Die Geschichte der Marke Dunhill

Alfred Dunhill betrat im fernen Jahr 1907 das internationale Parkett der Zigarrenwelt, als er sein erstes Geschäft in der Londoner Duke Street eröffnete. Der Laden war gut bestückt und hatte neben kubanischen Zigarren auch eine große Auswahl an Pfeifen und Pfeifentabaken im Sortiment. Angesichts des großen Anklangs, den sein erstes Tabakfachgeschäft fand, beschloss er, einen weiteren Laden in London zu eröffnen, und zwar im Stadtteil Soho. Dunhills berühmteste Kunden waren wohl Sir Winston Churchill und Seine Majestät König George VI., Vater der heutigen Queen Elizabeth II., der ihn zum offiziellen Lieferanten des englischen Königshauses ernannte. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebäude, in dem sich Dunhills Laden befand, zerstört. Nach Kriegsende öffnete er allerdings wieder seine Pforten, und der Unternehmer expandierte nun mit der Eröffnung neuer Geschäfte in Europa, den Vereinigten Staaten, Kanada und Asien rund um die Welt. 1970 lancierte der Brite unter dem Namen Don Alfredo eine Marke kubanischer Puros, die sein Angebot neben den Don Candido, die bereits seit mehreren Jahren auf dem Markt waren, erweiterten. Die Marke Don Candido wurde 1935 zu Ehren von Cándido Vega Díaz ins Leben gerufen: Die Herstellung dieser Zigarren fand sowohl in der Fabrik El Rey del Mundo als auch in der Fabrik der Romeo y Julieta-Zigarren statt. Don Candido-Zigarren, vermarktet unter dem Namen Selección, waren in neun Vitolas erhältlich, die jeweils mit einer Zahl von 500 bis 508 bezeichnet wurden.

Die Zigarren dieser Serie waren folgende:
• Selección No.500, Vitola de Galera unbekannt:165×19,1|61⁄2×48,
• Selección No.501 (Cervantes)*: 165×16,7|61⁄2×42,
• Selección No.502 (Marevas): 129×16,7|51⁄8×42,
• Selección No.503: Vitola de Galera und Maße unbekannt,
• Selección No.504 (Campanas): 140×20,6|51⁄2×52,
• Selección No.505 (Entreactos): 100×11,9|37⁄8×30,
• Selección No.506 (Coronas Gordas): 143×18,3|55⁄8×46,
• Selección No.507: Vitola de Galera und Maße unbekannt,
• Selección No.508 (Panetelas Largas): 175×11,1|67⁄8×28.

Es gab noch zwei weitere Produktionen, die keine Nummerierung aufwiesen: die Lonsdales (Cervantes) mit den Maßen 165 x16,7|61⁄2×42 und die Short Coronas (Marevas) mit den Maßen 129×16,7|51⁄8×42. Der Tabak, der bei der Herstellung dieser fabelhaften Zigarren verwendet wurde, war von allerbester Qualität; Min Ron Nee beschreibt eben diese Zigarren in seinem Buch An Illustrated Encyclopaedia of Post-Revolution Havana Cigars als „monumental“.
Die Vitolas der Marke Don Alfredo, nummeriert von 51 bis 56, wurden stattdessen in der H. Upmann-Fabrik angefertigt und ebenso unter dem Namen Selección vermarktet.

Die legendäre Don Candido Selección No.506

Die hergestellten Zigarren waren folgende:
• Selección No.51 (Cervantes): 165×16,7|61⁄2×42,
• Selección No.52 (Pirámides): 156×20,6|61⁄8×52,
• Selección No.53 (Coronas): 142 x 16,7 | 5 5⁄8 x 42,
• Selección No.54 (Marevas): 129 x 16,7 | 5 1⁄8 x 42,
• Selección No.55 (Perlas): 102 x 15,9 | 4 x 40,
• Selección No.56 (Coronas Grandes): 155 x 16,7 | 6 1⁄8 x 42.

