museo del tabaco ancient table

Museo del Tabaco: Ein lebendiges Museum

Eigentlich ist ja ganz Kuba ein lebendiges Museum … die kolonialen Fassaden aus der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts prägen das Stadtbild von Havanna, die amerikanischen Oldtimer sind eine Touristenattraktion. Auch die kubanische Zigarrenindustrie setzt bewusst auf Tradition.

 

Havannas werden im großen und ganzen immer noch so hergestellt wie vor hundert Jahren. Doch das Wissen will gepflegt sein, damit es mit der Zeit nicht vergessen wird. Dieser Aufgabe widmet sich das Museo del Tabaco in der Altstadt von Havanna.

Das Museo del Tabaco in Havanna pflegt das Erbe der kubanischen Tabakbranche und gibt es an die nächste Generation weiter.

Untergebracht ist das Museum in einem Reihenhaus in der Calle Mercaderes, zur der man gelangt, wenn man der Einkaufsstraße Calle Opispo bis fast an ihr Ende folgt. Vielen Zigarrengenießern ist das benachbarte Hotel Conde de Villanueva bekannt, in welchem die Casa del Habano von Reynaldo González untergebracht ist. Ein unscheinbares Schild in der Türe weist den Weg zu einer kleinen Treppe, die zum Museum auf der ersten und zweiten Etage führt.

museo del tabaco director zoe nocedo primo portrait

Photo: Manuel Fröhlich

„Die Habano ist ein Symbol der Kultur und Identität Kubas, das wir fördern wollen“, erklärt die Direktorin Zoe Nocedo Primo ihre Mission. Sie will mir das Angebot des Museums zeigen. Die Führung beginnt aber nicht mit einem Rundgang von Exponat zu Exponat, wie ich es erwartet habe; stattdessen setzen wir uns und bald wird klar: Es gibt viel zu erzählen.

Die „Tertulias de Habano“ sind das erste Beispiel der Kulturförderung, wie sie das Tabak-Museum betreibt. An diesen Treffen ehren Intellektuelle, Vertreter der Industrie und Freunde des Hauses jeweils eine herausragende Persönlichkeit der Tabakwelt – immer abwechselnd eine noch lebende oder eine historische. Heinrich Villiger war beispielsweise schon Ehrengast einer Tertulia.

Auch Ernesto Che Guevara oder Gaucho Marx standen schon im Rampenlicht. Bei der Veranstaltung zu Ehren Winston Churchills nahmen dessen Nichte sowie der britische Botschafter teil.

Für die Lectores, die Vorleser der Tabakfabriken, bietet das Museum Ausbildungskurse an. „In diesen Kursen unterrichten wir die Vorleser in den Bereichen Literatur, Journalismus und Kommunikation“, erklärt Zoe Nocedo Primo diese Initiative. Mit Erfolg. Es ist wiederholt vorgekommen, dass Lectores vom Fernsehen abgeworben wurden. Für die insgesamt über 200 Vorleser pflegt das Museum eine Bibliothek.

Das Museum habe sich dadurch zu einem regelrechten Zentrum für die Vorleser aus dem ganzen Land entwickelt, erzählt die Direktorin stolz. Das neueste Projekt in diesem Zusammenhang heißt „Dialogocon…“Es bringt zeitgenössische Schriftsteller mit Vorlesern und Arbeitern der Tabakfabriken zusammen. Das Museum hat außerdem einen Club für die „Freundinnen der Habano“ gegründet. Mitarbeiterinnen von „La Casa del Habano“-Geschäften, Fabrikdirektorinnen, Schriftstellerinnen und Journalistinnen aus dem In- und Ausland treffen sich und networken in diesem Rahmen. Alle zwei Monate findet ein Treffen mit einem neuen Thema statt. Es gibt Musik und eine Zigarren-Degustation.

Die Habano ist ein Symbol der Kultur und Identität Kubas.

Immer am internationalen Tag der Frau organisiert das Museo del Tabaco eine Diskussionsrunde, und einmal jährlich ist eine Veranstaltung den Frauen in einem bestimmten Beruf der Tabakbranche gewidmet. Alle zwei Jahre organisiert das Museo del Tabaco das „Symposio Habana Habanos“. Diese Treffen mit dem Charakter einer wissenschaftlichen Konferenz dient dem Austausch zwischen Experten aus dem In- und Ausland zu allen Themen rund um die kubanische Zigarrenkultur.

