HongKong City at Night

Zigarrenszene in Hong Kong

Es ist Hongkongs fantastischem öffentlichen Verkehrssystem zu verdanken, dass ich pünktlich bin: mein Flugzeug landet nach Plan um 11.30 Uhr, nach einer Fahrt mit Expresszug, Taxi und der MTR-U-Bahn checke ich im Hotel ein und bin rechtzeitig zu meinen Lunch-Treffen mit Laurent de Rougemont, Geschäftsführer von Davidoff of Geneva Asia, bei unserem Treffpunkt. „Hongkong hat eine sehr starke Position auf dem Zigarrenmarkt und es besteht kein Zweifel, dass es von Besuchern vom chinesischen Festland profitiert, aber gleichzeitig sind auch die Einheimischen offener als je zuvor“, behauptet er, während er eine Davidoff 702 Series No. 2 raucht. Trotz dieser zunehmenden Aufgeschlossenheit, geht es – laut de Rougemont – in Hongkong immer noch hauptsächlich um Cohiba und Davidoff. „Diese absoluten Premium-Marken sind nach wie vor gefragt.“ 

Hong Kong Island

Laurent de Rougemont

„Die jüngsten Erweiterungen unserer Linien, 702, Chefs Edition, Nicaragua, Escurio und Yamasá, machen 45 Prozent unseres Marktes aus“ – Laurent de Rougemont| Photo: Samuel Spurr

Hong Kong Island ist eine wahre Fundgrube, was Zigarren-Shops und Lounges betrifft, wobei sich viele der letzteren in den Obergeschossen von Geschäftsgebäuden befinden oder abseits der Straßen versteckt sind. Dazu gehört die Cohiba Atmosphere mit Blick über die Stadt. „Es gibt einen Trend zu Zigarren mit größerem Ringmaß aber kürzerem Format“, erzählt die lokale Ikone Teddy Lam, Manager dieser nur für Mitglieder zugänglichen Lounge. „Viele Leute haben nur wenig Zeit und genießen solche Zigarren während der Mittagspause.“ Lam hält fest, dass regionale und limitierte Auflagen sehr begehrt sind: „Ein klassisches Beispiel dafür war die Reaktion auf die Diplomáticos Bushido (Asia Pacifics 2014er Regional Edition) – da musste man schnell sein.“ 

„Der exklusive Davidoff-Shop im Landmark in Central (Einkaufszentrum im ältesten Stadtteil Hongkongs) ist das Davidoff-Geschäft Nummer Eins in Asien und rangiert weltweit auf Platz 3“, informiert Manager Charles Lim, der während seiner Zeit bei Davidoff seit 2001 viele Veränderungen beobachtet hat. „Im Jahr 2001 stellten Ausländer, besonders japanische Touristen, die größte Kundengruppe dar. Aber seit 2007 treiben Chinesen vom Festland die Verkaufszahlen jährlich in die Höhe. Neben Davidoff-Zigarren führte Anfang der 2000er-Jahre Fuente Opus X das Feld an, während heute Davidoff und kubanische Zigarren den Großteil des Umsatzes ausmachen“, sagt Lim. 

„Diese Lounge zieht mehr Connaisseurs an als jede andere in Hongkong. Sie wissen, was sie wollen und kennen sich sehr gut aus“, verkündet Simon Lam, der die Cohiba Cigar Divan im Hotel Mandarin Oriental leitet. „Anfang der 1990er-Jahre war die Lounge ein beliebter Treffpunkt für Stammkunden. Im Laufe der Zeit sind aber auch immer mehr Hotelgäste gekommen.“ Im Walk-in-Humidor kann es eng werden, doch wie Simon Lam informiert, befinden sich hier über 18.000 Zigarren, wobei da jene in den privaten Schließfächern nicht mitgerechnet sind. Außerhalb des Finanzviertels stellt das Acanta-Geschäft samt Lounge im Park Lane Hotel in Causeway Bay einen perfekten Ort dar, um der Hektik des Alltags zu entfliehen. In der Lounge genießt ein Kunde eine Zigarre und tippt beiläufig auf seinem Laptop, während sanfte Jazzmusik aus den Lautsprechern ertönt und gemütliche Ledersessel und sich langsam drehende Deckenventilatoren die Atmosphäre prägen. Acanta führt die Marken Davidoff, Camacho, Ashton und La Aroma de Cuba und präsentiert regelmäßig Darbietungen von Davidoff-Zigarrenrollern. 

