Oscar in seiner Fabrik

Oscar Valladares: Der neue Star der Zigarrenbranche

Nicht nur die Zahl 2012 ist für den Zigarrenhersteller Oscar Valladares bedeutend – auch das honduranische Urvolk und Oscars Liebe zu seiner Hei- mat haben den jungen Mann dahin gebracht, wo er heute steht: Er ist eine der vielversprechendsten, kreativsten und interessantesten Persönlichkeiten auf dem internationalen Zigarrenparkett. 

Bis 2011 arbeitete Oscar für einen der ganz großen Strippenzieher der Zigarrenszene, für Rocky Patel. „Als ich vor 15 Jahren Danlí erstmals besuchte, rauchte ich nicht einmal Zigarren!“ verrät Oscar, der damals für Rocky Besucher quer durch Honduras chauffierte. „Aber ich habe mich sofort in diesen wunderschönen Prozess der Zigarrenherstellung verliebt. Ich begriff, was es für ein spezieller Moment ist, eine Zigarre zu rauchen, weil soviel individuelle Arbeit drinnen steckt“, erinnert sich der Honduraner.

Er begann darüber nachzudenken, wie er Teil dieses Prozesses werden könne, und es dauerte nicht lange, bis Rocky Patel Oscars Wissensdurst und seine Leidenschaft für Zigarren erkannte. Er bot ihm zunächst an, Vollzeit in der Qualitätskontrolle zu arbeiten. Wenig später übernahm Oscar als selbstständiger Unternehmer sogar die Zigarren-Distribution für Rocky Patel Premium Cigars in ganz Südamerika. Kurz darauf folgte die Ernüchterung: Aus verschiedenen Gründen liefen die Geschäfte nicht und zurück blieb ein Berg an Schulden. Oscar wäre jedoch nicht Oscar, hätte er sich davon unterkriegen lassen. Was wie das Ende aussah, war Oscars Anfang. 

Zeitenwende für Oscar Valladares

Bayron, Oscar und Hector

Bayron Duarte und Bruder Hector sind Oscars engste Vertraute und Businesspatner in der Fabrik in Danlí | Photo: Keith Glines

Bereits damals strotzte Valladares nur so vor Ideen. Als er 2012 in Danlí mit eigener Produktion loslegte, hatte er längst sein erstes Produkt vor dem inneren Auge: die 2012 by Oscar. In der Box befand sich eine Zigarre, die statt in Cellophan in ein unfermentiertes Tabakblatt eingewickelt war. Es war jene besondere Zigarre, die zur Zeitenwende am 21.12.2012 geraucht werden sollte,. „Ich kreierte die Puro für dieses Datum für die Passionados in Mexiko, Guatemala und Honduras“, erzählt uns Oscar.

„Die Leute kennen die Geschichte der Mayas gut und ich dachte, mit so einer Geschichte verkaufe ich mein Produkt leichter. Der Twist mit der in ein loses Blatt eingewickelten Zigarre sollte an die ersten robusten Zigarren der Mayas erinnern, die einfach Tabakblätter wickelten und rauchten.“ Die Idee ging auf, das Produkt war gut und der Verkauf vielversprechend. Durch die 2012-Zigarre wurde ein Shopbesitzer aus den USA auf den frischgebackenen Zigarrenhersteller aufmerksam. Jim Robinson, Eigentümer von Leaf and Bean, verkaufte in seinem Shop die 2012 und führte sie damit in den USA ein. Durch die 2012 inspiriert, wollte Robinson einen Private Blend von Oscar.

Alle Zigarren sollten in ein Tabakblatt gewickelt sein, wie jene einzelne bei der 2012. Valladares hatte gerade eben mit Ach und Krach eine kleine Fabrik angemietet – Masterblender Bayron Duarte und Bruder Hector Valladares standen ideell und finanziell für Oscar ein. Bis heute sind sie seine engsten Vertrauten und Miteigentümer des Unternehmens in Danlí. „Bayron gab mir 2011 den Hinweis auf die kleine, leerstehende Fabrik und machte mir immer wieder Mut, ein eigenes Unternehmen aufzuziehen. Mein Bruder setzte sein Haus bei der Bank ein, damit wir an Geld kamen“, beschreibt Oscar diese schwierige, aber alles entscheidende Zeit. 