Darüber hinaus besagen unbestätigte Gerüchte, dass die Don Alfredo von Cubatabaco zu Ehren von Alfred Dunhill geschaffen wurden. Mitte der 1970er-Jahre entstand die Serie Flor del Punto. Alle Zigarren wurden in der Real Fábrica de Tabacos Partagás gerollt, unter dem Namen Selección vermarktet und von 301 bis 307 durchnummeriert.

Die hergestellten Zigarren waren folgende:
• Selección No.301 (Cervantes): 165 x 16,7 | 6 1⁄2 x 42,
• Selección No.302 (Coronas): 142 x 16,7 | 5 5⁄8 x 42,
• Selección No.303 (Marevas): 129 x 16,7 | 5 1⁄8 x 42,
• Selección No.304: Vitola de Galera unbekannt, aber es handelte sich um eine Parejo mit den Maßen 160 x 15,9 | 6 3⁄8 x 40,
• Selección No.305: Vitola de Galera unbekannt, aber es handelte sich um eine Parejo mit den Maßen 160 x 16,7 | 6 3⁄8 x 42,
• Selección No.306: Vitola de Galera und Maße unbekannt,
• Selección No.307 (Carolinas): 121 x 10,3 | 4 3⁄4 x 26.

Don Candido und Don Alfredo gelten nach Meinung vieler Experten und Passionados als die besten Zigarren, die jemals in Kuba erzeugt wurden. Die Tabake, die für ihre Herstellung Verwendung fanden, waren für lange Reifezeiten geeignet, was für einen unvergesslichen Rauchgenuss sorgte.
Bevor er seine eigene Marke kreierte, verkaufte Dunhill zunächst die besten kubanischen Marken, darunter Partagás, H. Upmann, La Corona, Cabañas, Belinda, Romeo y Julieta, El Rey del Mundo, Ramón Allones, Hoyo de Monterrey, Montecristo, Bolívar, Punch, Por Larrañaga und La Flor de Cuba. Es handelte sich hierbei zwar um Zigarren aus gewöhnlichen Produktionen, jedoch hoben sie sich von der breiten Masse ab, weil sie zur Dunhill Selección Suprema gehörten. In die Selección wurden nur Zigarren aus bestem kubanischen Tabak aufgenommen, wodurch sich die in den Dunhill- Läden verkauften Kisten und Cabinets von anderen ähnlichen am Markt erhältlichen Zigarren durch eine noch höhere Qualität abhoben. Auf den Seiten der Kiste stand nicht nur der Name der Marke, sondern auch eine Nummer, die dazu diente, die in der Box verpackte Vitola auszuweisen.
Gegen Ende der 1970er-Jahre hatte es sich die Marke Dunhill zum Ziel gesetzt, ausschließlich Dunhill-Zigarren zu produzieren. Mit dieser Strategie verfolgte man das Ziel, die drei damals auf dem Markt existierenden Dunhill-Brands Don Alfredo, Don Candido und Flor del Punto durch die Marke Dunhill zu ersetzen.

Zu diesem Zweck wurden acht Vitolas auf den Markt gebracht:
• Atado (Panetelas Largas): 178 x 16,7 | 7 x 42,
• Varadero (Marevas): 129 x 16,7 | 5 1⁄8 x 42,
• Mojito (Coronas): 142 x 16,7 | 5 5⁄8 x 42,
• Tubos (Coronas Grandes): 155 x 16,7 | 6 1⁄8 x 42,
• Malecon (Cervantes): 165 x 16,7 | 6 1⁄2 x 42,
• Estupendos (Julieta No.2): 178 x 18,7 | 7 x 47,
• Havana Club (Gran Coronas): 235 x 18,7 | 9 1⁄4 x 47,
• Cabinetta (Robustos): 124 x 19,8 | 4 7⁄8 x 50.

