Photo: Wolfertz | Der Xikar-Cutter ist das Resultat einer bewährten Kooperation mit dem US-Hersteller Xikar Inc
Schon in den 20er-Jahren letzten Jahrhunderts spezialisierte sich das Familienunternehmen Wolfertz in Solingen, Deutschland, auf Zigarrenschneider. Heute kennt die Cutter mit dem Aufdruck „WOLF“ so gut wie jeder, der schon einmal eine Zigarre angeschnitten hat. Im Laufe von 91 Jahren hat sich das Unternehmen zu einem weltweit bekannten Spezialisten hochgearbeitet. Die Kooperation mit dem US-Hersteller Xikar Inc. hat den Erfolg in den vergangenen Jahren sicher noch beschleunigt. Und seit zwei Jahren ist Wolfertz auch noch Importeur von Premium Zigarren für den deutschen Markt. Oliva samt den Linien Nub und Caine sowie 601 von EO Brands sind dank dieses Engagements heute gängige Zigarrenmarken in Deutschland. Dahinter steckt vor allem die große Leidenschaft des jungen Geschäftsführers Thorsten Wolfertz und sein Anspruch, seine eigene Generation für die Zigarre zu begeistern. Wahrlich keine einfache Aufgabe in dieser schwierigen Zeit.
Für Thorsten Wolfertz ist der Mix aus Tradition und Moderne das Rezept für eine langfristige unternehmerische Zukunft. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat der heute 75jährige Hans-Werner Wolfertz die Firma von Grund auf neu entworfen. Seinen Sohn Thorsten hat er nie unter Druck gesetzt, in das Geschäft einzusteigen. Nach Beendigung nächst nur für ein halbes Jahr in die Welt der Fertigung von Stahl reinschnuppern. Eigene Ideen umgesetzt zu sehen, Strukturen zu verändern, das verlangte nach Verlängerung, so war nach zwei Jahren die Entscheidung getroffen. Fortsetzung war angesagt.
Photo: Wolfertz | Scheren aus dem Familienunternehmen Wolfertz in Solingen
Was höchstwahrscheinlich nur die wenigsten wissen: im Hause Wolfertz wurde vor 30 Jahren der erste Doppelschnittcutter für Zino vom Hans-Werner Wolfertz entwickelt. Eine echte Innovation, die oft kopiert wurde. Der Cutter wird heute noch für Davidoff produziert, ähnelt der Konstruktion des Ursprungsmodells von damals aber in keiner Weise mehr. Die Qualität und Funktionalität jedoch war seinerzeit genauso zuverlässig wie heute. Vor kurzem traf Thorsten einen Kunden, der noch ein solches Uraltmodell besitzt … und es schneidet immer noch! Das war ein schönes Erlebnis und erfüllt ihn mit Freude und Stolz für seinen Vater. Vielleicht ist es genau diese herzliche Einstellung, die den Unterschied macht.
Sie hilft einem kleinen Unternehmen mit Wissen, Fertigkeit und langjähriger Erfahrung kontinuierliche Qualität zu produzieren und sich am hart umkämpften Markt durchzusetzen. Die sieben Mitarbeiter, die mit Engagement und Teamgeist an einem Strang ziehen, wissen das familiäre Arbeitsklima jedenfalls zu schätzen. Vier davon arbeiten in der Produktion, drei in der Administration, darunter auch Markus Waldhelm, der als Verkaufsleiter das Großhandels- und Exportgeschäft betreut. Der Seniorchef lässt es sich nicht nehmen, jeden Tag nach dem Rechten zu sehen, er arbeitet zeitweise auch noch leidenschaftlich in der Produktion mit. Thorsten Wolfertz selbst ist für Marketing, Einkauf und das Einzelhandelsgeschäft zuständig.
STAHL UND HANDARBEIT
Photo: Wolfertz | Geschäftsführer Thorsten Wolfertz mit Verkaufsleiter Markus Waldheim
Und was macht den Unterschied zu anderen Herstellern aus? Zum einen ist es der Feinschliff, der ebenso wie sämtliche Polierarbeiten von Hand ausgeführt wird. Ein absolutes Muss, denn Cutter und Scheren können nur eine lange Schnitthaltigkeit aufweisen, wenn die Schneide feingeschliffen und hochglanzpoliert ist. Und selbstverständlich ist es zum anderen das Grundmaterial, also der Stahl, der entscheidend eine langjährige Gebrauchsfunktion garantiert, da ausschließlich Stähle verarbeitet werden, die bis 57 RWC (Rockwellhärtegrad) gehärtet werden. Da können selbst einige Einsatzmesser nicht mithalten. Für alle Enthusiasten von Messern und sonstigem Schneidewerkzeug dürfte die Art des meistverwendeten Stahls interessant sein – X46CR13, (amerikanische Bezeichnung AISI 420C), ein Stahl, der für Werkzeuge aller Art wie Messer, Scheren und chirurgische Instrumente zum Einsatz kommt. Er zeichnet sich vor allem durch besonders hohe Verschleißfestigkeit und Korrosionsbeständigkeit aus. Der maßgebliche Unterschied liegt also in der Kombination der Fertigung und des Rohmaterials.
Photo: Wolfertz | Rohlinge für den V-Cutter
Synergien und Kooperationen sind wichtige Strategien in dem Kleinunternehmen, das auch den Vertrieb von Donatus-Cuttern organisiert. Die Kunststoffversion von Xikar wird seit 2000 im Hause Wolfertz produziert. Und mit dem erwähnten Großhandel von Zigarren startete ein neues Kapitel in der Geschichte des Solinger Unternehmens. Aktuell verzeichnet die Wolfertz GmbH im Zigarrensegment einen monatlichen Zuwachs von zehn Prozent. Das scheint gerade im Hinblick auf die Restriktionen in Deutschland besonders erfreulich. Angetrieben von der Passion für das braune Gold war es für Thorsten Wolfertz offenbar eine logische Konsequenz, einen Partner in der Zigarrenwelt zu finden. „Einen Blend zu kreieren oder allein durch Riechen am Tabakblatt den Fermentierungsgrad zu erkennen, das kann man sich nicht anlesen“, so Thorsten, „man muss schon ein paar Jahre Erfahrung sammeln – in der Tabakbranche ebenso wie auf anderen Gebieten. Ich hatte bis zu meinem Einstieg ins Familienunternehmen keine Ahnung von Stahl oder seiner Bearbeitung. Das habe ich alles von meinem Vater gelernt.“
Dieser Artikel wurde in der Cigar Journal Herbst-Ausgabe 2010 veröffentlicht. Mehr