Die Tabakfelder von Valladares in Copàn

Über 80 Hektar Tabakfelder bewirtschaftet Valladares in Copàn, Tendenz steigend | Photo: Keith Glines

Leaf By Oscar

Was folgt, liest sich wie ein „Zigarren-Märchen“: Robinson bestellte 5000 Zigarren, das Label nannte sich Leaf and Bean by Oscar. „Als ich ihm 2013 die erste Tranche von 1000 Zigarren schickte, waren diese nach eineinhalb Wochen ausverkauft. Die Leute waren verrückt nach der neuen Marke, es hagelte Anrufe von zahlreichen Shopbesitzern, die alle diese Zigarre wollten.“ Robinson hält die Verkaufsrechte der Leaf by Oscar – so lautet der inzwischen adaptierte Name – für die USA.

Die Zigarre wurde ein Verkaufsschlager. Wer genauer hinschaut, bemerkt, mit welcher Liebe zum Detail Oscar seine Produkte ausstattet. Die Zigarrenringe der Leaf by Oscar sind aus handgeschöpftem Papier – Grundstoff ist jedoch nicht irgendeine Pflanze, sondern Basis bilden Reste von Tabakblättern. Neuerdings verwendet Oscars sogar Tabakblüten, woraus wunderschöne Papierbögen entstehen. Seine Papierwerkstatt beschäftigt inzwischen 25 Frauen in Danlí. 2016 lancierte Valladares die Oscar Valladares. In Kürze schaffte es die neue Marke unter die Top 25 des Cigar Journals, und zwar als Nummer 9 von 2016. Sie wird in einer Pressform geliefert und ist halb in ein Candela-Blatt gewickelt. Auch die Beize der Zigarrenformen besteht aus mit Tabakblättern versetztem Wasser. Bei Oscar findet alles Verwendung, sein Denken ist nicht nur äußerst kreativ, sondern auch im besten Sinne nachhaltig.

Die größte Hürden als Unternehmer ist für den Honduraner das rasante Wachstum seiner Firma. „Als die Marke Leaf by Oscar so überbordernd wuchs, hatte ich nicht nur keinen Tabak, sondern auch kein Geld, um welchen zu kaufen“, blickt Oscar auf das schwierige Jahr 2013 zurück. „Und ich musste ständig meine Fabrik vergrößern, sprich neue Produktionsstätten suchen – von 1000 m2 auf 10.000 und dann jetzt auf 25.000 m2. Ich wusste aber nie, ob ich das finanziell schaffe. Einmal ließ ich sogar mein Auto pfänden, um die Arbeiter entlohnen zu können.“

Als dann tatsächlich der erste gekaufte Pilón-Tabak ankam, war kein Platz, um ihn zu lagern. Oscar nutzte seinen Innenhof und schuf eine Notunterkunft für seinen Tabak. „Es war aber einer der schönsten Momente meiner Karriere als Hersteller. Wie auf ein Baby habe ich auf ihn aufgepasst, ihn zugedeckt und wieder abgedeckt, damit er ja einwandfrei blieb“, erzählt er uns. Inzwischen beschäftigt Valladares allein in Danlí über 200 Leute, und wieder ist die derzeitige Fabrik bezüglich Größe an ihrer Grenze. Das Unternehmen verzeichnete von Februar 2017 bis Februar 2018 ein Wachstum von 168 Prozent mit den Marken Oscar, 2012 und My Way; produziert werden derzeit 350.000 Zigarren pro Monat. Oscars Einstellung dazu ist jedoch fast philosophisch: „Natürlich freue ich mich über unseren Erfolg. Aber ich habe keine Zahl am Horizont, wo ich hinmöchte, ich will nicht in Prozent wachsen sondern in dem, was ich tue und wie ich es tue.“ Offenbar ist sein kreativer Zugang zu dem Produkt Zigarre ein Grund für seinen Erfolg. „Ich habe keine Fabrik, sondern ein Labor“, stellt Oscar klar. 

Referenzpunkt Copán

Inzwischen ist nicht nur Danlí Stützpunkt des Unternehmens, sondern die Aktivitäten in Copán werden immer wichtiger. 100 Leute arbeiten hier für die Firma, und 200 acres (über 80 Hektar) Tabakfelder werden von Valladares in Copán bewirtschaftet. Er liebt die Region aus mehreren Gründen: Einerseits schwärmt er vom Tabak, der dort wächst: „Die Tabakblätter dort sind dicker und man muss anders mit ihnen umgehen. Man muss sie zu verstehen wissen. Der Tabak muss anders getrocknet und fermentiert werden“, erklärt Oscar. Momentan verwendet er die Blätter aus Copán nur für Filler, plant aber auch Deckblätter dort zu ziehen, eventuell soll auch in der Maya-Region bald produziert werden.

