Als ich neulich durch das Lager von Hunters & Frankau schlenderte, fiel mir eine Zigarrenkiste besonders auf. Sie lag auf dem Kontrolltisch von Peter Thompson, der dafür verantwortlich ist, den Inhalt jeder Kiste zu überprüfen, bevor diese mit dem EMS- (English Market Selection-) Stempel versehen wird.
Es war eine kompakte SBN- (Semi Boîte Nature-) Kiste mit Klarlacküberzug und musste somit eine Trinidad sein. Aber etwas an ihrer Form kam mir ungewohnt vor. Thompson erklärte, dass es sich um eine neue Limited-Edition- Zigarre handelt. Ich bat ihn, die Kiste zu öffnen, um einen Blick darauf werfen zu können. Er klappte den Deckel auf, nahm die papeletas (Informationsblätter) heraus und die erste Reihe Zigarren – sechs Trinidad Topes Edición Limitada 2016 – kam zum Vorschein. Sie waren in perfekt aufeinander abgestimmte, glänzende Maduro-Deckblätter gewickelt und eine wahre Augenweide. Ihre stämmige Form (125 x 22,2 | 4 7⁄8 x 56) erinnerte mich an präzise gefertigte Zylinder.
Wie regelmäßige Leser dieser Kolumne wissen, bin ich kein Fan, was den Trend zu Zigarren mit großen Ringmaßen betrifft. Als ich erstmals vom Format der Topes hörte, schrieb ich sie sogar als eine jener Zigarren ab, auf die ich gerne verzichten würde. Aber von Zeit zu Zeit habe ich eine lustige Erfahrung gemacht, wie etwa bei der Cohiba Sublimes Limited Edition im Jahr 2004. Auf dem Papier deuteten die Maße (164 x 21,4 | 61⁄2 x 54) darauf hin, dass es sich um ein hässliches Monster handelt, aber als ich die Zigarre dann sah, fand ich das Verhältnis von Länge und Umfang attraktiv. Das war auch bei der Topes der Fall.
Rückblickend ist es erstaunlich, wie sehr sich die Trinidad seit ihren Anfängen verändert hat. Die Marke wurde vor 48 Jahren heimlich in der El Laguito-Fabrik ins Leben gerufen, wo sie ausschließlich für den Staatsrat von Kuba (und nicht für Fidel Castro, wie manche behaupten) hergestellt wurde. Die Zigarre war – wie die Cohiba Lancero – nur im langen, dünnen Format Laguito No. 1 (192 x 15,1 | 71⁄2 x 38) erhältlich und zeichnete sich durch einen mit Partagás vergleichbaren reichen, intensiven, erdigen Geschmack aus.
Im Jahr 1992 enthüllte ein Journalist, der Kuba besuchte, die Existenz der Marke, und schon bald wurden die sogenannten Trinidad Diplomats bei Auktionen verkauft. Ich kann mich erinnern, dass 1997 in Genf eine Kiste mit 25 Stück für knapp 15.000 US-Dollar unter den Hammer kam. Angesichts dieses phänomenalen Ergebnisses beschloss Habanos S.A., Trinidad am Ende des 20. Jahrhunderts als eine der neuen Marken zu lancieren. Unter der Leitung der damaligen Direktorin Emilia Tamayo wurde ein Team in El Laguito zusammengestellt, um das Format zu überdenken und einen neuen Blend zu schaffen, da man den alten als zu stark empfand. Eine entscheidende Rolle im Team spielte Raúl Valladares, der als „Maestro de Maestros“ (Meister aller Meister) unter Tabacubas Master Blendern galt.
Es kam zu einer einzigartigen Partnerschaft zwischen Raúl und Ana Lopez, vormals Marketingleiterin von Habanos S.A., die eine mittelkräftige Zigarre mit vollem Aroma wollte. Das Resultat war unglaublich, wie ich im November 1997 herausfand, als ich mich überreden ließ, als Mitglied des Tasting- Komitees an der letzten Verkostung der neuen Fundadores, deren Ringmaß auf 40 erhöht wurde, in El Laguito teilzunehmen. Thompson hatte es geschafft! Der scharfe Geschmack der Diplomats war verschwunden und anstelle dessen entfalteten sich herrliche, ansprechende, mittelstarke und vor allem duftende Aromen.
Obwohl die Trinidad von Kennern sehr geschätzt wird, hatte sie aus irgendeinem Grund Probleme, ein breiteres Publikum anzusprechen. Ich glaube, ich weiß warum. Jedes Mal wenn ich Trinidad bei einer Veranstaltung präsentiere, fragt jemand binnen weniger Sekunden: „Oh, rauchen wir heute keine kubanische Zigarre?“ Viele denken immer noch, dass sie von der Insel Trinidad stammt. Was ist schon eine Name, könnte man nun sagen. Aber würde ein schottischer Whisky-Produzent eine seiner Marken Honshu oder Hokkaido nennen?
Die Namen der jüngsten Trinidad-Lancierungen sind ebenfalls etwas verwirrend. Vigia, ein weiteres hervorragendes, stämmiges Format (110 x 21,4 | 43⁄8 x 54), bedeutet „Ausschau“ und bezieht sich auf einen Turm auf einer Zuckerplantage in der Nähe der Stadt Trinidad, der einst diesem Zweck diente. Und wie viele Leute wissen schon, woher der Name Topes kommt? Auch hier kann ich helfen: Eingebettet im Escambray- Gebirge hinter Trinidad, 900 Meter über dem Meeresspiegel, liegt eine kleine Ansiedlung namens Topes de Collantes. Heute bildet sie das Zentrum eines Nationalparks mit Eukalyptus- und Kieferwäldern, in denen eine artenreiche Flora zwischen eindrucksvollen Bächen, Wasserfällen und tiefen Tümpeln gedeiht. Topes de Collantes heißt so viel wie „Gipfel der Hügel“ – vielleicht also ein Zeichen dafür, dass Trinidad neue Höhen erklimmt.