Es ist ein heißer, dunstiger Morgen in Los Angeles, als ich an Keith K. Parks Firmensitz eintreffe. Der Gründer und CEO von Prometheus International sowie der Zigarrenmarke God of Fire verspätet sich ein paar Minuten, was angesichts der kurz bevorstehenden RTDA-Tabakmesse verständlich ist. So nütze ich die Gelegenheit, mich etwas abzukühlen. Umgeben von unzähligen Prometheus-Humidoren, Feuerzeugen und Aschenbechern warte ich auf meinen Interviewpartner. An der Wand hängt ein 1,5 Meter großes Gemälde mit dem Titel Der angekettete Prometheus“. Das Motiv zeigt die Bestrafung des Titanen, der von Zeus das Feuer stahl, um es den Sterblichen zu bringen.
Viele Prometheus-Produkte sind damit verziert. Keith K. Park fahrt mit seinem silbernen Audi vor, die obligatorische God of Fire in der Hand. Im Büro angekommen, begrüßt er mich herzlich und reißt die Rolle des Interviewers sofort an sich. Er will wissen, was ich von Leuten halte, die Havannas den nicht-kubanischen Zigarren vorzeichen. Sein prüfender Blick und der flüchtige Ansatz eines Lächelns sagen mir klar, dass er sich mit keiner Nullacht-fünfzehn-Antwort zufrieden gibt. Und damit sind wir schon mitten im Gespräch über die Keith-Park-Story, Zigarren und den Aufstieg von Prometheus.
Die Anfänge von Prometheus
Park kam 1980 als Sohn koreanischer Einwanderer mit fünfzehn in die USA. Heute ist er 43 und erzählt, dass sich vieles in seiner Karriere durch Zufall ergab. Nachdem er für ein Doktoratsstudium der Wirtschaftswissenschaften an der Columbia University inskribiert hatte, erinnert sich Park, nahm ihn einer seiner Mentoren einmal beiseite, weil er in Park keinen Wirtschaftswissenschaftler sah. Er sagte zu mir: Ich weiß, dass Sie Professor werden möchten, aber ich glaube, das ist der falsche Beruf für Sie. Sie wirken wie ein echter Unternehmer.“ Und weiter: ,Nachdem ich meinen Master abgeschlossen hatte, wurde mir klar, dass er recht gehabt hatte. Es war einfach nicht das, was ich wollte. Ich arbeitete einige Zeit in der Forschungsabteilung einer Investmentbank in New York, merkte aber, dass mich das auch nicht befriedigte.“ Da Park seine Kreativität in dem Unternehmenssektor nicht ausleben konnte, kehrte er zu seiner Familie nach Südkalifornien zurück, um für seinen Vater zu arbeiten, der damals diverse Feuerzeug-Marken aus Korea und China importierte.
Keiths jüngerer Bruder James (derzeit CEO von KGM Vector) trat ebenfalls in das rasant wachsende Familienunternehmen KGM Industries ein. Keiths Vater hatte KGM Industries in Korea gegründet, bevor er damit in die USA übersiedelte. „Mein Vater war ein echter Unternehmer. Ich habe viel von ihm gelernt. Und ich denke, dass etwas von seinem Untrnehmergeist auf mich übersprungen ist.“
1992 unternahm Keith seine erste Geschäftsreise nach Korea und lancierte daraufhin eine Luxusfeuerzeug-Serie: Prometheus. Damit war der Firmenbereich der Premiumfeuerzeuge innerhalb der KGM geboren, denen später Humidore folgen sollten 1000-Dollar Humidore und Premiumfeuerzeuge im gleichen Portfolio wie Mittelklasse- und Einwegprodukte.. da erreichte KGM bald einen kritischen Punkt. Fragen wurden laut. Wie definieren wir das Unternehmen? Wenn wir Mitarbeiter einstellten, mussten wir diese so einschulen, dass sie Luxusprodukte ebenso kompetent verkaufen konnten wie Lastwagenladungen von Einwegfeuerzeugen.“ Gegen Ende 1996 ließ sich Park von Toyota und dessen eigenständigem Luxus-Ableger Lexus inspirieren. Ich hatte Prometheus als eigene Marke kreiert und war fest davon überzeugt, dass auch sie alleine gemanagt werden sollte, um ihr volles Potenzial entwickeln zu können. Mein Bruder war für die anderen Firmenbereiche zuständig und wollte diese auch weiter führen, erklärt Keith. Nach Einberufung eines Familienrates gab er seinen Anteil an KGM Industries der Familie ab und erhielt im Gegenzug die Prometheus. 1997, fünf Jahre nach Gründung des Firmenbereichs innerhalb von KGM Industries, war Prometheus nun eine eigenständige Marke, die Keith ganz allein gehörte.
