Alle Jahre wieder krönt das Cigar Journal seine Top 25-Zigarren des vorangegangenen Jahres und mit ihm auch die anderen Fachmagazine, die sich seit langem dem Genuss der Zigarre verschrieben haben. Eine Marke ist immer wieder auf sämtlichen Listen auf den Spitzenplätzen vertreten. Dabei handelt es sich nicht nur um eine sehr bekannte Marke, sondern auch stets um eine der bereits seit Jahren oder Jahrzehnten bestehenden Linien des altehrwürdigen Hauses. Die Rede ist natürlich von Padrón – in diesem Fall von der Serie Padrón 1964. Für viele sind diese Zigarren die Zigarren aus Nicaragua, für viele ist die Marke mittlerweile einfach nur Kult und für so manch anderen steht Padrón für eine Familie, die es mittlerweile zum Mythos geschafft hat.
Herzlich willkommen im Cigar Journal-Rauchsalon! Es freut mich, dass Sie wieder den Weg zu mir gefunden haben. Heute wollen wir gemeinsam eine besondere Zigarre verkosten – die Padrón 1964 Principe Maduro. Ich habe schon so manche Zigarre aus dem Hause Padrón geraucht. Dieses Stück fand den Weg über eine gute Freundin zu mir. Ich hatte diese Zigarre schlichtweg ständig übersehen.
Ein gerader Schnitt und mit einem Jet-Flame-Feuerzeug in Brand gesetzt, steht dem Genuss auch nichts mehr im Weg. Als Begleitgetränk habe ich mich für einen etwas säurebetonten Espresso aus kenianischen Bohnen entschieden. Bereits bei den ersten Zügen bekommt man deutlich die nicaraguanische Würze präsentiert. Doch im Gegensatz zu den bekannten Pfeffer- oder Chilinoten ist es im Fall der 1964 Maduro Principe eher ein Gewürzbukett der ganz besonderen Art. Tatsächlich kitzelt auch eine leicht orientalische Note die Geschmacksnerven. Der Espresso mit seiner Fruchtigkeit unterstreicht dies vorteilhaft. Zur Würze gesellen sich bereits zu Anfang deutliche Anklänge von geröstetem Kakao und Schokolade. Etwas Erde begleitet den äußerst vielversprechenden Start. Das kleine Format eignet sich ganz besonders für eine verlängerte Mittagspause oder einen entspannten Smoke am Nachmittag, wenn man nicht ganz so viel Zeit hat für den ausgedehnten Genuss. Langsam geraucht, bietet die Zigarre jedoch genügend Genuss für 35 bis 45 Minuten. Machen Sie zur Hälfte des ersten Drittels eine kurze Pause und legen Sie die Zigarre beiseite. Die kurze Pause verschafft ihr und Ihnen die Gelegenheit zum Durchatmen. Im Mund bleibt ein nussiger, leicht erdiger Geschmack zurück.
Nach der kurzen Pause weiter genossen, entfalten sich die Schokoladenoten des Maduro-Deckblatts in voller Kraft, und am Ende des ersten Drittels sind es diese Töne, die den Takt angeben und das Aroma bestimmen. Sie werden bemerken, dass sich das kleine Format erstaunlich kühl rauchen lässt, was vor allem dem Geschmack besonders gut bekommt. Retronasal geraucht, entfalten sich auch dezente Kräuteraromen mit einer leichten Grasigkeit. Besonders erstaunlich ist die ausgezeichnete Balance der Aromen. Der Blend ist nahezu perfekt komponiert. Für viele steht die Marke Padrón für absolute Perfektion und ich bin geneigt, diesen Stimmen Recht zu geben. Die Verarbeitung allein ist eine Performance der Extraklasse. Der Abbrand erweist sich als perfekt. Die schwarze Kante am Brandende ist messerscharf, nur ein kleines Band trennt die Zigarre von der gräulich weißen Asche, die sich – obwohl es sich um ein boxgepresstes Kleinformat handelt – sehr lange an der Zigarre hält. Während des ersten Drittels müssen Sie wahrscheinlich kein einziges Mal abäschern.
Zu Beginn des zweiten Drittels verändert sich der Schokoladegeschmack deutlich hin zu Bitterschokolade, jedoch offenbart sich fast keinerlei Schärfe am Gaumen, die Würze des Beginns schwingt nun eher in eine leichte Röstaromatik hinüber. Die Erdtöne nehmen zu. Gönnen wir dem guten Stück wieder eine kleine Pause. Falls Sie sich ebenfalls für ein Pairing mit Kaffee entschieden haben, ist jetzt ein guter Zeitpunkt für einen kräftigen Schluck. Meine „Fruchtbombe“ aus Kenia sorgt für einen herrlichen Kontrast zu dieser schokoladigen Schönheit aus dem Hause Padrón.
Besonders interessant ist die harmonische Süße, die sich gegen Ende des zweiten Drittels deutlich bemerkbar macht. Retronasal offenbart sich zur Süße der Geschmack von frisch gebackenem Brot. Hier beginnt ein interessantes Aromenschauspiel, das mir bei mehreren Verkostungen der Padrón 1964 Maduro Principe begegnet ist. Im letzten Drittel legt die Süße zwar deutlich zu, jedoch gesellt sich ein wenig Pfeffer und ein Hauch von Marzipan oder Bittermandel zu den Aromen, die die Zungenspitze kitzeln. Auch etwas Leder ist am Gaumen zu bemerken. Die letzten Züge offenbaren nochmals eine deutliche Kraft und die absolute Genussfreude der Passionados. Es sind die letzten Momente dieser kleinen Zigarre, die den Genuss dieser Schönheit zu etwas Unvergleichlichem machen. Hier erkennt man die Generationen an Erfahrung, die solch ein Kunstwerk zur Realität werden lassen. Es ist nicht einfach, so viel Aroma in einer so kleinen Zigarre unterzubringen. Jeder Moment, den ich in Begleitung dieser Zigarre verbringen durfte, wurde durch sie bereichert. Ich hoffe, Sie können die gleiche Erfahrung machen. Die Padrón 1964 Maduro Principe beweist, dass es keine teuren Zigarren gibt. Es gibt nur jene, die ihren Preis definitiv wert sind.