José O. Padrón’s: Unvergessliche Momente

„In diesem Buch möchte ich darlegen, warum ich Tabak als wesentlichen Teil meines Lebens erachte.“-JOSÉ ORLANDO PADRÓN

José Orlando Padrón, Gründer der weltbekannten Zigarrenmarke und Pionier der nicaraguanischen Zigarrenindustrie, feierte Mitte dieses Jahres seinen 91. Geburtstag. Das wertvollste Geschenk zu diesem Jubiläum bereitete er sich (und vor allem uns Passionados) allerdings selbst. Im Sinne des kubanischen Poeten und Schriftstellers José Martí, wonach jeder in seinem Leben einen Baum pflanzen, ein Kind zeugen und ein Buch schreiben solle, verfasste José O. Padrón eine Autobiografie mit dem Titel Memorable Moments In My Life (Unvergessliche Momente meines Lebens). Hunderte Stunden verbrachte er gemeinsam mit César Gadea, der nicht nur leitender Angestellter, sondern quasi Familienmitglied ist, um Unterlagen zusammenzutragen und Erinnerungen festzuhalten. Das rund 300 Seiten umfassende Werk ist ein faszinierendes Dokument. Es ist ein Stück Zeitgeschichte, das uns tief ins Leben des Autors und damit hinter die Kulissen der Zigarrenwelt blicken lässt, welche wir Verbraucher ja meist nur aus der Genuss-Perspektive wahrnehmen: in einem schicken Tabakladen oder versunken in einen gemütlichen Lederfauteuil. 

Die ergreifende Lebensgeschichte lässt rasch erkennen, dass der Autor in Dankbarkeit und Demut auf ein langes, hartes und erfolgreiches (Arbeits-)Leben blickt. Und sie offenbart, wie ihm Optimismus, Beharrlichkeit, Zuversicht sowie Integrität und eine gefestigte Werteordnung die Verwirklichung des amerikanischen Traums ermöglicht haben. Vielleicht veranschaulichen die Namen einiger prominenter Altersgenossen, welch bewegte Epochen zum Erfahrungsschatz Don Orlandos zählen: Queen Elizabeth II, Chuck Berry, Miles Davis und Fidel Castro wurden wie er im Jahr 1926 geboren. Mit Letztgenanntem ist sein Lebenslauf aufs engste verstrickt. Präziser formuliert: Fidel Castro hat seinen Lebensweg entscheidend geprägt. 

Die Bezeichnungen vieler Zigarren im Padrón-Portfolio orientieren sich an Familienjubiläen. Die Padrón Serie 1926 No. 90 wurde zum
90. Geburtstag des Patriarchen kreiert

In einem der Buchkapitel beschreibt Senior Padrón die immer unerträglicher werdenden Zustände in Kuba unter dem Regime von Fulgencio Batista der 1950er-Jahre. Als Direktor einer Kupfermine in Pinar del Rio, wo er 300 Arbeiter koordinierte, musste er miterleben, wie sein Heimatland zusehends in eine autoritäre, korrupte und brutale Diktatur abdriftete. Seine eigenen Zukunftsvisionen und die seiner ganzen Generation waren hingegen von der Hoffnung geprägt, nach so vielen Jahren eingeschränkter Souveränität endlich wieder Demokratie und Rechtsstaatlichkeit für Kuba zu erlangen. Obwohl er sich nie hätte träumen lassen, je einer bewaffneten Rebellion anzugehören, traten er und seine Freunde schließlich der von Fidel Castro geführten Bewegung des 26. Juli (M-26-7) bei. Mit ihren Idealen, so dachten die jungen Leute, könnten sie die Heimat von der Geißel der Diktatur befreien. Die erste Begegnung mit Fidel Castro fand für José O. Padrón im Mai 1959 statt. In seinem Buch gibt er die Episode in ergreifenden Dialogen wieder und beschreibt, wie ihm nach und nach klar wurde, worauf er sich als Mitkämpfer dieser Bewegung eingelassen hatte. Jedoch, es bewahrheiteten sich nicht nur nach und nach die Worte eines alt gedienten Mitkämpfers, der während eines geheimen Waffentransports am Weg nach Havanna die Befürchtung geäußert hatte: „Padrón, hoffentlich endet das alles nicht wie damals, als ich gegen Gerardo Machados Diktatur kämpfte. Es war nämlich alles vergebens.“ Nein, es kam noch schlimmer. Dem jungen Padrón wurde bewusst, dass nicht nur die Zukunft seines Landes auf dem Spiel stand, sondern auch sein eigenes Leben … 

Im Jahr 1978: Fidel Castro bittet José O. Padrón um eine Zigarre. Helga Silvas Foto erscheint auf der Titelseite der Abendzeitung Miami News. Daraufhin explodieren Sprengsätze und es hagelt Morddrohungen

