Steven Baileys Familie ist schon seit Generationen im Tabakgeschäft tätig. Doch im Gegensatz zu vielen Farmern und Zigarrenherstellern in Lateinamerika kultiviert sie heißluftgetrockneten Tabak. Dieser wird seit den 1860er-Jahren vorwiegend in einer Gegend im südlichen Virginia angebaut. Dort befindet sich auch Baileys Büro.
Steven begann bereits mit zehn Jahren, nach der Schule und in den Sommerferien auf den Feldern mitzuhelfen. Er meint, dass die Arbeit beim Tabakanbau nie aufhört. „Wir besaßen große Plantagen und ich verbrachte den ganzen Sommer dort.“ Ab 1980 agierte Stevens Vater zudem als Mittelsmann zwischen Farmern und Herstellern in sogenannten Tobacco Warehouses, wo Tabak im Rahmen von Auktionen verkauft wurde. Nach dem Abitur wusste Steven ganz genau, was er tun wollte, und stieg unmittelbar in den Familienbetrieb ein.
Von der Zigarette zur Premiumzigarre
1993 beschloss das Unternehmen, Zigaretten zu produzieren. „Unser Konzept war, diese so billig wie möglich zu erzeugen und auf den Markt zu bringen“,erinnert sich Steven. Sie fanden einen Hersteller in Virginia und verkauften in der ersten Woche rund 27 Kartons. Da das Auftragsvolumen stieg, entschieden sie sich schließlich, diese in ihren eigenen Anlagen zu fertigen.
Als 2009 die Food and Drug Administration (FDA) auf der Bildfläche auftauchte, sah es so aus, als wäre der Erfolg ihrer Zigaretten gefährdet. Aber die Baileys ließen sich nicht unterkriegen. Sie zählten zu den wenigen Unternehmen, denen es gelang, das komplexe Zulassungsverfahren der FDA zu bewältigen, und seinen Zigarettenmarken Tahoe und Riverside wurde substanzielle Äquivalenz attestiert.
Ironischerweise waren es die FDA-Vorschriften, die Steven zwangen, ins Premiumzigarrengeschäft einzusteigen. „Ich liebe es, verschiedene Geschmacksprofile und einzigartige Tabakprodukte für Konsumenten zu schaffen. Aber wegen der FDA können wir keine neuen Zigarettenmarken herstellen.“ Also widmete er sich Premiumzigarren.
Zunächst brauchte er einen Namen für das neue Unternehmen. Cornelius & Anthony verbindet Altes mit Neuem: Cornelius hieß sein Ururgroßvater, der Tabak anbaute und bei der Eisenbahn arbeitete, und Anthony ist Stevens zweiter Vorname. Steven begann, mit schwarzem Tabak für Zigarrenblends zu experimentieren.
Sein Debüt feierte das Unternehmen 2016 bei der IPCPR-Messe mit dem Launch der Marken Cornelius, Daddy Mac, Venganza und Meridian. Im Vorjahr kamen die Aerial und Señor Esugars hinzu. Der Großteil der Zigarren wird in Erik Espinosas Fabrik La Zona in Nicaragua hergestellt. Die bei El Titan de Bronze in Miami gefertigte Cornelius – eine mittelkräftige Zigarre mit süßen wie auch würzigen Noten – stellt die teuerste Linie im Portfolio dar; das Format Corona Gorda kostet USD 12,60 (EUR 10,31).
Bei der Señor Esugars handelt es sich um eine mittelkräftige bis starke Zigarre, an der Bailey drei Jahre lang arbeitete. Sie präsentiert sich mit einem mexikanischen Deckblatt über einem amerikanischem Umblatt und nicaraguanischem Einlagetabak und verströmt Kaffee-, Karamell- und Kakao-Aromen. Für die Venganza, das vielleicht feinste Produkt des Hauses, wurde ein Wrapper aus Ecuador sowie Binder und Filler aus Nicaragua verwendet. Bailey meint, jeder Blend sei einem seiner Angehörigen gewidmet und helfe ihm, die Geschichte seiner Familie zu erzählen.
Cornelius & Anthony konzentriert sich auf den direkten Ladenverkauf. „Wir wollen unsere Kunden wirklich kennenlernen und sie sollen auch uns kennenlernen“, sagt Bailey. „Wir möchten erfahren, für welche Produkte sie sich interessieren und ihre individuellen Vorlieben verstehen.“
Internationale Ziele
Neben solidem Wachstum in den USA verzeichnet das Unternehmen inzwischen auch Erfolge in Norwegen, der Dominikanischen Republik und Elfenbeinküste. Die Erschließung weiterer Märkte ist 2018 geplant, darunter das Vereinigte Königreich, Deutschland und Italien, gefolgt von Schweden, Zypern, dem Libanon, den Niederlanden, Neuseeland und Australien.
Bailey zeigt sich realistisch, was die Verordnungen für Zigarren in den USA und Übersee betrifft. „Wenn man alles, was geschehen ist, Revue passieren lässt, dann finde ich es schon ironisch, dass Zigaretten die wenigsten Probleme haben werden, auf dem Markt zu bestehen. Und warum? Weil die Vorschriften überhaupt nur deshalb verfasst wurden, damit die großen Spieler ihre Marktanteile behalten können. Letzten Endes werden Zigaretten gut dastehen.“ In der Zwischenzeit bleibt Bailey dem Tabak verpflichtet und hofft auf das Beste, ist aber auf das Schlimmste vorbereitet.