Lorscher Tabakernte eingebracht: Südhessisches Zigarrenprojekt

Natürlich ist das Feld nicht abgeerntet. „Aber das können wir auch  gar nicht leisten“, so Bernhard Stroick, der die Freiwilligen-Gruppe der Lorscher Tabakpflanzer anführt. Worüber professionelle Tabakanbauer milde lächeln würden – ein Feld von ungefähr 800 Quadratmetern und etwa 5000 Tabakpflanzen – erschöpft die Kapazität der etwa dreißig arbeitswilligen Laien.  Etwa fünfzehn Einsätze haben diese von der Aussaat bis zum „Bloade“ und Aufnähen des Tabaks an Samstagen hinter sich gebracht. Geerntet wurde, wie im letzten Jahr, nur das Sandblatt, das aromareichste und schadstoffärmste Blatt der Tabakpflanze. Die Ernte 2015 soll wieder 10 000 Zigarren der Marke „Lorsa Brasil“ erbringen. „Für Tabakfreunde sicherlich eine Verschwendung, natürlich könnten wir viel mehr produziere“, ist man sich bewusst.

Doch geht es beim Lorscher Tabakprojekt nicht um das Endprodukt, vielmehr um den Prozess des gemeinsamen Pflanzens, Pflegens und Erntens. „Der Tabakanbau und die Tabakverarbeitung ist ein Stück Lorscher Kulturgeschichte“, so die Kulturamtsleiterin Gabi Dewald. „Diese möchten wir gerne lebendig erhalten und weitervermitteln.“

Mittlerweile hat die Gruppe einen eigenen kleinen Traktor mit Anhänger zur Verfügung und wer die Rheinstraße entlang fährt, der sieht dort die Ernte hängen. „Absichtlich wollen wir die Bandeliere nicht in die Tabakscheune bringen: Der geerntete Tabak soll wieder im Ortsbild sichtbar sein.“ Auch der typische Duft der Blätter, wie sich ihre Farbe über die Wochen verändern und damit auch das Geräusch, das entsteht, wenn der Wind durch die immer trockener werdenden, raschelnden Blätter fährt. „Für viele eine Kindheitserinnerung“, bestätigen eingesessene LorscherInnen.

Doch bei dem Projekt sind auch viele Zugezogene und Interessierte aus der ganzen Region dabei, was unbedingt gewollt ist. “Bei der Arbeit im ‚Douwagg‘ bekommt man ganz schnell Bezug zu den Leuten, wird vertraut miteinander, mit der Mentalität und dem Ort“, so Dewald. Und während die Ortsfremden beim Aufnähen über die Geschichten, die dabei erzählt werden, staunen, fühlen sich die Einheimischen an die gute alte Zeit erinnert. Gelacht wird über die kuriosen Erzählungen gemeinsam.

Gemeinsam wird man auch auf der Tabak-Kerb am 19. – 21. September das Projekt präsentieren. Die Kerb markierte traditionell den Abschluss der Tabakernte. „Wir nähen Tabak, den wir frisch geerntet haben, wir rollen Zigarren und wir präsentieren die neue Lorsa Brasil“, freut sich Bernhard Stroick schon. Dabei können sich auch neue am Projekt Interessierte zur Mitarbeit 2016 melden. Am Freitagabend liest der aus einer alten Lorscher Zigarren-Dynastie stammende Dr. Konrad Neundörfer aus seinem Buch „Zigarrenduft und Zedernholz“. Am Samstagabend kann man an dem Seminar „Zigarren, Rum und Hemingway“ von Annette Meisl (bekannt durch das Buch „Fünf Männer für mich) teilnehmen. Annette Meisl betreibt die Zigarrenmanufaktur „La Galana“ in Köln (beide Veranstaltungen im Gewölbekeller des MUZ). Am Sonntag ist die Tabakkönigin Eva I. aus der südpfälzischen Tabakgemeinde Hatzenbühl samt Entourage und Musikzug zu Gast. Natürlich rollen wieder Lorscher und kubanische Rollerinnen Seite an Seite Zigarren. Und mit Samstag 11 Uhr beginnt der Abverkauf der Lorsa Brasil Ernte 2014.


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