Flecken auf dem Deckblatt: Grüne, gelbe, schwarze und weiße Punkte erklärt

Mit den Jahren habe ich ein ganzes Sammelsurium an Zigarren mit unterschiedlichen Verfärbungen im Deckblatt zusammengetragen. Wir sprechen hier nicht von der Zigarrenblüte, einem Effekt, den wir bereits in der Ausgabe 1/2010 behandelt haben. Diese lässt sich vom Deckblatt entfernen. Verfärbungen des Deckblattes lassen sich nicht entfernen, weil es sich meist um Pigmentfehler im Deckblatt handelt. Grüne oder graugrüne Flecken, gelbe oder hellbraune Punkte (große und kleine), weißlich-graue Verfärbungen, in seltenen Fällen auch schwarze Punkte – die Palette ist weit gefächert.

Bei der Beurteilung und Beschreibung dieser Flecken sei auf das Buch des studierten Agrarwissenschaftlers Didier Houvenaghel, „The Cigar from Soil to Soul“, hingewiesen – ein Fundus für all diejenigen, die sich diesem Thema vertieft widmen wollen. Der folgende Absatz ist inhaltlich an die Aussagen in seinem Buch zu diesem Thema angelehnt:

Photo: Marc André

Grüne Flecken im Deckblatt sind kein Schimmel, wie bisweilen fälschlich angenommen wird, sondern gehen auf den Pflanzenfarbstoff Chlorophyll zurück. Erfolgt die Trocknung des Tabaks bei zu hoher Temperatur und zu geringer Luftfeuchte, so läuft der Trocknungsprozess zu schnell ab und das Chlorophyll wird nicht gänzlich abgebaut. Weist das Deckblatt feine Risse auf, so sammelt sich in diesen das Chlorophyll, konzentriert sich und kann ebenfalls nicht mehr vollständig abgebaut werden. Ich persönlich bin nicht in der Lage, einen negativen geschmacklichen Einfluss dieser Verfärbung zu identifizieren.

Gelbe Flecken (Foto oben) haben ihre Ursache in zu geringer Feuchtigkeit während des Trocknungsprozesses in der Scheune. Dadurch kommt es zu einer partiellen Verdickung gelber Pigmente. Diese gelben Flecken bleiben auch während der Fermentation erhalten und stellen einen Deckblattfehler dar. Ein solches Deckblatt sollte eigentlich nicht verwendet werden.

Schwarze Flecken haben ihre Ursache in zu hoher Feuchtigkeit bei der Trocknung. Der Zucker wird nicht gänzlich abgebaut und die einst helleren Pigmente verfärben sich schwarz. Aufgrund des zu hohen Zuckergehalts kann es bei dieser Art Verfärbung während des Rauchens zu dem bekannten Eindruck übermäßiger „Frische“ kommen, und man kann zudem ein unangenehmes Kratzen im Hals wahrnehmen.

Photo: Marc André

Weiße Flecken mit unscharfer Kontur, direkt angrenzend an eine Blattader und von beträchtlicher Größe (bis zu 10 mm), haben ihre Ursache im Befall der grünen Tabakblätter mit Blauschimmel. Für die grüne Pflanze ist der Blauschimmel gefährlich, für den durchfermentierten Tabak ist er irrelevant und ohne negative Auswirkungen auf Brandverhalten und Geschmack. Kleine weiße Flecken, die an Sesamkerne erinnern, sind ein Zeichen für den Befall des grünen Blattes mit dem Pilz cercospora, der sich vom Chlorophyll des Blattes ernährt, ohne es dabei in seiner Integrität zu verändern und ohne nennenswerte Auswirkung auf den Geschmack.

Dieser Artikel wurde in der Cigar Journal Herbst-Ausgabe 2012 veröffentlicht. Mehr

Marc André ist leidenschaftlicher Zigarrenraucher und Humidorbauer. Er hat verschiedene Befeuchtungselektroniken für Humidore entwickelt, ist beratend und ausführend im Bereich Humidor-Sonderserien und Individualanfertigungen tätig. Neben seiner Vortragstätigkeit zum Thema Zigarrenlagerung und Humidorbau betreibt er die Website www.humidorbau.de und bietet dort mit seinen zu 100% in Deutschland gefertigten Humidoren der Century-Serie vom kleinen Tischhumidor bis zum Agingschrank Lösungen zur professionellen Zigarrenlagerung an.


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