Jede Lebensgeschichte ist a priori faszinierend, aber dieses Buch ist doppelt reizvoll. Zum einen, weil José O. Padrón eben zu den ganz großen lebenden Legenden der Zigarrenwelt zählt. Und zum anderen, weil er selbst ausgewählt hat, an welchen Lebensabschnitten er uns teilhaben lässt. Wer die Story seiner Flucht aus Kuba und die Bedeutung des kleinen Hammers noch nicht kennt, der auf vielen Padrón-Zigarrenkisten gemeinsam mit dem Logo abgebildet ist, wird die entsprechenden Abschnitte des Buches lieben. Aber auch Kenner der Marke und sogar jene, die mit Mitgliedern der Familie Padrón schon persönlich zusammengetroffen sind, werden überrascht sein, dass es noch so viele Aspekte im Leben dieses Mannes gibt, die nur wenig oder gar nicht bekannt sind. Wir erfahren zum Beispiel, wie Don Orlando maßgeblich zur Entwicklung Nicaraguas als Tabakland beigetragen hat, dass seine 1970 errichtete Fabrik in Estelí während der Revolution abgefackelt wurde und wie er dank der Mithilfe der Bevölkerung die Produktion nach 32 Tagen wieder aufnehmen konnte. Einer der spannendsten Abschnitte im Buch ist der Bericht über eine humanitäre Reise nach Kuba. Padrón war gebeten worden, die Freilassung Hunderter politischer Gefangener mit Fidel Castro zu verhandeln. Das war 1978, und er rauchte damals in Havanna die erste Cohiba, die bekanntlich erst ab dem Jahr 1982 am freien Markt erhältlich war. Während der Verhandlungen bat Castro den Zigarrenhersteller um eine Padrón-Zigarre. Es war jener Moment, den Helga Silva, eine Mitarbeiterin der Abendzeitung Miami News, mit ihrer Kamera festhielt und der weitreichende Folgen haben sollte. Kaum war das Foto auf der Titelseite erschienen, wurde Padrón von den Hardlinern der Exilkubaner in Florida zum Verräter und Feind erklärt, erhielt Morddrohungen und auf seinem Firmensitz in Miami explodierten Sprengsätze. Der Alptraum dauerte mehrere Jahre lang an. Ebenfalls weitgehend unbekannt ist, dass José O. Padrón Mitte der 1980er-Jahre gekidnappt hätte werden sollen. Die Pläne hierfür, samt Planskizzen seiner Fabrik und seinen Reisevorhaben fand eine aufmerksame Reisende auf der Busfahrt von Danlí nach Tegucigalpa auf dem Nebensitz in einem verwaisten Rucksack. Den hatten die vermeintlichen Entführer dort platziert, um ihre Sitzplätze zu reservieren, waren vor der Abfahrt noch auf ein Bier gegangen und verpassten schließlich den Bus. 

Die Pläne zur vereitelten Entführung José O. Padróns beinhalteten die detailgetreue Planskizze der Fabrik

Don Orlando gibt uns auf den 300 Seiten seiner Autobiografie auch Einblick in die rasante Progression seines Geschäfts während der Boom-Jahre, in das enorme internationale Wachstum seiner Marke und in die Versuchungen, die damit einhergingen. Gleichzeitig lernt der Leser auch, dass die Familie Padrón – 18 der Familienmitglieder sind im Familienunternehmen aktiv tätig – ein fein abgestimmtes, durch und durch transparentes und von Konsens bestimmtes Netzwerk ist, wo jeder den optimalen Platz einnimmt. Es ist das Wohl der Familie, an der jede Business-Entscheidung bei Padrón Cigars gemessen wird. Faszinierend!

Und Don Orlando ist der allseits respektierte Mittelpunkt der Sippschaft – der Patriarch. Um dies zu belegen sei erwähnt, dass ich in Vorbereitung des Foto-Shootings für diese Story die Idee äußerste, eventuell ein paar Familienmitglieder zu involvieren. Am darauffolgenden Tag waren alle zur Stelle, die nicht gerade hunderte Meilen entfernt waren. Unser Meisterfotograf Juan Carlos Reina hatte alle Hände voll zu tun, um die Gruppe zu bändigen. Dieser Familie anzugehören scheint ebenso ein Privileg zu sein, wie es gleichermaßen Verantwortung ist. 

Tobacco fields in Estelí – José Orlando Padrón realized the American dream

Das Buch Memorable Moments in My Life ist der Grundstein für die Padrón Family Foundation, die José Orlando Padrón ins Leben rief. Alle Erlöse aus diesem Buchprojekt fließen in diese Einrichtung und haben zum Ziel, eine Grundschule in Estelí für 300 Kinder zu finanzieren. Die Verwirklichung des Projekts hat schon begonnen und die ersten Kinder sollen im Jahr 2018 dort die Schulbank drücken. Danke, José Orlando Padrón! 

His journalistic career began in 1979 as a freelancer for German-language newspapers in the US, and later for Austrian media including Die Wochenpresse and Das Wirtschaftsblatt. For ten years he also produced programs for over 60 radio stations around the world. In 1994, Reinhold C. Widmayer devoted himself to all things cigar, publishing technical articles in cigar magazines. He began working for Cigar Journal in 2001 and became editor-in-chief in 2005; under his auspices the journal has established itself as the world’s leading cigar magazine.


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