Vor 45 Jahren gründeten zwei Exilkubaner Joya de Nicaragua – das Juwel Nicaraguas.
Diktator-Eigentum, Verstaatlichung, Arbeiterkontrolle, Markenerfolg, Markttiefen, Markenverlust und offizieller Zigarrenlieferant für das Weiße Haus. Es gibt kaum eine bessere Geschichte als jene von Joya de Nicaragua, dem ersten und ältesten kommerziellen Zigarrenproduzenten Nicaraguas, der heuer mit einer Jubiläumsmarke 45 Jahre an sozialen, politischen und unternehmerischen Veränderungen feiert.
Zur Zeit seiner Gründung im Jahr 1968 war Nicaragua Cigars der erste Markenhersteller in Zentralamerika. Das Unternehmen wurde von zwei Kubanern ins Leben gerufen, die ihre Heimat wie viele ihrer Landsleute nach der Revolution verließen, um anderswo ihr Glück zu suchen.
Die erste, von Juan Francisco Romero und Simon Camacho produzierte Marke hieß Joya de Nicaragua – „das Juwel Nicaraguas“. Es dauerte nur etwa ein Jahr, bis es ihre Zigarre in den exklusivsten aller Zigarrensalons schaffte – den „Green Room“ im Weißen Haus in Washington.
„Mit dem US-Handelsembargo verschwanden kubanische Zigarren vom amerikanischen Markt und deshalb war man auf der Suche nach einer neuen, offiziellen Zigarre für das Weiße Haus“, erzählt Besitzer Alejandro Martínez Cuenca.
„Ein Connaisseur stieß in Las Vegas auf eine Kiste Joya de Nicaragua-Zigarren, fand diese herrlich und brachte sie zurück ins Weiße Haus. Als der nicaraguanische Präsident Anastasio Somoza im Jahr 1971 von Richard Nixon ins Weiße Haus eingeladen wurde, war er überrascht, als der Kellner plötzlich mit einer Kiste Joya de Nicaragua auftauchte.“
Die Zigarre wurde 1974 zur offiziellen Marke des Weißen Hauses, doch Somozas überraschende Begegnung mit Joya de Nicaragua bedeutete nichts Gutes für die Markeninhaber.
„Er stellte fest, dass sie unbezahlte Kredite bei nationalen Banken hatten, gab ihnen 48 Tage, um eine Lösung zu finden, und als sie das nicht konnten, tat er es für sie, indem er 75 Prozent der Aktien erwarb“, informiert Martínez Cuenca und fährt fort: „Aber es existieren keine Aufzeichnungen über diese Transaktion, was bedeutet, dass es sich um eine private Transaktion handelte. Simon Camacho verkaufte seinen Anteil zwei Jahre später; Juan Francisco Romero veräußerte den seinen kurz danach, arbeitete jedoch noch eine Weile im Unternehmen.“
Wieder auf den Beinen
Nach der nicaraguanischen Revolution im Jahr 1979 konfiszierte die sandinistische Regierung, in der Martínez Cuenca als Außenhandelsminister tätig war, Anastasio Somozas gesamtes Privatvermögen, darunter auch Nicaragua Cigars.
Alejandro Martínez Cuenca übernahm die Fabrik im Jahr 1994, als sie noch Nicaragua Cigars hieß. Elf Jahre später änderte er den Namen auf Joya de Nicaragua.
Die Fabrik wurde nationalisiert und im Jahr 1990, als die Sandinisten die ersten freien Wahlen verloren, den Arbeitern übergeben. Was folgte war eine schwierige Zeit in der Geschichte des Unternehmens. „Es gab enorme Managementprobleme und sie konnten ihre Produkte nicht verkaufen“, erinnert sich Martínez Cuenca.
Im Jahr 1994 übergaben die Arbeiter den Betrieb an Martínez Cuenca, der den Namen des Unternehmens auf Tabaccos Puro de Nicaragua änderte. „Sie hatten im Jahr zuvor begonnen, einen geeigneten Käufer zu suchen“, erzählt er. „Ich war einer von drei Kandidaten. Ich hatte die Regierung verlassen und meinen ursprünglichen Beruf als Finanzberater wieder aufgenommen. Nachdem ich in verschiedenen Ländern, darunter Spanien, sowie in Afrika gearbeitet hatte, schloss ich mich mit einer Gruppe von Spaniern zusammen und kaufte das Unternehmen.“
Da Anastasio Somoza die Marke Joya de Nicaragua an Altadis verkauft hatte und diese wiederum an ein anderes Unternehmen, war es eine von Martínez Cuencas ersten Missionen, die Marke zurückzukaufen. „Ich verhandelte drei Jahre lang, um die Marke wieder zu bekommen. Später – im Jahr 2005 – änderte ich den Firmennamen auf Joya de Nicaragua.“
Um das Unternehmen wieder auf die Beine zu bringen, schuf er Antaño 1970, eine Zigarre, die das Wesentliche der guten alten Zeiten erfasste. „Wir wollen, dass Joya de Nicaragua für Zigarrenraucher das ist, was Flor de Caña für Rum-Trinker ist. Etwas, das den nicaraguanischen Geist einfängt. Etwas, auf das wir stolz sein können.“
Heute, 45 Jahre und 40 Millionen Zigarren später, ist Joya de Nicaragua ganz eindeutig wieder auf den Beinen. „Derzeit haben wir Vertriebshändler in 47 Ländern, aber unser Ziel ist es, in fünf Jahren in 92 Ländern vertreten zu sein“, informiert Martínez Cuenca. Zur 45-Jahr-Feier wird Mitte dieses Jahres eine Jubiläumszigarre lanciert.
„Wir arbeiten noch daran, also kann ich noch nicht viel dazu sagen.“ Mehr zu erzählen hat er jedoch über das jüngste in der Fabrik hergestellte Juwel: CyB. „Es ist eine Abweichung von unserem üblichen Kurs. Joya de Nicaragua ist als nicaraguanischer Produzent bekannt. Wir haben stets vorwiegend heimischen Tabak verwendet. Diesmal wollten wir neue Pfade erforschen und dem Markt signalisieren, dass wir auch anderen Tabak verwenden und ein breites Spektrum vorweisen können. Im Fall von CyB kamen Tabakblätter aus vier verschiedenen Ländern zum Einsatz. Das Deckblatt stammt aus Ecuador; der Einlagetabak aus Peru, Ometepe – was der Zigarre ihre Aromen und Süße verleiht – und Estelí. Das Umblatt kommt aus der Dominikanischen Republik.“
Der Name der Zigarre steht für Firmenchef Cuenca und würdigt zugleich Vizepräsident José Blanco, dessen Einstieg ins Unternehmen noch nicht allzu lange zurückliegt. Mit CyB hat die Fabrik ihr erfolgreiches Markenportfolio – Celebración, Rosalones, Antaño 1970 und Dark Corojo, Clásico und Cabinetta – um ein Juwel erweitert.
Dieser Artikel wurde in der Cigar Journal Sommer-Ausgabe 2013 veröffentlicht. Mehr