Didier Houvenaghel

Ein Nachmittag mit Didier Houvenaghel

Wer sich aufmacht die Welt der Zigarre zu erkunden trifft auf viele Personen. Auf Persönlichkeiten trifft man jedoch eher selten. Didier Houvenaghel ist sicherlich eine von Ihnen. Dieser klangvolle Name steckt hinter Marken wie Nicarao, La Ley und Furia. Didier Houvenhagel ist mit Sicherheit ein Ausnahmetalent mit einer einzigartigen Biografie, die ihn von Belgien über Chile und Honduras zu einem Studium nach Kuba führte. Letztendlich hat er seiner Liebe zur Zigarre und zum Genuss in Nicaragua Raum verschafft, doch Didier lebt in Singapur. Aber der Reihe nach…

Ich treffe Didier Houvenaghel in einer der schönsten Zigarrenlounges von Wien. Nach einer für Österreich untypischen Tee-Bestellung zückt Didier einen Pouch mit Zigarren und reicht ihn an mich weiter. Es sind kubanische custom-rolled Zigarren, gefertigt in der Manufaktur von Robaina.

Didier greift zu seinem Feuerzeug doch hält dann inne. Er ergreift ein Glas Wasser und ich staune nicht schlecht, als er den Inhalt über seine Zigarre ergießt. Auf die Frage was das zu bedeuten hat, entgegnet er: „Ein alter Freund von mir hat mir das gezeigt. Einige Zigarren, die die notwendige Qualität aufweisen, vertragen diese Behandlung und mehr noch, es tut ihnen gut. Vor allem Vintage-Zigarren älteren Datums vertragen das sehr gut. Wir haben es ausprobiert und einige Zigarren so behandelt und haben den Geschmack verglichen. Das Ergebnis war erstaunlich. Die Aromen in den „getauften“ Zigarren waren eindeutig vielschichtiger.“

Wer den Zigarrenmarkt in den letzten Jahren beobachtet hat, kommt nicht umhin den Namen Houvenaghel zu bemerken. Nicht zuletzt durch seine Arbeit als Distributor für A.J. Fernandez. Doch wie landet ein belgischer Agrar-Ökonom in Kuba?

„Die Verbindung zu Kuba kommt durch die Familie meiner Mutter. Genauer gesagt durch meinen Onkel. Außerdem gab es einige politische Flüchtlinge aus Chile in Belgien, speziell in meiner Nachbarschaft. Als Kinder spielten wir zusammen, so begann ich spanisch zu lernen. Ich habe mich danach in die Kultur, Geschichte und Literatur von Lateinamerika verliebt. So entstand das Interesse, das mich dann zu einem postgradualen Studium nach Pinar del Rio auf Kuba führte, diese legendäre Insel. Damals war es relativ einfach in Kuba zu studieren.“

Didier nimmt einen Schluck von seinem grünen Tee, zieht an seiner Zigarre und kommt wieder zurück ins Gespräch:„Ich rauche gerne gereifte kubanische Zigarren. Bevorzugt aus den Jahren vor 1990. Mich beeindruckt, dass wir de facto Geschichte verbrennen. Ein einzigartiges Erlebnis. Diese Zigarren sind natürlich nicht einfach zu bekommen. Ich bin gesegnet mit einer Vielzahl an Freunden, die die selbe Leidenschaft hegen. Es gibt auch Fachhändler, die mir hin und wieder eine Kiste zukommen lassen, da sie wissen, dass ich die Zigarren gut behandle und auf jeden Fall mit Freunden teile. Natürlich ist das auch eine Frage des Kapitals. In der heutigen Zeit gibt es wenige, die sich den Luxus leisten können, nicht an den Preis zu denken. Ich denke, man muss sich immer die Frage stellen, was mir eine Vintage-Zigarre wert ist. Wen man sich die Preise älterer kubanischer Zigarren ansieht, dann bemerkt man, dass die Preise teilweise verrückt sind. Da spielt dann die Psychologie des Rauchers auch eine wichtige Rolle. Kann ich während des Rauchens einer 50 Jahre alten Zigarre, die einen enormen Preis gekostet hat und deren Historie ich immer im Hinterkopf habe, überhaupt noch objektiv deren Geschmack beurteilen? Ich glaube nur die wenigsten Menschen sind dazu im Stande im konkreten Fall zu sagen: Das ist eine schlechte Zigarre!“

Ich muss Didier einfach fragen, wie wichtig die Preisgestaltung seiner Zigarren ist, schließlich spielt das am heutigen Markt eine enorme Rolle.

