Gemeinsam testen – Cohiba Robusto

    Man braucht den Namen nur zu erwähnen, und schon scheiden sich die Geister: Cohiba.

    Die einen beginnen in Erinnerungen zu schwelgen, die anderen verdrehen die Augen und wieder andere interessiert es überhaupt nicht. Vor allem in der letzten Zeit konnte man in den Zigarrenlounges dieser wundersamen Welt die Passionados diskutieren hören. Nicht nur hinter vorgehaltener Hand wurde so mancher Zigarre die Freundschaft aufgekündigt, und wie so oft war der Auslöser das liebe Geld und der schnöde Mammon. Wohl kaum einer blieb von der letzten Preiserhöhung kubanischer Zigarren verschont. Und damit herzlich willkommen in unserem literarischen Rauchsalon zu einem gemeinsamen Tasting der ganz besonderen Art. Zugegeben, das heutige Tasting wird nicht ohne harsche Realität zurechtkommen, und dennoch werden wir uns wie immer um Objektivität bemühen.

    Viele Jahre beziehungsweise viele Jahrzehnte galt sie als die Zigarre schlechthin. Cohiba war das Maß aller Dinge und die Cohiba Robusto war die Robusto der Robustos, der Prototyp, die Benchmark, die rote Linie des guten Geschmacks, eine absolute Institution und ein gemeinsamer Nenner, auf den sich alle einigen konnten. Doch so wie sich die Zeiten ändern, so ändern sich Geschmäcker, die Wahrnehmung und nicht zuletzt auch der Preis, und mit dem Preis ändert sich die Wahrnehmung. Damit sind wir bei der Gretchenfrage und des Pudels Kern. Die Frage, die wir uns heute stellen wollen, ist schlicht und ergreifend, ob die Cohiba Robusto ihren Preis noch wert ist und ob sich die eigene Wahrnehmung der Zigarre verändert hat, seit der internationale Preis auf das Preisniveau von Hongkong angehoben wurde. Ausnahmsweise sei mir als Autor vergönnt, das Wort direkt an Sie zu richten, aber in Vorbereitung auf diesen Text war es schon eine erhebliche Erfahrung, den Tabakfachhändler meines Vertrauens aufzusuchen und dort für fünf Robustos EUR 340,00 (EUR 68,00 pro Stück in Österreich) auf den Ladentisch zu legen. In diesem Moment stellte sich besonders die Dringlichkeit der Frage nach meiner eigenen Objektivität. Denn um der Wahrheit die Ehre zu geben: Ich würde wohl niemals so viel Geld für fünf Robustos ausgeben.

    Nun, da diese Tatsache offen auf dem Tisch liegt, können wir uns endlich unserem Tasting widmen. Also, greifen Sie zu einer Cohiba Robusto und begleiten Sie mich auf der kurzen Reise durch eine Welt von gestern, die vielleicht zuweilen auch ewig gestrig wirkt. Wir werden sehen.

    Ich habe mich für einen geraden Schnitt entschieden: ein klassischer Schnitt für eine klassische Zigarre. Die Cohiba Robusto ruht fest gerollt zwischen meinen Fingern. Der Kaltzug offenbart das typische Cohiba-Aroma zwischen Leder, Erde und dem, was wohl einzig als kubanischer Geschmack bezeichnet werden kann. Ein Geschmack, den man aus hundert Zigarren erkennen kann. Der Kaltzug ist bereits oft die erste Hürde, denn wenn man Pech hat, ist das Zugverhalten so mancher kubanischer Schönheit gelinde gesagt etwas verhalten. Doch ich habe Glück und der Kaltzug wirkt nahezu optimal. Wie alle im Entubado-Stil gerollten Zigarren (traditionelle kubanische Rollmethode) nimmt die Cohiba Robusto schnell Feuer an, und die ersten Zügen offenbaren eine würzig-cremige Dichtheit, die den Gaumen umspielt. Es ist immer wieder erstaunlich, wie einzigartig sich Terroir auf eine Zigarre auswirken kann. Denn diesen Geschmack findet man tatsächlich nur in kubanischen Zigarren. Es ist diese Mischung aus Kraft und Creme, gepaart mit einer ganz besonderen Mineralität. Die ersten Züge der Cohiba Robusto werden von diesem Aroma geprägt. Ein Autor hat einmal sehr treffend von „gezähmter kubanischer Wildheit“ gesprochen. Eine wirklich vortreffliche Beschreibung!

