Brüssel

Belgiens Zigarren-Hotspots: Brüssel und Gent

Tabakgeschäft: Le Rot Du Cigar

Photo: Gabriela Greess | Eine Brüssler Institution, älter als alle EU-Einrichtungen: das Tabakgeschäft „LeRoi du Cigare“

„Hier in der Rue Royale, im Herzen Brüssels, da fühlte ich mich schon als zehnjähriger Junge zu Hause, schnupperte Zigarrendüfte und schaute meinen Eltern beim Verkauf zu.“ Mit einer noblen Ashton posiert Philippe Vanderbruggen unter dem Porträt des belgischen Königspaares fürs Jubiläumsfoto. Der sympathische und bodenständige Monsieur vor mir, ein Urgestein in Belgiens umtriebiger Tabakszene, feiert den 80. Geburtstag des Traditionsunternehmens „Le Roi du Cigare,“ das seine Familie 1980 übernahm.

Noch ein schneller Kamera-Klick und ich frage, woher der Königstitel im Unternehmensnamen stammen. Der Brüsseler Zigarrenkönig kommentiert mit schelmischem Lächeln, dass sein Fachgeschäft, gegründet anno 1948, älter sei als all die europäischen Institutionen, die heute seiner Branche mit strangulierenden Regularien den Kampf angesagt hätten. Willkommen in der tabakophilen Trutzburg von Monsieur Vanderbruggen. 

Der Walk-in-Humidor des Habanos-Spezialisten ist mit Premiumzigarren aller weltweiten Top-Anbaugebiete üppig bestückt. Die gehen in Brüssel schnell über die Ladentheke: „Wir haben nach Washington die weltweit größte Dichte an Diplomaten – eine Klientele, die gezielt nach exquisiten Zigarren fragt.“ Als früherer Mitinhaber der Casa del Habano Brüssel ist Vanderbruggen vertraut mit der Welt kubanischer Premiumzigarren. Dennoch heißt sein persönliches Credo: „Einfach immer wieder neue Tabake probieren“. Er weiß, wovon er spricht, denn er war er über Jahre Importeur der Prestige-Marken Arturo Fuente, Padrón, Flor de Selva und Ashton. Heute empfiehlt er gern Zigarren jenseits des Mainstreams: wie von Litto Gomez (La Flor Dominicana), der ihn jedes Jahr in Brüssel besucht. „Die Alec Bradley Black Market Toro und Nicarao Especiales von Didier Houvenaghel – produziert von A. J. Fernandez – sind bei Stammkunden beliebt. Die sind offen für neue Geschmackserlebnisse. Zu unseren Cigar-Tastings gehören belgische Bierspezialitäten und dunkle heimische Schokolade.“ Mit nüchternen Fakten bilanziert Vanderbruggen die aufgeheizte Stimmung in Sachen Raucherschutz: „Die Anzahl von öffentlichen, ,cigar friendly‘ Locations in Brüssel lässt sich bald an zwei Händen aufzählen.“ 

Positiv betrachtet führen die rigorosen Rauchverbote in dem kleinen Benelux-Staat zum Aufblühen privater Initiativen. Das zeige die Fülle an Events hiesiger Tabakfachgeschäfte. „Allein in Brüssel gibt es acht Clubs für Passionados“,informiertder Zigarrenkönig über die exklusive Rauchszene im kosmopolitischen Brüssel. Bei weiteren Recherchen erfahre ich, dass es unter den als regulierungswütig gefürchteten EU-Beamten auch scheinheilige Zigarrenraucher gibt, die sich diskret über Chauffeure mit Longfillern versorgen … 

DAVIDOFF STORE: QUELLE DER RUHE 

Bruxelles Davidoff

Bruxelles Davidoff

Von der Rue Royale sind es zehn Gehminuten zur Davidoff-Boutique. Store Manager Dirk Vermeiren setzt im hektischen Brüsseler Alltag auf Entschleunigung mittels Zigarrengenuss. „Meine Kunden schätzen unsere elegante Lounge als ihre persönliche Quelle der Ruhe und genießen oft meine Zigarren-Empfehlung vor Ort.“ Vermeiren ist schon 30 Jahre in der Branche und wird als Experte hoch geschätzt. 

Zur Casa del Habano hoch über Brüssel nimmt man am besten ein Taxi. Von dem Besitzer-Trio empfangen mich Ali Mezher und Michael Schayer. Es gibt zwei Cigar Lounges im klassisch-britischen Stil und eine Raucherterrasse. Der Salon im Ober- geschoss ist für Mitglieder reserviert. Ali Mezher präsentiert sich als Philosoph und weltgewandter Dandy. Es ist ein Vergnü- gen, mit ihm die Zeremonie rund ums Rauchen und Entzünden einer Zigarre bei einer H. Upmann LCDH Royal Robusto zu diskutieren. „Wir haben auch ein Feuerzeug von Alec Bradley im Verkauf“, wagt er sich einen Schritt hinaus aus dem Habanos-Kosmos. 2000 Klienten stehen auf der Liste der Casa, die auch Events mit spektakulären Locations organisiert. 

rDie beiden Eigentümer kümmern sich sehr um ihre Kunden: „Wir sammeln für unsere Kunden Raritäten und bieten diese zum Verkauf an.“ Monsieur Schayer spricht von zehn exklusiven Habanos, die ihre Stammkunden besonders schätzen, darunter Partagás LCDH Culebras, Cohiba 56 Behike und Romeo y Julieta Cedros de Luxe LCDH. „Wir betreiben diese Casa mit viel Passion, 70 Prozent unserer Kunden sind Connaisseure. Für die sind auch unsere Dinner-Degustationen mit Rum, feinen Teesorten und belgischer Schokolade ein Highlight.“

