H.Upmann

Swedish Match aus Amerikanischer Sicht

Kann Swedish Match (SM) – Marktführer der US-Zigarrenindustrie – als selbstständiges Unternehmen überleben? Und welcher Tabakriese würde überhaupt ein Angebot legen? SM ist jedenfalls die nächste greifbare Beute, nachdem Altadis, der weltgrößte Zigarrenkonzern, der auch im Zigaretten-Business eine führende Rolle spielt, zu Jahresbeginn von Imperial Tobacco geschluckt wurde. 

In Zeiten wie diesen ist die Hoffnung auf ein Ende des seit 46 Jahren dauernden US-Handelsembargos wacher denn je. Die Bush-Regierung – sie hat das Embargomentiert – geht zu Ende. Aber selbst wenn es so käme … viele Kuba-Marken wären aufgrund der markenrechtlichen Besitzverhältnisse dennoch nicht erhältlich. Und hier kommt Swedish Match ins Spiel. Die Situation sieht laut
US-Patentamt folgendermaßen aus: Fällt das Embargo, so könnte Imperial Tobacco über sein Tochterunternehmen Altadis USA sofort Marken wie Cabañas, Gispert, H. Upmann, Juan López, Montecristo, Por Larrañaga, Quintero, Romeo y Julieta, Saint Luis Rey und Trinidad verkaufen, weil es dafür die US- Markenrechte besitzt.

Swedish Match wiederum hält die Markenrechte für 13 weitere: Belinda, Bolívar, Cohiba, El Rey del Mundo, La Flor de Cano, Hoyo de Monterrey, La Gloria Cubana, Los Statos Deluxe, Partagás, Punch, Rafael González, Ramón Allones und Sancho Panza. Macht zusammen 23 der 33 Kuba-Marken. Auf fünf Brands, nämlich Diplomáticos, Fonseca, José L. Piedra, San Cristóbal und Troya, haben andere US- Firmen das Markenrecht, und die verbleibenden fünf – Cuaba, Guantanamera, Quai d’Orsay, Vegas Robaina und Veguerosliegen bei Habanos, S.A. Um Guantanamera läuft allerdings ein Gerichtsstreit mit einem US-Unternehmen. 

Habanos Logo

Falls also Imperial den Branchenriesen Swedish Match erwirbt, hätte es nach Ende des Embargos den Absatz kubanischer Zigarren in den USA im Würgegriff. Imperial kann sich vermutlich leisten, Swedish Match zu kaufen, auch wenn es mit Altadis noch das Maul voll und Milliardenschulden hat. Imperial zahlte mit 22,3 Milliarden US-Dollar das 14,2-Fache des Altadis-Jahresgewinns von 2006. Bei Anwendung desselben Multiplikators für Swedish Match (Gewinn 2007: ca. 494,1 Mio. USD) käme ein Preis von 7,02 Milliarden zustande. Imperial hatte einen Betriebsgewinn (vor Steuern und Abschreibungen) von 2,8 Milliarden, den Betriebsgewinn von Altadis von 1,9 Milliarden Dollar nicht eingerechnet! Swedish Match ist natürlich mehr als nur ein Zigarrenunternehmen und auch aufgrund seiner Marktposition bei rauchfreiem Tabak – Kautabak, Schnupftabak, Snusinteressant. Deshalb gibt es noch weitere potenzielle Interessenten. 

Philip Morris International, nunmehr unabhängig von Altria, Inc., hatte im Jahr 2007 einen Gewinn von 8,9 Milliarden Dollar und spielte bislang noch keine Rolle am Zigarrenmarkt. Der Fokus des Unternehmens auf den Absatz außerhalb der USA könnte Swedish Match aber weniger interessant erscheinen lassen. 

Aber Philip Morris USA (im Besitz von Altria) erwarb letzten Dezember die Firma John Middleton, die auf maschinell hergestellte Zigarren spezialisiert ist, für 2,9 Milliarden Dollar in bar; Middletons Gewinn für 2007 wurde auf 182 Millionen Dollar geschätzt – 37 Prozent des Gewinns von Swedish Match. Altria hat reichlich Kaufkraft: es wies im Jahr 2007 einen Gewinn von 4,5 Milliarden Dollar aus. 

British American Tobacco könnte ein Angebot legen. Mit einem Gewinn von 5,7 Milliarden war das Jahr 2007 für BAT außergewöhnlich gut. Auch ist das Unternehmen momentan relativ wenig im Zigarrenhandel tätig. Reynolds American hatte ein starkes Jahr 2007 mit einem Gewinn von 2,29 Milliarden. Finanzanalytiker spekulieren, dass das Unternehmen noch dieses Jahr Swisher International übernehmen könnte, was bei der Beliebtheit der Swisher Maschinenzigarren langfristig bessere Aussichten verschaffe als Swedish Match. Andererseits bietet Swedish den Eintritt sowohl in den Premiumals auch in den Massenmarkt … und noch eine Menge kubanischer Marken. 

Und Scandinavian Tobacco? Die ST-Group besitzt Henri Wintermans und C.A.O. und steckte in diesem Jahr 4,1 Milliarden beim Verkauf ihrer Zigarettenmarken an BAT ein. Es ist recht spekulativ, aber die ST-Group konzentriert sich nun einmal eher auf andere Tabakprodukte als auf Zigaretten, und Swedish Match könnte eine gute Ergänzung darstellen. 

Ob Swedish Match verkauft wird und wer das Unternehmen kaufen wird, steht also noch in den Sternen. Aber das Unternehmen und seine stabile Rentabilität sind sicherlich reizvoll. Auf dem Spiel steht die Gelegenheit, in Zukunft einer von zwei Hauptakteuren im Handel mit kubanischen Zigarren in den USA zu werden und eine führende Rolle während des nächsten Zigarrenbooms zu übernehmen. Es lohnt sich, dieses Schauspiel zu verfolgen. 

Dieser Artikel wurde in der Cigar Journal Sommer-Ausgabe 2008 veröffentlicht. Mehr


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