„Im Vergleich zu Europa handelt es sich hierzulande um eine junge Kultur“, erklärt Jacques Boissier, während er auf dem Balkon der Pacific Cigar Divan-Lounge an einer Partagás Serie D No. 4 pafft. Der seit über 30 Jahren in Hongkong ansässige Franzose hat festgestellt, dass Zigarrenrauchen anfangs eine Art Angeberei war. Inzwischen gehen die Leute aber dazu über, tatsächlich Genuss daran zu finden. „Die Zigarrenkultur in Hongkong ist freundlicher geworden und die Menschen teilen ihre Leidenschaft. Vor zehn Jahren stellten Lounges noch ruhige, private Orte dar. Jetzt begrüßen die Leute einander und diskutieren über Zigarren“, meint Boissier. Gerard Dubois, ein Schweizer Geschäftsmann, der ebenfalls den Großteil der letzten drei Jahrzehnte in Hongkong verbracht hat, hält fest, dass die Stadt nach wie vor eine kubanische Zigarren-Hochburg ist, es aber zunehmend Interesse an nichtkubanischen Zigarren gibt. „Es wird eine Weile dauern, bis sich nichtkubanische Marken etablieren“, erzählt er mir. „Selbst Davidoff stellt für viele Käufer nur eine Marke dar, ohne dass sie sich viel Gedanken über deren Ursprünge machen.“ 

Charles Lim at Davidoff Landmark

„Der Geschmack der Kunden entwickelt sich wei- ter und starke Zigarren sind jetzt gefragt“ – Charles Lim| Photo: Samuel Spurr

Simon Lam Cohiba Cigar Divan MOHK

Simon Lam leitet Cohiba Cigar Divan,die zwar klein sein mag, aber wahre Zigarren- Connaisseurs anzieht| Photo: Samuel Spurr

Kowloon/Tsim Sha Tsui

Sollten Sie je mit dem Problem konfrontiert sein, in Hongkong einer globalen Supermacht entkommen zu wollen, dann sollten Sie im Mira-Hotel absteigen – so wie Edward Snowden, bevor er in einen Flieger nach Russland stieg. Dieses flippige Boutique-Hotel in der Nathan Road bietet in jeder Hinsicht die Möglichkeit, dem Alltag zu entfliehen. Die Outdoor-Lounge Vibes eignet sich bestens, um nachts eine Zigarre anzuzünden. Wenn Sie die Nathan Road hinunterspazieren, gelangen Sie zur La Casa del Habano im Sheraton. Manager John Wong kennt die Lounge wie seine Westentasche und bringt mich, während er an seiner Romeo y Julieta Mille Fleurs pafft, auf den neuesten Stand. „Die Leute zieht es wegen der Atmosphäre in die La Casa. Die Stammgäste kommen so oft, dass sie zu einer Art Familie geworden sind, und viele wählen diesen gemütlichen Ort als Treffpunkt, um den Abend ausklingen zu lassen“, schildert Wong. Interessanterweise teilt er mir mit, dass die Chinesen vom Festland herkommen, weil sie glauben, dass die Zigarren hier echt sind. 

Direkt gegenüber warten auf Besucher der Davidoff-Lounge im Peninsula-Hotel ein eleganter, holzverkleideter Walk-in-Humidor und Bilder des großen verstorbenen Zino Davidoff. „Unsere wichtigsten Kunden kommen schon seit langer Zeit her, wohingegen 30-Jährige eine neue, wachsende Gruppe darstellen“, erklärt Davidoff-Verkaufsmanagerin Anita Ma, während sie eine Davidoff Escurio genießt. Die Altersgruppe zwischen 30 und 35 beschreibt sie folgendermaßen: „Sie haben ihr Studium abgeschlossen, zu arbeiten begonnen und nun ein steigendes verfügbares Einkommen, um die Zigarrenwelt zu erforschen.“ 

Davidoff cigars HongKong

Davidoff-Linien wie Year of the Rooster, 702 und regionale Auflagen sind beliebte Geschenke| Photo: Samuel Spurr

Information

In Hongkong erwartet Sie eine erstaunliche Anzahl und Vielfalt an Zigarren-Geschäften und Lounges. Die hier präsentierten bilden bloß den Ausgangspunkt für ein Zigarrenabenteuer in der asiatischen Metropole.

ACANTA
Harbour City Mall, Kowloon

ACANTA SHOP & LOUNGE
Park Lane Hotel, Causeway Bay

COHIBA CIGAR DIVAN
Mandarin Oriental, Central

DAVIDOFF FLAGSHIP
Shop G12, Landmark Atrium, Central

DAVIDOFF LOUNGE
Peninsula Hotel, Tsim Sha Tsui

PACIFIC CIGAR DIVAN
24th floor, Euro Trade Centre, 21-23 Des Voeux Road, Central

LA CASA DEL HABANO
Sheraton Hotel, Tsim Sha Tsui

RED CHAMBER CIGAR DIVAN
Shop 405-406 A, 12 Pedder Street, Central

VIBES AT MIRA HOTEL
118 Nathan Road, Tsim Tsa Shui

Dieser Artikel wurde in der Cigar Journal Sommer-Ausgabe 2017 veröffentlicht. Mehr

Samuel Spurr ist seit seinem ersten Feature über die australische Zigarrenszene im Jahr 2006 als Cigar Journal-Korrespondent für den asiatisch-pazifischen Raum tätig. Er schreibt, twittert und instagrammiert regelmäßig über Zigarren, gilt in Australien als Experte auf dem Gebiet und veranstaltet oft Zigarren-Masterclasses.


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