geht und darum, wie wir den Kundengeschmack treffen.“ Über Habanos setzt Imperial sein Netzwerk an Vertragshändlern – La Casa del Habano – ein, um mehr über die Vorlieben der Kunden zu erfahren. Wenn Enthusiasten gehaltvollere Zigarren oder größere Ringmaße wünschen, dann teilen die Casa-Inhaber dies Habanos mit.
Der enge Kontakt mit dem weltweiten Habanos-Vertriebsnetz inklusive den La Casa del Habano-Inhabern hinsichtlich Kundenpräferenzen ist entscheidend, um den Stier bei den Hörnern zu packen. Fernando erklärt, dass die funktionierende Kommunikation aufzeigt, dass Imperial „als Marktführer agiert“, indem die Firma aufkommende Trends erkennt und die Hand am Puls der Connaisseurs hat. „Sämtliche unserer jüngsten Editionen waren erfolgreich“, da wir „liefern, was die Connaisseurs möchten“, verrät Fernando. Er bezieht sich dabei sowohl auf Zigarren im Standardportfolio als auch auf jene, die exklusiv für spezifische Regionen herausgebracht wurden. Innerhalb des amerikanischen Marktes wurden ebenfalls bedeutende Gewinne erzielt. „In diesem Jahr wird Romeo y Julieta (produziert in der Dominikanischen Republik) die meistverkaufte Premiummarke in den Vereinigten Staaten werden.“

Photo: Colin C. Ganley | Die Cohiba Gran Reserva ist das jüngste Produkt, das für Liebhaber von gereiften Tabaken herausgebracht wurde
Die Kommunikation mit PremiumZigarrenrauchern hat Produkte auf den Markt gebracht, die ohne den wertvollen Input der Kunden in gewissen Regionen vermutlich nicht angeboten worden wären. Regionale Zigarreneditionen aus Kuba sind ein Riesenerfolg, und Fernando geht davon aus, dass die Cohiba Gran Reserva und die Montecristo Open auf ähnliche Weise florieren werden. Wenn die Situation in Deutschland und Spanien einen Schluss zulässt, dann behält Fernando Recht. Aber: in eben diesen Ländern sehen sich Zigarrenliebhaber, was ihre Leidenschaft anbelangt, mit erheblichen Hindernissen konfrontiert.
„WIR LEBEN IN EINER SEHR HERAUSFORDERNDEN ZEIT“
Imperial arbeitet in jeder Region der Welt mit lokalen Organisationen zusammen, um Rauchrestriktionen und Steuern zu bekämpfen, die unangemessen sind beziehungsweise nicht auf Fakten beruhen. „Wir befürworten Tabakgesetze, sofern diese angemessen sind und den Fakten entsprechen“, sagt Fernando. Und fügt hinzu, dass die meisten der aktuellen Gesetze gegen Freunde der Premium-Zigarren diese Kriterien nicht erfüllen.
„Was wir nicht unterstützen, ist das Rauchverbot an öffentlichen Plätzen. Raucher wie Nichtraucher sollten immer eine Wahlmöglichkeit vorfinden.“ Fernando ist der Ansicht, dass die Faktenlage in keiner Weise die Unterstellungen stützt, die gesetzgebende Körperschaften zur Grundlage für Restriktionen heranziehen. Der Zigarren-Geschäftsbereich von Imperial geht gegen diese Verbote vor, indem er eng mit seriösen und glaubwürdigen Organisationen zusammenarbeitet, die solche Gesetze – wenn nötig – in Politikerbüros und Gerichtssälen bekämpfen. Imperial unterstützt in dieser Hinsicht sowohl die Cigar Association of America als auch die European Cigar Manufacturers Association (ECMA). Fernando ist auch Vorstandsmitglied der ECMA. Diese beiden Organisationen arbeiten im Gerichtssaal und mit Lobbying daran, sich gegen unangemessene Gesetze zur Wehr zu setzen.
