Etuis und Hülsen dienen dem ganz offensichtlichen Zweck, wenige Zigarren sicher im Gepäck oder in der Kleidung zu transportieren. Etuis und Hülsen bestehen aus Leder, Holz, Metall, Carbon, Kunststoff oder einer Kombination dieser Materialien. Folgende Beurteilungskriterien sollen zur richtigen Auswahl des passenden Etuis herangezogen werden:
• Schutz der Zigarre vor Beschädigung
• Schutz vor dem Austrocknen der Zigarre
• Eignung zum Transport unterschiedlicher Formate
• Wertanmutung und optisches Erscheinungsbild
• Komfort, Handling und Gebrauchswert
Unabhängig vom Material – Hülsen bestehen aus zwei zusammensteckbaren Zylindern bzw. Doppel- oder Dreierzylindern, je nachdem ob ein, zwei oder drei Zigarren transportiert werden sollen. Sie bieten an sich einen hervorragenden Schutz vor Beschädigung und schützen die Zigarre ebenso gut vor Feuchtigkeitsverlust. In große, starre Hülsen kann man natürlich auch kleinere Zigarren stecken, allerdings sollte man darauf achten, die Hülse nicht fallen zu lassen, sonst kann die kleine Zigarre in der großen Hülse auf das Brandende oder den Kopf stoßen, was mitunter zum Auf- platzen führen kann. Aus diesem Grund gibt es Hülsen in unterschiedlichen Längen. Für Einzelzigarren gibt es auch stufenlos verschiebbare Hülsen, die der jeweiligen Zigarrenlänge angepasst werden können.
Hülsen aus Metall
Neben billigen (aber praktikablen) Hülsen aus Weißblech gibt es natürlich auch solche aus Edelmetall für mehrere hundert Euro. Letztere weisen lediglich eine höhere Wertigkeit auf, sind aber nicht besser oder schlechter für den eigentlichen Zweck geeignet. Das Handling ist unproblematisch. Man muss beim Einstecken der Zigarre nur darauf achten, nicht mit dem Deckblatt an den relativ scharfen Kanten der Hülsenkante hängen zu bleiben. Das mag als Binsenweisheit gelten, aber – Hand aufs Herz – wem ist es nicht schon einmal passiert?
Ist die Zigarre unbeschadet in der Hülse gelandet wird es spannend, sie wieder herauszuziehen. Vor allem dann, wenn die Hülse lang und die Zigarre kurz und dick ist. Wenn Sie die Zigarre zu tief in die Hülse eingepresst haben, bieten Sie ein unvergleichliches Schauspiel am Tisch. Da wird dann geschüttelt und geklopft, und nicht selten ist so manche Hülse bei heftigen Schüttelbewegung am Tisch des Nachbarn gelandet. Bei einem der vergangenen Habanos Festivals haben wir uns den Bauch gehalten vor Lachen, als uns ein leidgeprüfter Hülsenbenutzer erzählte, wie er am Strand saß und verzweifelt versucht hat, seine zu dicke Zigarre aus der zu dünnen Hülse zu klopfen. Einziger Ausweg: Hülse in die pralle Sonne legen, die Zigarre etwas austrocknen lassen, damit sie ihren Durchmesser verliert, und dann aus der Hülse schütteln.
Hülsen aus Holz
Derzeit nicht unbedingt im Trend, aber doch schön anzusehen sind Hülsen aus Holz. Meist wird Bruyere-Holz dafür verwendet, aber auch gedrehte Hülsen aus Wenge, Eiche, Mahagoni oder anderen Hölzern sind im Handel erhältlich. Da Holz Feuchtigkeit aufnimmt und die Holztuben innen nicht versiegelt sind, sollte man die Hülsen im Humidor lagern. Ansonsten zieht das trockene Holz relativ schnell die Feuchtigkeit aus dem Deckblatt der Zigarre, es verliert an Elastizität, schrumpft etwas zusammen und kann die Spannung der dicken Einlage der Zigarre nicht mehr halten. Ergebnis: Geplatztes Deckblatt.
Aus diesem Grund sollte ein Holzetui immer befeuchtet gelagert werden und niemals austrocknen (was auch dem Holz selbst nicht gut bekommt, da es reißen kann). Da die Kanten eines Holzetuis nicht so scharf sind wie die eines Metalletuis besteht kaum Verletzungsgefahr für die Zigarre beim Einstecken in die Hülse. Ansonsten gilt das gleiche wie für die Metallhülsen.
Hülsen und Etuis aus Leder
Ja – das ist Geschmacksache. Oder Geruchsache. Sehr hochwertig verarbeitetes Leder kann nahezu geruchfrei sein, meist kommen die Lederetuis aber aus Indien, Pakistan oder China und sind alles andere als geruchfrei. So lange eine Zigarre nur kurze Zeit in einem Lederetui liegt, ist das zu vernachlässigen. Aber nach 1 bis 2 Tagen in einem Lederetui riecht die Zigarre oft nicht mehr nach Tabak, sondern nach Leder.
