Die weltberühmte Fabrik Partagas (Adresse: Industria No. 520 in Havanna) wurde im Zuge der kubanischen Revolution vor 46 Jahren verstaatlicht. Die Eigentümer-Familie namens Cifuentes musste alles in ihrer Heimat zurück lassen und emigrierte mit nichts als den oft zitierten Kleidern auf dem Leib in die USA. Hier schaffte sie einen Neuanfang, produzierte ihre Zigarren zunächst in Jamaika, dann in der Dominikanischen Republik und verkaufte die Markenrechte schließlich an amerikanische Zigarrenproduzenten. Die Geschichte von Partagás hatsich mit Fidel Castros Revolution also gegabelt.
Photo: General Cigar | Eine dunkle Schönheit zeigt die kubanische Partagás Reserva
Nicht einmal allen eingefleischten Fans der Marke ist es geläufig, dass Partagás seither sowohl inKuba als auch in der Dominikanischen Republik produziert werden. Wie erwähnt: Kuba reklamierte nach der Revolution alle auf der Insel angestammten Zigarrenfabriken und -marken als Staatsbesitz. Auf Grund internationaler Vereinbarungen werden ihre Markenrechte heute nahezu weltweit dem Inselstaat zuerkannt.
Nur die Rechtsprechung in den USA hat diese Regelung nicht anerkannt; bis heute nicht. Das Handelsembargo der Vereinigten Staaten gegen Kuba schafft eine für den Konsumenten äußerst undurchsichtige Situation: Einerseits dürfen Partagás-Zigarren aus Kuba nicht in die USA importiert werden (Nebenbemerkung: Gerade hier erfreuen sich die Havannas allerdings großer Beliebtheit, obwohl ihr Besitz unter Strafe steht). Andererseits dürfen Partagás-Zigarren, die in der Dominikanischen Republik gerollt
werden und in den USA große Erfolge feiern, aufgrund der erwähnten internationalen Vereinbarungen nicht im Rest der Welt vertrieben werden… eine politisches Wirrwarr wie es im Buche steht.
DER LEGENDARE DON JAIME
Die Real Fábrica de Tabaco Partagás (Partagás Royal Tobacco Factory) wurde 1845 von Don Jaime Partagás in Havanna gegründet und ist damit eine der ältesten in Kuba. Don Jaime nannte seine Zigarren ,Flor de Tabacos de Partagás“. Die Fabrik ist heute noch eines der Wahrzeichen der Stadt.
Jaime Partagás schrieb Zigarren-Geschichte: Er war einer der ersten, der neue Fermentationsmethoden für den Tabak einführte. Er war es auch, der den ersten Vorleser zur Unterhaltung der Torcedores in seiner Fabrik einstellte. Seine Zigarren gewannen Preise bei internationalen Ausstellungen und somit auch weltweites Prestige. Nach dem gewaltsamen Tod von Jaime, 1868, entschloss sich die Familie Partagás, das Unternehmen an einen Banker namens José A. Bance zu verkaufen, der die Fabrik im Jahre 1900 seinerseits an Ramón Cifuentes Llano und José Fernández veräußerte.
Photo: General Cigar | Ramon Cifuentes, ursprünglicher Besitzer der Marke
Die Familie Cifuentes begründete ein beachtliches Zigarrenimperium mit Handelsmarken wie La Intimidad, Ramón Allones, Bolivar und La Gloria Cubana – alles Marken, die sich bis zur Verstaatlichung, 1961, in ihrem Besitz befanden Ramón Cifuentes’ Sohn, mit Vornamen ebenfalls Ramón, übernahm 1938 die Leitung des Unternehmens. Unter seiner Führung wurde das Geschmacksprofil der kubanischen Partagás-Zigarren, wie wir sie heute kennen, entwickelt: kräftige, erdig-ledrige und würzige Zigarren in einer breiten Palette von Formaten. 1959, zum Beginn der Revolution in Kuba, war seine Fabrik der zweitgrößte Exportproduzent von Havanna-Zigarren. Dann kam die Flucht ins Exil.
DER DOMINIKANISCHE ZWEIG
In den USA lernte Ramón Cifuentes Edgar M. Cullman kennen, den Eigentümer der General Cigar Company. Cifuentes führte ihn in die Welt handgerollter Zigarren à la Partagás ein und war auch bei der Qualitätsverbesserung der Connecticut-Deckblätter aus kubanischem Saatgut hilfreich, die von der Familie Cullman seit 1906 gezogen wurden. Als Ergebnis brachten die beiden 1971 die Marke Macanudo auf den Markt – die erste Premiumzigarre von General Cigar, die auch sehr bald zur Nummer Eins unter den amerikanischen Zigarren aufstieg.