Fermentiert wird dort bereits, und da Oscars Tabakanbau vor Ort ständig wächst, wäre die logische Konsequenz eine Valladares-Fabrik in Copán. Nicht nur der Tabak von dort bedeutet dem Honduraner viel: „Ich stamme zwar nicht von den Mayas ab, aber dass bereits sie Tabak verwendet haben, inspiriert mich immer wieder. In den Ruinen herrscht eine ganz eigene Energie und jedes Mal, wenn ich dort bin, spüre ich etwas Neues, Anderes.“ Angeregt durch zwei Monumente der Weltkulturerbestätte Copán kreierte Oscar zwei weitere Marken für sein Zigarrenportfolio: Rosalila, seit 2013 auf dem Markt, und Altar Q, die er zur IPCPR im Juli lancieren wird. Rosalila ist der am besten erhaltene Tempel in Copán und war eine Huldigung an den ersten König der Dynastie von Copán. Altar Q ist ein quaderförmiger Altar mit jeweils vier Gottheiten auf jeder Seite, alle- samt ehemals Könige der Maya-Stadt. 

Der Geschichtenerzähler

Oscar Valladares erhält 2017 die Cigar Trophy

2017 wurde The Oscar Valladares als beste Marke aus Honduras mit der Cigar Trophy ausgezeichnet | Photo: Volker Schäffner

Nicht nur Copán beeinflusst Oscar in seiner Kreativität: Er will mit jeder neuen Marke eine Geschichte erzählen. Und all seine Geschichten haben mit seinem Land zu tun. „Ich will, dass die Menschen Assoziationen haben und ich mag, dass die Geschichten den Zigarren Leben einhauchen“, begeistert sich Oscar. Anfang 2018 erschien die neue Marke Ciserón Edition. Ciserón ist ein honduranischer Künstler, der eigens für Oscar zehn Zigarrenbilder malte. Reproduktionen dieser Werke dienen als Kistendeckel der Ciserón-Edition

Diese ist derart gestaltet, dass der Deckel bereits gerahmt ist und der Zigarrenraucher nur noch einen Nagel in die Wand schlagen muss und neben den Zigarren auch ein Kunstwerk erstanden hat. Oscar scheinen weder die Ideen, noch seine unbändige Energie jemals auszugehen. Er will nicht nur das Zigarrenbusiness weiter ausbauen, sondern hofft, auch Touristen in sein wunderschönes, von Krisen gebeuteltes Land zu bringen. „Ich versuche, in mein Unternehmen viele Honduraner zu involvieren; ich will der Welt zeigen, was das Land zu bieten hat. Das Land braucht Leute, die Träume haben und diese auch umsetzen“, hofft Valadares. 

Vor drei Jahren erbte Oscar die Kaffeeplantagen seines Urgroßvaters. Auch diese Sparte betreibt er mit der gleichen Zuneigung, mit der er sein Zigarrengeschäft aufbaut. „Ich war einmal auf Kuba, weil ich etwas über Zigarren lernen wollte – zur Anfangszeit, als ich für Rocky arbeitete. Der eigentliche Lerneffekt war gering, aber ich traf Robaina, der mir einen Satz mitgab, der mein weiteres Leben prägte“, verrät uns der Honduraner. „Oscar“, sagte Alejandro Robaina, „Tabak ist großzügig. Du musst ihn berühren, ihm Liebe geben, und wenn du das tust, gibt er dir Liebe zurück.“ Diesem Rat folgt Oscar in allen Facetten: in seinem Umgang mit Menschen, mit seinen Zigarren und nun mit seinem Kaffee. Aus der Sicht der Zigarrenbranche scheint sein Lebensmotto aufzugehen. Die Passionados lieben ihn, die Branche schätzt ihn – und blickt weiter gespannt auf sein kreatives Zigarren-Labor in Honduras. 

Dieser Artikel wurde in der Cigar Journal Sommer-Ausgabe 2018 veröffentlicht Mehr

She learned her journalistic skills from scratch at a regional daily newspaper, for which she wrote articles for many years. Through working for the magazine Der Spiegel in Rome she had the opportunity to increase her professional knowledge in the field of media. Katja studied art history and Romance studies in Heidelberg, Palermo and Rome and, during the course of her studies, spent many years in Italy. The country was her teacher in things related to pleasure and lifestyle. She has been working for Cigar Journal since 2004. In 2010 she became editor-in-chief.


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