Achten Sie beim Kauf darauf, dass das Leder möglichst gerucharm ist und lassen Sie sich das bei einer Bestellung im Internet vom Verkäufer bestätigen. Der Preis ist dabei von untergeordneter Bedeutung. Es gibt unglaublich schön verarbeitete und hochpreisige Lederetuis, die wie eine Gerberei stinken. Und es gibt günstige No-Name-Produkte, die nahezu geruchfrei sind. Hier hilft nur die Nase bzw. die Aussage eines vertrauenswürdigen Verkäufers. Auch nimmt Leder relativ viel Feuchtigkeit auf, was zu einem schnelleren Austrocknen der Zigarre führen kann.
Was für das Holzetui gilt – die Lagerung im Humidor –, gilt keinesfalls für das Lederetui. Dieses würde bei der hohen Luftfeuchte im Humidor zu müffeln beginnen, und der Ledergeruch gehört nun keinesfalls in den Humidor. Genau so wenig wie ein Glas Rum, ein Apfelschnitz oder ein Stück Kernseife. Manche Lederetuis sind innen mit Spanischem Zedernholz ausgekleidet. Das reduziert den Ledergeruch durchaus, allerdings sind diese Etuis dann so dick, dass man sie kaum mehr in die Jackentasche stecken kann, ohne dem Glöckner von Notre Dame zu gleichen.
Hülsen aus Carbon
Ich kann es mir nicht verkneifen, doch eine persönliche Wertung abzugeben. Von allen am Markt erhältlichen Etuis halte ich die aus Carbon für die erste Wahl. Perfekter Schutz der Zigarre vor Beschädigung und Austrocknen, variabel in der Länge, hochwertige Optik, extrem leicht und mit einer Wandstärke von 1,5 mm so dünn, dass man es selbst in einer Hemdtasche problemlos transportieren kann.
Einziger Nachteil: Die Auswahl erhältlicher Etuis ist sehr überschaubar. Der Grund: Die Herstellung ist teuer und aufwändig, da entsprechende Pressformen erforderlich sind und die Pressung und Trocknung der Polyester-Carbon-Verbindung im Autoklaven, einer Art Unterdruckbackofen, erfolgen muss. Daher müssen relativ große Stückzahlen produziert werden, um den Preis nicht in astronomische Höhen zu treiben. Diesen Aufwand betreiben nur wenige Hersteller. Doch die am Markt erhältlichen Carbon-Etuis sind ausgezeichnete Lösungen, da sie sämtliche Vorteile in sich vereinen. Allenfalls die etwas technische Optik ist Geschmackssache.
Hülsen mit Befeuchtungselement
Mitunter findet man Hülsen oder Etuis mit einem eingebauten Befeuchtungssystem. In aller Regel handelt es sich dabei um ein Stückchen Schwamm oder Blumensteckschaumschwamm, das an einem Ende des Etuis sitzt und durch eine gelochte Platte von der Zigarre getrennt ist. Nun kann man es sich aussuchen, ob man ein matschiges Brandende oder einen butterweichen Zigarrenkopf haben möchte – diese Konstruktion ist völliger Unsinn, da die Zigarre immer nur an einem Ende befeuchtet wird. Und das völlig unkontrolliert. Lassen Sie die Finger von solchen Produkten.
Es gibt aber eine Ausnahme: Die Habanos S.A. hat eine Hülse für Einzelzigarren mit unterschiedlichen Markenaufdrucken auf den Markt gebracht, deren Konstruktion wirklich pfiffig ist und mich als Humidorbauer begeistert (Foto rechts). Das Etui ist als Doppelzylinder aufgebaut. Das heißt, um die eigentliche Hülse ist eine zweite Hülse im Abstand von etwa 1,5 mm übergeschoben. An einem Ende der Hülse ist eine aufschraubbare Kappe. Dahinter sitzt ein langes Befeuchterschwämmchen in einer zylindrischen Öffnung. Diese Innenhülse hat seitlich kleine Löcher, die Innenhülse, wo sich die Zigarre befindet, hat ebenfalls kleinste Löcher.
Die Luftfeuchte kann durch den Raum zwischen den beiden Hülsen an die Zigarre gelangen und verhindert so ein ungleichmäßiges Befeuchten. Obwohl ich kein Freund der sogenannten Humidorflüssigkeit (eine Mischung aus entmineralisiertem Wasser und Propylenglykol) bin, sollte der Schwamm in dieser Hülse nur damit getränkt werden. Würde man nur entmineralisertes Wasser verwenden, so käme es auch hier zur Überfeuchtung. Die Frage, ob man in einer dicht schließenden Hülse für eine Einzelzigarre wirklich ein Befeuchtungssystem benötigt, ist eine andere. Das ist an sich ja nicht wirklich notwendig – aber die Art der Realisierung einer Befeuchtung in beengten Verhältnissen finde ich recht gelungen.
Dieser Artikel wurde in der Cigar Journal Winter-Ausgabe 2011 veröffentlicht. Mehr