Zuletzt zog das Symposio über 100 Forscher, Sammler und Journalisten an. „Am populärsten sind jedoch die „Cursos Habanos Cultura y Maridaje“, erzählt die Direktorin weiter. Bei diesen Kursen vertiefen die Teilnehmer ihr Wissen über die kubanischen Zigarren, im Speziellen in Verbindung mit Getränken. Thema ist etwa die Verbindung von Rum mit Habanos. Die Kurse sind beliebt bei Sommeliers, Händlern und auch bei privaten Genießern.

Kaderschmiede von Habanos

Seit 17 Jahren arbeitet Zoe Nocedo Primo im Museum und seit 15 Jahren leitet sie die Institution als Direktorin. Zuvor unterrichtete sie als Professorin für Philosophie und Geschichte an der Universität Havanna. Vielleicht erklärt dies, wie es dazu gekommen ist, dass das Museo del Tabaco auch den wichtigsten Ausbildungslehrgang für Habanos-Kader auf die Beine gestellt hat.

Seit 1999 finden diese Lehrgänge jedes Jahr statt. Unterrichtet werden fünf Fächer: Geschichte, Kunst und Kultur, Tabakanbau in Kuba, Preindustria (damit sind die Vorstufen der Tabakverarbeitung bis zum Zeitpunkt des Rollens gemeint) und das Modul „El Habano para el mundo“, das Themen wie Handel und Marketing umfasst. Die Absolventen der sechsmonatigen Ausbildung erhalten ein Diplom, das in der kubanischen Tabakbranche höchste Anerkennung genießt und als Voraussetzung für den Aufstieg in höhere Positionen gilt. Alle Mitglieder des heutigen Direktoriums von Habanos SA haben bei Zoe Nocedo Primo die Schulbank gedrückt.

Es gibt die Idee, aus der alten Partagás-Manufaktur ein Museum zu machen.

Neben all diesen Aktivitäten, die für den Besucher auf den ersten Blick nicht sichtbar sind, ist das Museo del Tabaco aber auch ein ganz normales Museum, das jedem offen steht. Die Ausstellung zeigt alte Raucher-Accessoires und Kunstwerke, historische Ausrüstungsgegenstände aus den Fabriken, eine komplette Arbeitskleidung von Alejandro Robaina und einen alten Pflug seiner Vega. Interessant sind auch die historischen Lithographien.

Doch das Platzangebot ist eingeschränkt. „Es ist nur ein provisorischer Standort“, entschuldigt die Direktorin. „Das heutige Museum wird der Bedeutung, welche die Habano für Kuba hat, nicht gerecht.“ Allerdings hat das Provisorium schon einige Jahre Bestand. Das Museum wurde 1993 hier gegründet und feiert dieses Jahr das 20-jährige Bestehen. Neuerdings gibt es wieder Hoffnung auf einen baldigen Umzug. „Es gibt die Idee, aus der alten Partagás-Manufaktur ein Museum zu machen.“

Information:

Adresse
El Museo del Tabaco
Mecaderes núm. 120
e/ Obispo y Obrapía Habana Vieja
T: (537) 8615795

Eventkalender
www.habanacultural.ohc.cu
www.ohch.cu

 

Dieser Artikel wurde in der Cigar Journal Frühjahres-Ausgabe 2014 veröffentlicht. Mehr

Manuel Fröhlich aus der Schweiz gründete mit 18 Jahren einen Online-Handelsgeschäft für Zigarren. Während seines Studiums an der Universität St. Gallen baute er das Geschäft aus und eröffnete schliesslich 2014 in Zürich das Manuel’s, ein karibisches Genussmittelgeschäft für Zigarren, Kaffee und Rum. Für Cigar Journal berichtet Manuel Fröhlich aus Kuba und anderen Anbauländern, wo er regelmässig unterwegs ist, und recherchiert Hintergrund-Themen rund um den Zigarrengenuss.


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