„Ein Zigarrenraucher braucht mehr Zeit (als ein Zigarettenraucher) und einen bestimmten Ort, um eine Zigarre zu rauchen. Man benötigt mehr als nur ein paar Minuten, um eine Zigarre zu rauchen, und aus diesem Grund verzeichneten wir einen Absatzrückgang in Ländern, die Rauchverbote einführten. Doch diese Einbußen haben sich im Lauf der Zeit vermindert. Zigarrenraucher haben neue Orte, Wege und Momente gefunden, um eine Zigarre zu rauchen.“ Cigar Lounges in Privatwohnungen, Klubs, bei Tabakwarenhändlern oder Casas del Habano gewinnen zunehmend an Beliebtheit, während es die Gesetze immer schwieriger für Aficionados machen, eine guten Zigarre zu genießen. „Deshalb ist es ein Teil unserer Zukunftsstrategie, die Casas del Habano und andere Smoking Lounges zu fördern. Diese Lounges werden zukünftig einen noch wichtigeren Teil unserer Strategie ausmachen.“

Photo: Colin C. Ganley | Die Kooperation mit La Casa del Habano und anderen Einzelhändlern und Vertriebspartnern wird gefördert, um aufkommende Trends zu erkennen
INTEGRATION VON ALTADIS IN IMPERIAL
„Die Integration von Altadis ist nahezu abgeschlossen.“ In der Art und Weise, wie Altadis bisher sein Premium-Zigarrengeschäft führte, hat sich nur sehr wenig geändert. Die Produktlinien und das Management-Team sind dieselben geblieben. Dies spiegelt Imperials Vertrauen in die Solidität der bereits bestehenden strategischen Pläne von Altadis wider.
DAS EMBARGO – DIE FAHNENFRAGE
„Niemand weiß, wann das Embargo aufgehoben wird. Das ist eine politische Entscheidung, und ich werde nicht darüber sprechen, da es reine Spekulation wäre. Als Unternehmen müssen wir auf eine solche Eventualität aber selbstverständlich eingestellt sein. Die USA sind bei weitem der größte Zigarrenmarktplatz der Welt, natürlich wäre das für uns von Nutzen …“ Imperial Tobacco ist ganz offensichtlich in der Lage, vom eventuellen Ende des Kuba-Embargos der USA zu profitieren. Als Besitzer der Hälfte von Habanos und vieler Cuban Heritage-Marken in den Vereinigten Staaten befindet sich Imperial in einer guten Position.
„Amerikanische Zigarrenliebhaber sind über die kubanischen Marken gut informiert“, sagt Fernando. „Die Amerikaner sind die besten Touristen der Welt, und sie kennen die kubanischen Marken sehr gut. Sie haben großes Verlangen nach diesen Produkten.“ Das ist ein Verlangen, das Fernando zweifellos stillen möchte. Doch was sind die gegenwärtigen Pläne, um kubanische Zigarren für den größten Zigarrenmarkt der Welt zu produzieren?
Fernando Domínguez möchte dazu keine Details bekanntgeben. Aus vertraulichen Quellen des Unternehmens ist jedoch zu hören, dass es durchaus Pläne für ein Ende des Embargos gibt, um den amerikanischen Markt zu beliefern, inklusive Aufbau entsprechender Ressourcen. Domínguez: „Es wird genügend Tabak und Zigarren geben, um die künftige Nachfrage zu befriedigen. Und was die Ernten betrifft, so steigt der Ertrag von Jahr zu Jahr … dank der guten Arbeit unseres kubanischen Partners Tabacuba. Es gibt auch genügend Landreserven, um Tabak bester Qualität zu kultivieren. Und schließlich sehe ich auch bei der Frage nach ausreichenden Rollkapazitäten kein Problem.“
Fernando war nicht bereit, nähere Informationen über den Plan zu verraten, aber sein zuversichtliches Lächeln gab dem Autor dieses Artikels zu verstehen, dass er der Herausforderung neuer Konsumenten gewachsen ist.
Dieser Artikel wurde in der Cigar Journal Winter-Ausgabe 2009 veröffentlicht. Mehr