1978 war es dann so weit, dass Ramón Cifuentes mit General Cigar die ersten Partagás-Zigarren, gerollt in der Dominikanischen Republik, auf den Markt brachte. Sie wurden ebenso wie Macanudo zu einer national verbreiteten Zigarrenmarke. Cifuentes hatte sich dabei für Deckblätter aus Cameroon entschieden, die ihm gegenüber jenen aus Kuba noch geeigneter erschienen. 1991 kam, Partagás Limited Reserve“ dazu, die Cifuentes zusammen mit dem Master-Blender bei General Cigar, Daniel Nuñez, entwickelte. 1995, zum einhundertfünfzigsten Jubiläum von Partagis, entwickelte Cifuentes mit Zigarrenmeister Daniel Nuiez die Limited Edition Partagás 150“ und die ,,Signature Series“
Im Jahre 2000 übermahm der Tabakkonzen Swedish Match, heute die Nummer Zwei weltweit, das erfolgreiche Unternehmen General Cigar: Im selben Jahr starb Ramón Cifuentes 91-jährig, Bis ins hohe Alter hat er die Produktion der Partagás-Zigarren überwacht.
2005 brachte Daniel Nuñez als letzten Schrei der Partagás-Zigarren evolution die ,Partagis Limited Reserve Decadas“ mit einem zehnjährigen Cameroon-Deckblatt, mit dominikanischen und nicaraguanischen Filler-Tabaken und einem Umblatt aus Honduras, heraus.
DER KUBANISCHE ZWEIG
Photo: General Cigar | Jaime Partagás schrieb Ziegarren-Geschichte: Er war einer der ersten, der neue Fermentationsmethoden für den Tabak einführte
Die Entwicklung der Partagás auf kubanischer Seite kennen Sie aufgrund unserer kontinuierlichen Berichterstattung allzu gut. Zum 150. bzw. zum 15S. Bestandsjahr erschienen Jubiläumszigarren in limitierten Humidoren. 1995 wurde die bemerkenswerte Salomones aus dem Dornröschenschlaf erweckt. 200S folgten die Serie D No. 4 Reserva und die mittlerweile sehr beliebte Serie PNo. 2. In kurzen Intervallen scheint der Markenname auch im Reigen der Ediciónes Limitadas auf seit dem Jahr 2000 erschienen eine Pirámides, die Serie D No.3,2 und 1 sowie neuerlich die No. 3 (im Vorjahr).
Hand in Hand damit ging und geht eine Bereinigung des umfangreichen Portfolios an Vitolas. Von den 40 verschiedenen Formaten im Jahr 2002 gibe es heute gerade ein mal die Hälfte. Was der Markt nicht (mehr) annimmt, wird aus dem Programm gestrichen. In den vergangenen 10+ Jahren hat die kubanische Partagás auch einige geschmackliche Anderungen durchgemacht. Die einhellige Meinung der Aficionados ist, dass die Zigarren abgerundeter und weniger robust sind als früher. Ebenso einig ist man sich aber auch in der Einschätzung, dass die Marke Partagás ihr eigenständigesGeschmacksprofil im Reigen der Kuba-Zigarren weitgehend bewahrt hat.
EINE MARKE-ZWEI PHILOSOPHIEN
Die beiden Partagás-Herkunftsländer Kuba und Dominikanische Republik sind miteinander nicht vergleichbar. Auch deshalb, weil Böden, Klima und Saatgut unterschiedliche
Geschmacksausdrucksformen ergeben. Wir vom European Cigar Cult Journal wollten die beiden Marken mit demselben Namen gerade deshalb gegenüber stellen.
Unser Fazit: Die dominikanischen Zigarren sind von großer Qualität in ihrer Verarbeitung, Aromatik und Gesamtharmonie. Die Limited Reserve sind in ihrem Aromareichtum und
geschmacklichen Tiefgang sogar eine Klasse für sich. Und auch die kubanischen Partagás haben ihr ausdrucksstarkes Geschmacksprofil, das uns Europäern wahrscheinlich geläufiger ist. Im Test waren sich unsere Juroren bei den Kuba-Versionen jedenfalls öfter als bei der dominikanischen Partagás einig im Gesamteindruck, wenn es hieß: „Typisch
Partagás.“ Wie man es auch dreht und wendet: Die Authentizität der Partagás-Zigarren bleibt (für uns Europäer) wohl immer eine kubanische.
Die kubanischen Partagás-Zigarren wurden von der Sth Avenue Products Trading-GmbH, autorisierter Importeur von Habanos-Zigarren, zur Verfügung gestellt.