    Das erste Drittel beginnt also sehr landestypisch und nach und nach gesellen sich Noten von Kaffee hinzu. Achten Sie auf die bitteren Nuancen im Hintergrund. Auch diese erinnern an Kaffee. Bei einer längeren Reifezeit von ca. fünf Jahren würde sich diese Bitterkeit freilich in Süße verwandeln. Doch auch so ergibt sich ein äußerst interessanter Smoke. Gegen Ende des ersten Drittels kann man retronasal den Duft von frisch gebackenem Brot entdecken und – mit viel Fantasie – sogar etwas Vanille. Legen Sie Ihre Zigarre an dieser Stelle am besten etwas ab. Sie hat sich eine Pause verdient.

    Nach der Pause merkt man, dass diese kubanische „Institution“ nicht so mild bis mittelkräftig ist, wie man es gewohnt ist. Im zweiten Drittel legt die Cohiba Robusto deutlich an Kraft zu, was ihr jedoch gut bekommt. Genauso wie die hintergründige Pfeffernote, die erst auf den zweiten, wenn nicht sogar dritten Blick zu erahnen ist. Hinzu kommt der Hauch von Schokolade. Es empfiehlt sich, diese Zigarre besonders langsam zu rauchen, denn Zigarren im Entubado-Stil sind generell etwas fester gerollt. Der Trick ist hierbei, das Tempo so anzupassen, dass die Zigarre gerade nicht ausgeht. So vermeidet man Heißrauchen und kann sich den Aromen perfekt nähern. Besonders Holzaromen mögen Hitze gar nicht.

    Das letzte Drittel ist noch mal ein Aufkommen von Lederaromen, verbunden mit etwas Erde und schokoladigem Kaffee. Auch etwas Pfeffer lässt sich erahnen. Und am Ende erwartet einen ein letzter Schluck von Bitterschokolade.

    Nach diesem etwas kurzen „Reiseführer“ durch den Rauchverlauf widmen wir uns aber der wichtigsten Frage, jener nach dem Preis-Leistungs-Verhältnis. Die Wahrnehmung verändert sich definitiv durch die Preiserhöhung, so viel kann ich sagen. Sofern man es nicht gewohnt ist, über EUR 60,00 für seine Zigarren auszugeben, sorgt dieser neue Preis für ein ganz besonderes Erlebnis. Selbst wenn man die Zigarre schon davor geraucht hat – dieses Bewusstsein lässt sich kaum abstellen. Aber ist diese Zigarre den neuen Preis wert?

    Diese Frage lässt sich aus zwei verschiedenen Blickwinkeln beantworten. Aus wirtschaftlicher Sicht ist der neue Preis absolut gerechtfertigt. Angebot und Nachfrage heben den Preis. So gesehen ist diese Preispolitik selbstverständlich komplett nachvollziehbar.

    Auf der anderen Seite steht jedoch die Tatsache, dass sich aufgrund der angehobenen Preise die Fertigungsweise wohl nicht wirklich ändern wird. Es wird also mit Sicherheit immer noch Probleme mit Zugverhalten geben, und man wir immer noch Zigarren jahrelang einlagern müssen, bevor sie einem den versprochenen Rauchgenuss vergönnen. Und hier ist die Frage legitim, ob einem der Preis von über EUR 60,00 gerechtfertigt erscheint.

    Ich persönlich kann für meinen Teil diese Frage recht einfach beantworten. Obwohl ich hier definitiv eine wirklich großartige Zigarre geraucht habe, so ist mir diese sicherlich keine EUR 68,00 wert. Es gibt für mich gleichwertige und auch bessere Zigarren für wesentlich weniger Geld, deren Verarbeitung zudem deutlich exakter ist.

    Zum Glück ist mein Wort nicht maßgebend. Geschmäcker sind immer noch verschieden, und so wird uns der Mythos der kubanischen Zigarre weiterhin begleiten. Er wird die Gemüter erhitzen und beglücken und nach wie vor Stoff für Gespräche und hitzige Diskussionen bieten. Denn am Ende des Tages ist eine Cohiba zwar ein Mythos, aber dennoch einfach nur eine Zigarre, und das ist auch gut so.

    Klaus Hruby learned his trade as a journalist at a young age and published articles in various media such as Die Zeit, Der Falter, as well as in renowned literature competitions in German-speaking countries. His love for cigars was ignited during his apprenticeship; his great-grandfather still owned a tobacco field. Klaus Hruby has been writing Austria’s biggest cigar blog, www.derblauedunst.com, since 2014.


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