Die Estupendos wiesen eine Besonderheit auf: Sie wurden ausschließlich in mit zehn Aluminium-Tubos bestückten Boxen vermarktet. Diese Zigarren zierte ein schöner Ring, auf dem ein goldenes „d“ vor rotem und cremefarbenem Hintergrund prangte, während an den Seiten der Anilla die Worte „Dunhill“ und „Havana“ aufgedruckt waren. Zudem befand sich auf den Kisten auch ein Aluminium-Siegel mit dem Wappen des englischen Königshauses. Die Produktion der Dunhill-Zigarren erwies sich leider nicht als besonders langlebig. Sie wurde 1991 eingestellt, als die Marke diese nach mehreren Meinungsverschiedenheiten mit der kubanischen Regierung auf dominikanischen Boden verlagerte. Wir können an dieser Stelle eine sehr wichtige Errungenschaft Alfred Dunhills nicht unerwähnt lassen: seinen Cigar Room. Er war davon überzeugt, dass Zigarren beim Transport von Kuba nach Großbritannien viel von ihrem Aroma und Geschmack einbüßten und unweigerlich dazu neigten, Feuchtigkeit zu verlieren. Zur Bekämpfung dieses Phänomens schuf Dunhill in seinem Londoner Geschäft drei unterschiedlich klimatisierte Räume, um den Zustand der Zigarren gleich nach ihrem Eintreffen zu verbessern.
Bei dem ersten Raum handelte es sich um den sogenannten Reiferaum, dessen Ziel es war, die Zigarre wieder auf das beste Qualitätsniveau zu bringen und einen langsamen Reifungsprozess (Mindestdauer zwölf Monate) zu ermöglichen, der eine konstante Kontrolle von Temperatur und Luftfeuchtigkeit erforderte, um die höchste Qualität jeder einzelnen Zigarre zu gewährleisten. Alfred Dunhill testete die in diesem „Maturing Room“ gelagerten Zigarren regelmäßig, um festzustellen, ob es an der Zeit war, sie zum Verkauf anzubieten, oder ob die Zigarren doch noch etwas länger heranreifen mussten, um ihre bestmögliche Qualität zu erreichen. Der zweite Raum war der sogenannte Reklimatisierungs- und Lagerungsraum: Die Zigarren blieben dort, bis sie das von den Kunden geforderte Qualitätsniveau erreichten. Das Zimmer war den privaten Schließfächern der Kunden gewidmet, die Zigarren kauften, sie für eine optimale Lagerung jedoch im Geschäft aufbewahrten. Schließlich gab es noch den Humidor, in dem die Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsverhältnisse Kubas nachgebildet wurden. Dieser Raum war „frischen“ Zigarren vorbehalten.
Heute haben nur wenige Menschen das Privileg, eine Dunhill-Zigarre verkosten zu können, da die Zigarren, die während der kubanischen Periode hergestellt wurden, nicht nur schwer zu finden sind – wenn überhaupt dann nur mittels Branchenauktionen oder privater Sammler –, sondern auch exorbitant teuer sind – insbesondere die Don Candido, die Don Alfredo, die Dunhill Cabinetta und die Dunhill Estupendos.

Nicola Di Nunzio ist seit den Nullerjahren ein großer Liebhaber sowie leidenschaftlicher Sammler kubanischer Zigarren und Memorabilien. Er schreibt sowohl für das Cigar Journal als auch für das italienische SIGARI!. Nicola ist Mitglied des Puromotivo Torino Cigar Club, für den er auch als Sekretär und Schatzmeister aktiv ist. Seit 2011 ist er zudem Vorstandssekretär der Cigar Club Association in Italien. Er ist der Hauptverantwortliche des Panels der CCA, koordiniert die Redaktion des Magazins SIGARI! und ist zudem Panelist für Cigar Sense. Zurzeit arbeitet er für Cigar Must Lugano und für die Zeitschrift LiveIn.


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