Die Komplizierte Zukunft der Premiumzigarren

    Pflichtlektüre für uns Zigarrenraucher: Autor Jacob Grier liefert uns vernünftige, moderate und manch neue Argumente gegen die extreme Anti-Raucher-Bewegung

    Ich hätte nie gedacht, dass ich Zigarren mögen, geschweige denn über sie schreiben würde. Als ich meine erste Zigarre probierte, hatte ich nie zuvor geraucht. Ich war eher ein Kaffeeliebhaber. Während meiner Arbeit in einem Café überzeugte mich einer meiner Stammgäste, eine zu probieren. Wir sprachen über Kaffee und Zigarren, die Pflanzensorten, ihre Herkunftsländer und Anbaumethoden; das Spektrum der Zigarrendeckblätter spiegelte die Röstprofile der Kaffeebohnen wider. Ich war sofort begeistert, und bald trafen wir uns jeden Sonntag, um gemeinsam Kaffee, Zigarren und Bücher zu genießen. Meine persönliche Entdeckung von Zigarren fand zeitgleich mit dem Anstieg der Rauchverbote in den USA statt. Wir begnügten uns damit, an den wenigen erlaubten Orten zu rauchen: bei gutem Wetter auf der Terrasse, bei schlechtem im hinteren Teil einer raucherfreundlichen Gaststätte. Doch die Verbote wurden ausgeweitet – von Bars, Gastgärten, Stränden, Parks und Stadtstraßen bis zu Privatwohnungen. Mein anfängliches Interesse an Zigarren führte dazu, dass ich mehr als zehn Jahre über den Aufstieg der illiberalen Anti-Raucher-Bewegung schrieb. Diese stützt sich auf Dämonisierung von Nikotin und Tabak, alarmierende Berichterstattung in den Medien und Gleichgültigkeit gegenüber der Freiheit von Konsumenten. Man argumentierte für eine unaufhörliche Ausweitung der Rauchverbote, indem man statt plausiblen wissenschaftlichen Behauptungen eher fantastisch anmutende heranzog. In einer besonders ungeheuerlichen Studie behaupteten Forscher, dass ein Rauchverbot die Zahl der Herzinfarkte in nur sechs Monaten um 60 Prozent reduzieren könnte. Anti-Raucher-Gruppen erklärten, dass bereits eine dreißigminütige Rauchbelastung potenziell tödlich ist. Die Medien stürzten sich darauf und verbreiteten diese Behauptungen weltweit.

    Es dauerte Jahre, bis es zu einer besseren Forschung kam. Aber sobald Gesundheitsökonomen rigorosere Studien abgeschlossen hatten, verschwanden die dramatischen Effekte fast vollständig. Diese und andere Forschungsergebnisse versetzten den alarmierenden Behauptungen von Anti-Raucher-Aktivisten einen Dämpfer. Doch der Schaden war bereits angerichtet. In den USA stellt die Regulierung durch die Food and Drug Administration (FDA) eine zusätzliche Bedrohung für die Freiheit der Raucher dar. Glücklicherweise hat die FDA gezögert, sich in die Premiumzigarrenindustrie einzumischen. Denn dies würde zu Recht als Zeit- und Geldverschwendung betrachtet werden. Wenn wir Glück haben, könnten Premiumzigarren von dem extrem belastenden Überprüfungsverfahren der FDA verschont bleiben. Aber es lauert noch eine andere Gefahr. Einige in der FDA möchten einen Nikotingehalt von nahezu Null für Zigaretten vorschreiben. Wenn das Fehlen von Nikotin Zigarettenraucher dazu veranlasst, auf Zigarren umzusteigen, könnte die Behörde die Regelung auf Zigarren ausweiten. Dies wird von der FDA bereits in Betracht gezogen und von Anti-Raucher-Gruppen propagiert. Geschieht das, dann werden Zigarren, wie wir sie heute kennen, in den USA verboten sein. Dies sind gute Gründe für Zigarrenliebhaber, pessimistisch über die Zukunft von Tabak zu sein, besonders in den USA. Doch es gibt auch Grund zum Optimismus. In meinem neuesten Buch The Rediscovery of Tobacco habe ich einen Weg für eine bessere Zukunft aufgezeigt. Die Entwicklung risikoarmer Produkte wie E-Zigaretten und Snus hat das Potenzial, die Marktdominanz von Zigaretten endgültig zu beenden. Mit dem Rückgang dieses lebensgefährlichen Produkts könnte die Gesellschaft wieder empfänglich für die Idee des Rauchgenusses werden. Anti-Raucher-Bewegungen kämpfen um ein komplettes Ende des Nikotin- und Tabakkonsums. Der Geschichte nach zu urteilen, werden sie letztlich scheitern. Künftig wird der meiste Nikotinkonsum wohl in Form von nicht brennbaren Produkten erfolgen, darunter viele, die gar keinen Tabak enthalten. Aber es muss auch Platz für das echte Erzeugnis geben. Zigarrenraucher wissen, dass ein elektronisches Gerät ihr Vergnügen nicht ersetzen kann. Selbst wenn wir nie wieder in jene Zeiten zurückkehren werden, als man im Flugzeug, in jeder Bar und jedem Restaurant rauchen konnte, verlangt der Respekt vor den Freiheiten der Raucher, dass wir stets authentische Zigarren kaufen dürfen und Räume haben, in denen wir sie genießen können.

     

    Text: Jacob Grier 


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