Die Trennung hätte zu keinem besseren Zeitpunkt erfolgen können – der Zigarrenboom war voll angelaufen. Ich war ein junger Bursch mitten im Zigarrenboom. und ich war unerschrocken,“ Auf der RTDA-Show 1997 verkaufte Keith 200 Humidore seiner limitierten Edition zu je 2500 US Dollar in nur zwei Tagen. Mit diesem Durchbruch gelang es ihm, die Marke Prometheus fix im Markt zu etablieren. Zwei Jahre später präsentierte Prometheus die Limited Edition Fuente Fuente OpusX Humidore voll mit OpusX-Zigarren. Das war der Beginn einer langjährigen Beziehung mit einer der berühmtesten Zigarren Dynastien, der Fuente-Familie.
Wie God of Fire entstand
Seit der Gründung von Prometheus hatte Keith immer davon träumt, seine eigene Zigarrenmarke zu kreieren, quasi als Krönung seiner Accessoire-Serien. In den Zigarrenläden sah ich Prometheus Feuerzeuge, Aschenbecher und Humidore, aber keine Zigarren. Ich wollte das Bild abrunden.“
Im Frühjahr 2003 war es dann so weit. Keith Park und Carlito Fuente trafen sich zu einem Abendessen in der Dominikanischen Republik. Keith schilderte seine Vision, eine eigene Zigarrenmarke zu lancieren. Und Carlito stimmte nicht nur zu, die Zigarren in Kooperation mit der Fuente-Familie zu produzieren, sondern half Keith auch gleich dabei, ein weiteres Problem zu lösen. Keith wollte seine Zigarrenmarke nicht Prometheus nennen. Wegen der zahlreichen Beschränkungen auf Tabakwaren wollte er einen anderen Namen als für die Accessoires.
Während der Dreharbeiten zur Fuente-Dokumentation An American Dream“ wurde Keith, der das Werk produzierte, scherzhaft „Gott des Feuers“ gerufen – eine eindeutige Anspielung auf seine Marke Prometheus und die dahinter stehende griechische Mythologie. Carlito, der sich an den Spitznamen erinnerte, schlug also God of Fire als Marke vor. Keiths lebhaften Schilderungen dieser Begebenheit lassen unschwer seinen Enthusiasmus für die God of Fire Marke erkennen. Der Höhepunkt des Jahres 2004 war der Launch des roten Prometheus Limited Edition God of Fire Humidors, vollbestückt mit den gleichnamigen Zigarren.
Als wir uns eine God of Fire Double Robusto – kreiert von Carlito – anrauchen, werden wir unterbrochen. Keith erhalt einen Anruf aus Frankreich und soll die Holzausführungen für neue Humidore besprechen. Als Hauptverantwortlicher Produkt-Designer entwirft er zu nächst Formkonzepte, bevor er mit Kunsthandwerkern in aller Welt zusammenarbeitet. „Viele gute Ideen entwickeln wir aus dem Feed back unserer Kunden. Jedesmal, wenn ich ein Feuerzeug oder einen Humidor verwende, denke über Verbesserungsmöglichkeiten nach. Aber natürlich sind brilliante Ideen oft technisch schwer umsetzbar. Wir arbeiten eng mit vielen Kunsthandwerkern rund um den Globus zusammen.