In eine der prunkvollsten Einkaufspassagen Europas aus dem 19. Jahrhundert führt mich mein Brüssel-Guide Sascha Seggai. Natürlich steuern wir zuerst die feine Champagner-Boutique „L’Aube sur Aÿ“ an. Der Besitzer und Genussraucher Arnaud Willems führt 120 Sorten des prickelnden Getränks. Dazu gibt es Austern, Kaviar und Edelschokolade. Wer will, kann draußen auf der Terrasse seinen Fine Smoke genießen. Wir promenieren weiter zur Passage du Nord. Dort hat sich ein Davidoff Shop in historischem Ambiente eingenistet. Nicht verpassen sollte man einen Fine Smoke auf den weltstädtischen großen Terrassen des Restaurants Vincent und dem prunkvollen Hotel Metropole. Im Foyer des Metropole überrascht ein Konferenzfoto von 1911, das Albert Einstein rauchend zeigt. „Die Kultur des Zigarrenrauchens wurde damals an höheren belgischen Schulen vermittelt. Das erzählte mir mein Großvater, ein begeisterter Zigarrengenießer“, erzählt mein Guide Seggai. Vom einst Goldenen Zeitalter des Tabaks zeugt auch das Fachgeschäft La Tête d’Or am Prachtplatz Grote Markt. Der Glanz von 30.000 Blättern Gold strahlt hier von frisch restaurierten Fassaden auf Brüssels schönst gelegenes Zigarrenfachgeschäft. 

Dominique Gyselinck mit einer Zigarre

Photo: Gabriela Greess | Dominique Gyselinck agiert in Belgien fast flächendeckend: Sie führt neben zwei Casa del Habano auch drei weitere Tabakfachgeschäfte

GENT: KANÄLE UND PRACHTBAUTEN
Von Brüssel kommt man schnell mit der Bahn nach Gent. Die flämische Stadt verführt mit historischen Prachtbauten, im frühen Mittelalter war sie mit Paris Europas wichtigste Handelsstadt. Am schönsten ist Gent über seine Kanäle zu entdecken. Hier empfiehlt sich ein individuell angemietetes Boot, um seine Lieblingszigarre auf dem Wasserweg zu genießen. Für den Besuch der Casa del Ha- bano an der Limburgstraat sollte man genügend Zeit einplanen. Denn die Inhaberin Dominique Gyselinck bietet nicht nur eine herausragende Auswahl an feinen kubanischen Zigarren. Die erfolgreiche Unternehmerin hat ebenfalls mit eigenen Design-Entwürfen eine komfortable exklusive Cigar Lounge eingerichtet. Die „Queen of Cigars“ von Belgien führt zwei Casas del Habano (in Knokke und Gent) sowie mehrere Fachgeschäfte nach dem neuen „La-Casa-del-Tabaco-Konzept“ in Hasselt, Bruges und Kortrijk. Hier findet man eine exklusive Auswahl an Premiumzigarren der angesagten Top-Tabakprovenienzen. Die umtriebige Belgierin hat für ihre Verdienste rund um die Zigarrenkultur bereits einige der wichtigsten Preise der Branche eingeheimst: Beim Festival del Habano 2016 wurde ihr der Titel „Hombre del Habano“ in der Kategorie „Business“ verliehen. Bei den Golden Band Awards 2017 im Rahmen der InterTabac bekam Gyselinck für ihre La Casa del Tabaco in Brugge die Auszeichnung „Best Davidoff Performance“. 

 

Tabak Shops 

Davidoff Sablon

Place du Grand Sablon 1
1000 Brussels/Brüssel
T +32 2 512 94 22 

Davidoff Nord

Passage du Nord 1
Noorddoorgang 1
1000 Brussels
T +32 2 217 87 02 

Davidoff Stephanie

Chaussèe de Charleroi 15
1060 Brussels
T +32 2 538 13 45 

Davidoff Lounge at/ im Hotel Steigenberger Wiltcher’s

Avenue Louise 71
1050 Brussles
T + 32 2 542 42 42 

La Casa del Habano

Rue Faiderstraat 1C
1060 Brussles
T + 32 2 534 29 00
www.lacasadelhabano-brussels.be

La Casa del Habano

Liburgstraat 60
9000 Ghent
T +32 9 233 76 46
www.lacasadelhabano-knokke.be

La Tête d’Or

La Tête d’Or 13
9000 Ghent
T + 32 2 512 34 18
www.latetedor.com/shop/

LeRoi du Cigare

Rue Royale 25
1000 Brussels
T +32 2 218 37 79
www.leroiducigare.com

Dieser Artikel wurde in der Cigar Journal Frühjahrs-Ausgabe 2018 veröffentlicht. Mehr

Gabriela Greess ist seit 2005 für den Travel Corner des Cigar Journals rund um den Globus unterwegs, und berichtet über Top-Locations für Passionados. Für das Cigar Journal recherchiert sie ebenfalls Unternehmensportraits, und trifft Vertreter der Tabakbranche für Interviews. Für die Rubrik Tobacco & Arts schreibt sie zu Kunstschaffenden, die sich im Besonderen der Zigarre widmen. Für das Cigar Journal recherchiert sie ebenfalls Unternehmensportraits, und trifft Vertreter der Tabakbranche für Interviews. Für die Rubrik Tobacco & Arts schreibt sie zu Kunstschaffenden, die sich im Besonderen der Zigarre widmen.


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