Great Wall Cigars

Great Wall Cigars: Chinesische Zigarren

Li Qiu Yue Great Wall Cigars

Photo: Samuel Spurr | Li Qui Yue, Meisterrollerin bei Great Wall Cigars, hat ihre Fähigkeiten über 15 Jahre verfeinert

Es ist ein kalter Frühlingsmorgen in dem zwei Stunden Autofahrt nördlich der Metropole Chengdu gelegenen Shifang in der chinesischen Provinz Sichuan. Der Morgennebel löst sich auf, als ich am 200.000 Quadratmeter großen Areal von Great Wall Cigars eintreffe, wo größtenteils maschinell gefertigte Zigarren hergestellt werden, deren Produktion von 126 Millionen Stück im Jahr 2003 auf aktuell rund 560 Millionen gesteigert wurde. Mein Interesse gilt aber in erster Linie der Premiumzigarren-Abteilung, die in einem eigenen, zweistöckigen Gebäude auf dem weitläufigen Gelände untergebracht ist. „Wir möchten die beste Basis für Tabakblätter in China schaffen und mehr handgemachte Premiumzigarren höheren Niveaus produzieren“, erzählt Zhang Jian Wei, Direktor von Great Wall Cigars. „Unser Ziel ist es, die derzeitige Produktion von nur 1,5 Millionen Stück pro Jahr auf bis zu 2 Millionen zu steigern.“ Zhang ist sich trotz des Erfolgs der Premiumzigarren des Unternehmens in China bewusst, dass der lokale Konsumentenmarkt noch nicht reif genug ist. „Das Team hat erkannt, dass Zeit eine wichtige Rolle spielt, wenn es darum geht, eine Kultur der Wertschätzung von Zigarren in China zu schaffen. Unsere Zigarrenherstellung sollte nicht nur auf die derzeitigen Konsumenten ausgerichtet sein, sondern unsere Aufgabe in Produktion und Marketing besteht auch darin, dem wachsenden Interesse und der Wissbegier neuer Kunden gerecht zu werden.“ 

DIE PREMIUMZIGARREN-GESCHICHTE 

Tabak wird in der Provinz Sichuan schon seit der Qing-Dynastie, also seit vielen hundert Jahren, angebaut. Great Wall Cigars wurde 1918 als Yichuan Industry Society gegründet und stellt die älteste Zigarrenmanufaktur des Landes dar. In den 1960er-Jahren begann das Unternehmen, Zigarren für den „Großen Vorsitzenden“ Mao herzustellen, bei dem ein bestimmter Blend besonders großen Anklang fand und daraufhin auf den Markt kam. Angesichts dieser politischen Absegnung wurde die 132 – ein handgefertigte, vorgeschnittene Zigarre – eine von Chinas führenden Marken. Die Zigarrenroller der 132 zählen heute zu den „verdienten Staatsmännern“ und wegen ihrer Beteiligung an der Schaffung einer so wertvollen und bekannten Zigarre werden sie sehr geschätzt. Nach Fertigstellung der derzeitigen hochmodernen Anlage 2007, ging Great Wall Cigars eine Partnerschaft mit Altadis und Agio ein, vorwiegend was die Technologie der handgerollten und maschinell gefertigten Zigarren betrifft, aber auch mit Fokus auf Werbung und Verkäufe durch beide Organisationen. 

DIE TABAKFELDER 

Nach einer halbstündigen Fahrt vom Hauptsitz des Unternehmens landen wir bei den Tabakplantagen von Great Wall Cigars. Trotz der üppigen, leuchtend gelben benachbarten Rapsfelder könnte sich diese Kulisse genauso gut in Kuba, Nicaragua oder der Dominikanischen Republik befinden, und ich muss mir ins Gedächtnis rufen, dass ich ja mitten in China bin. 90 Prozent der jährlichen Niederschläge in der Region fällt während der Hauptanbausaison und nährt die Pflanzen gemeinsam mit artesischem Wasser aus den umliegenden Bergen. Ende Februar hat die Wachstumsperiode gerade erst begonnen und die Säm- linge werden abgedeckt und so vor nächtlichen Temperaturrückgängen geschützt. Während meines Besuches verpflanzten Arbeiter, die in der Nähe wohnen, die reifen Setzlinge aufs Feld. Jede dieser Jungpflanzen ist mit schwerem Plastik zum Schutz des Wurzelwerks umgeben, bis sich dieses verankert hat. Wie man mir sagt, handelt es sich hier um kubanisches Saatgut, das vor 16 Jahren eingeführt wurde, wohingegen auf den Feldern in anderen Gegenden 