Unsere Produkte werden von Meistern ihres Handwerks geschaffen.“ Mit Cuttern aus Japan, Humidoren aus Frankreich, Kristall-Aschenbechern aus Italien und Lederwaren aus Spanien schöpft Prometheus aus einem globalen kunsthandwerklichen Potenzial. Vor kurzem lancierte das Unternchmen eine Reihe von Brieftaschen für Herren und edle Boxen für Accessoires. Als nächstes sind Manschettenknopfe und Gürtel an der Reihe. Dennoch hängt Keiths Herzblut noch immer an seiner ersten Produktlinie, den Feuerzeugen. Bei einem kurzen Rundgang im Lager sehen wir, wie sein Personal alle Feuerzeuge genau überprüft, bevor sie für den Versand verpackt werden. Mit einem stolzen Lächeln demonstriert Keith seinneues (zum Patent angemeldetes) Feuerzeug, Traveler“, das für Flugreisen konzipiert wurde – es ist leicht zerlegbar, weshalb einzelne Teile auch einfach ersetzt werden können. Mit einem Blick erkennt man, dass er seinen Warzeln treu geblieben ist: an der Unterseite des Gas behälters ist das Wort Korea deutlich lesbar.
Die Freude an Zigarren
Unsere God of Fire Double Robustos haben noch keinen Feualarm ausgelöst, obwohl ich jeden Moment damit rechne, dass Wasser aus den Düsen der Sprinkleranlage über uns herausschießt-bei der Menge an cremigem Rauch, den wir beide produzieren. Keith weiß Zigarren zu schätzen: Man genießt sie am besten in Gesellschaft. Der einzige Ort, wo ich alleine rauche, ist das Auto. Eines Abends sagte ich zu meiner Frau, dass ich mir zur Entspannung ein Glas Wein und eine Zigarre genehmigen würde. Ich rauchte mir genüsslich eine an, und nach ungefähr fünf Minuten war mir langweilig. Ich bin gerne mit anderen Zigarrenrauchern zusammen. Das zählt zu den größten Freuden des Lebens. Deshalb veranstalte ich auch gerne das jährliche God of Fire-Dinner. Mit zwei kleinen Töchtern – Keith lernte seine Frau Michelle kennen, als er die Prometheus-Marke gründete – ist es schwierig, Zeit zum Rauchen zu finden. Dennoch gelingt es ihm, sich eingehend mit Zigarren auseinanderzusetzen, auch solchen anderer Hersteller. Redet man über Zigarren, kommt man bald auf tabakfeindliche Gesetze zu sprechen. Keith beobachtet die zunehmend strikte Gesetzgebung wachsam. Ein kämpferisches Poster prangt immer noch
vom Flipchart in der Ecke des Sitzungszimmers es richtete sich gegen die Gesetzesinitiative 86, die die kalifornische Zigarrenbranche im Vorjahr erfolgreich verhindern konnte. Damit wurde eine geplante Steuererhöhung von 135 Prozent auf Zigarren unterbunden. Keith reist viel und bedauert, dass es in zahlreichen Ländern bereits äußerst strenge Anti-Tabakgesetze gibt. Verglichen mit an deren Ländern ist unsere heimische Zigarrenindustrie viel weniger Beschränkungen ausgesetzt, aber ich befürchte, dass sich die USA dem Trend zu höherer Besteuerung und strengeren Vorschriften anschließen wird.“
Keith K. Park verkörpert viel vom ,Amerikanischen Traum“. Als Sohn von Einwanderern, der sich seine Karriere hart erarbeitete schätzt er die Freiheiten seiner Wahlheimat und ganz besonders jene die seine geliebte Zigarrenbranche noch genießt. Die 15 Jahre sind schnell vergangen, und er hat auch schon Pläne für die Zukunft. Er verrät seinen Wunsch, ein eigenes Geschäft zu eröffnen. Von meiner Robusto ist nur noch ein Drittel übrig, da wird Keith zu einem Planungsmeeting gerufen. Er kommt rasch zurück, meint aber, dass er bald weiter arbeiten müsse. Nachdem wir unsere Zigarren zu Ende geraucht haben, verlasse ich Keiths Büro am Nachmittag. Die glühende Sonne steht noch hoch am Himmel, und die drückende Hitze und der Dunst hängen noch immer schwer über der Stadt-ein Wetter, das bestens zu einem Mann des Feuers“ passt.