„Unsere Zigarren sind Boutique-Zigarren. Am europäischen Markt, sowie in Asien, dem nahen Osten und Russland hast du auf der einen Seite immer Kuba. Nicht selten meinen Raucher, dass, wenn eine Zigarre 15 Euro kostet, sie sich doch lieber eine kubanische Zigarre kaufen könnten. Leider haben viele Raucher immer noch die Meinung, dass kubanische Zigarren die besten der Welt sind. Mit diesem Vorurteil in der Welt ist es schwer Zigarren aus Nicaragua in einem höheren Preissegment zu vermarkten. Ich für meinen Teil habe Zigarren im Portfolio, die ihren Preis auch wirklich wert sind.“

Diesmal bin ich es, der einen Schluck Tee braucht und sich wieder der Zigarre zuwendet. Es ist ein herrlich verrauchter Nachmittag und das Gespräch mit Didier ist enorm entspannt. Es fühlt sich an wie ein Gespräch unter Freunden, das Aufnahmegerät und die Kamera am Tisch scheinen verschwunden. Wir ordern beim Personal eine weitere Runde Tee und plaudern gemütlich weiter in den Tag hinein.

CJ: Lässt du viele Leute deine neuen Kreationen probieren?

D.H.: „Ich habe sogar während dem Habanos Festival 2007 Zigarren nach Kuba mitgebracht und die Leute probieren lassen. Einige meiner Freunde meinten, dass es verrückt ist, Zigarren nach Kuba mitzunehmen, schließlich nimmt man ja auch keine Würste mit nach Frankfurt. Aber ich wollte eben Meinungen einholen. Wer verrückt ist, bringt Innovation zustande. Und selbstverständlich gibt es in Kuba auch ein paar Zigarren die ganz gut sind (lacht).“ 

Wenn es um Kuba geht, muss man aufpassen. Einige der Zigarrenraucher sehen die Provenienz einer Zigarre schon beinahe religiös. Besonders interessant ist die Marke La Ley, da es sich eigentlich um eine alte kubanische Marke handelt, die von Didier Houvenaghel wiederbelebt wurde, allerdings in Nicaragua. „Es stimmt. La Ley war eigentlich eine kubanische Marke, die zwischen 1878 und 1880 ins Leben gerufen wurde. La Ley bedeutet: „Das Gesetz“. Mit dieser Marke wollte ich versuchen, die Finesse, die gereifte kubanische Zigarren haben, in einer nicht kubanischen, jungen Zigarre zu kreieren. Ob uns das gelungen ist, weiß ich nicht, jedoch finde ich die Zigarren echt gut.“

CJ: Wie kam es eigentlich zu der Zusammenarbeit mit dir und A.J. Fernandez?

D.H.: „Ich kam ungefähr 2001 nach Nicaragua. A.J. kam 2003, wir kannten uns schon vorher, aber wir arbeiten seit 2006 zusammen. Und wie viele Marken aus Nicaragua, ging es in den USA mit A.J. Fernandez ab 2010 durch die Decke. Davor hatte er keine eigene Marke produziert. Es gibt also die Boutique-Zigarren und A.J. Fernandez Zigarren, das haben wir in den letzten Jahren gemacht. Uns beide verbindet eine innige Freundschaft.“ 

CJ: Wie ist es so mit einem Freund zu arbeiten?

D.H.: „Schwierig, manchmal sehr schwierig. Dann aber auch wieder gar nicht so schwierig (lacht). Wir haben beide einen starken Charakter und natürlich führen wir manchmal hitzigere Gespräche, aber wir haben es wirklich geschafft, eine klare Linie zwischen beruflich und privat zu ziehen. Die Arbeit mit ihm macht mir auch enormen Spaß.

CJ: Was ist im Moment Deine liebste nicht-kubanische Zigarre?

D.H.: „Da gibt es wirklich einige, auch welche die nicht von uns produziert werden (lacht). Ich mag die Cain F von Oliva, oder die klassische Jaime Garcia mit der blauen Banderole.“

CJ: Deine liebste kubanische Zigarre?

D.H.: „Trinidad Fundadores. Natürlich das Original, mit der goldenen Anilla von vor 1990. Das war die erste Zigarre, die mir den Himmel auf Erden beschert hat.“

 

Das Gespräch zwischen Didier und mir dauerte fast den ganzen Nachmittag und bis in den Abend hinein. Ich könnte noch Seiten über Seiten füllen, jedoch muss man nicht alles teilen, denn ein paar Dinge waren wirklich sehr persönlich. Egal mit wem man spricht, wer Didier kennengelernt hat, berichtet positiv darüber. Didier Houvenaghel ist ein sehr bescheidener Mensch. Ihm liegt es weder auf der Bühne zu stehen, noch vor tausenden von Menschen zu reden, aber wer die Gelegenheit hat, mit ihm ins Gespräch zu kommen, der sollte sie wahrnehmen. Es wird mit Sicherheit ein unvergesslicher Tag, von dem nicht anderes verbleibt, als die Leidenschaft zur Zigarre und der Kultur, die man mit ihr verbindet.

Klaus Hruby learned his trade as a journalist at a young age and published articles in various media such as Die Zeit, Der Falter, as well as in renowned literature competitions in German-speaking countries. His love for cigars was ignited during his apprenticeship; his great-grandfather still owned a tobacco field. Klaus Hruby has been writing Austria’s biggest cigar blog, www.derblauedunst.com, since 2014.


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