DIE ROLLER- UND REIFEHALLEN 

Mitglieder Great Wall Cigars

Photo: Samuel Spurr | Huang Guang Jun, Zeng Dai Long, a Ji, Zhang Wei, Li Wie, Mitglieder der Premiumzigarren-Abteilung

Drei Meisterroller sind für ein Team von fast 100 Zigarrenrollerinnen, für deren Training und die Qualitätskontrolle verantwortlich, wobei ihre Expertise im Rahmen der Partnerschaft mit Altadis durch Besuche von Masterroller Lucrecia Valdez aus der Dominikanischen Republik unterstützt wird. Fotos von Mao Zedong und berühmten Mitgliedern des 132-Rollerteams zieren die Wände der Fabrik und inspirieren die Arbeiter. Unter der Leitung von Li Wei wird in zwei Reifehallen dafür gesorgt, dass die Bestände in perfektem Zustand bleiben. Die Räumlichkeiten, in denen über 400.000 Zigarren in Holzschubkästen lagern, sind beeindruckend. „Hier reifen 30 verschiedene Blends, wobei einige Zigarren bereits 2009 gerollt wurden“, sagt Li. Tabak aus Ländern außerhalb Chinas zu beziehen stellt zunehmend eine Priorität für Great Wall Cigars dar. Das Unternehmen nimmt regelmäßig an von China Tobacco International Inc. geleiteten Delegationen in der Dominikanischen Republik, Mexiko und Indonesien teil, um Blätter für Blends zu beschaffen. In der exklusiven Lounge der Fabrik reicht mir Lei Jinshan, der für die Zigarrenroller verantwortlich zeichnet, eine Corona ohne Banderole – Konstruktion, Geschmack und Aroma dieser Zigarre könnten es durchaus mit einem dominikanischen oder nicaraguanischen Blend aufnehmen. Wie ich erfahre, handelt es sich dabei um ein Experiment mit Tabak aus Brasilien, der Dominikanischen Republik und Indonesien. 

HERAUSFORDERUNGEN MIT HILFE CHINESISCHER PHILOSOPHIE MEISTERN
„Die Herausforderung besteht darin, Great Wall Cigars unter Zigarrenkonsumenten bekannt zu machen, dafür zu sorgen, dass sie diese gut finden und sich unsere Zigarren schließlich mit anderen globalen Marken messen können“, sagt Zhang Jian Wei. Diese Herausforderung versuche man mit Hilfe chinesischer Philosophie zu meistern. „Man kann sich nur weiterentwickeln, indem man alte Muster durchbricht und neue schafft. So wie ein Schmetterling, der zwischen den Blumen umherflattert, nachdem er aus seinem Kokon geschlüpft ist.“ 

Premiumzigarren aus China mögen zwar nicht zu den täglichen Gesprächsthemen der Premiumzigarrenindustrie gehören und haben bei Zigarrenliebhabern aus aller Welt nicht oberste Priorität, doch Great Wall Cigars treibt die Dinge voran, um sich mit unterschiedlichen Tabaken am internationalen Markt zu behaupten. 

Dieser Artikel wurde in der Cigar Journal Herbst-Ausgabe 2017 veröffentlicht. Mehr 

Samuel Spurr ist seit seinem ersten Feature über die australische Zigarrenszene im Jahr 2006 als Cigar Journal-Korrespondent für den asiatisch-pazifischen Raum tätig. Er schreibt, twittert und instagrammiert regelmäßig über Zigarren, gilt in Australien als Experte auf dem Gebiet und veranstaltet oft Zigarren-Masterclasses.


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