In der letzten Cigar Journal-Ausgabe (S. 154-157) habe ich im Beitrag über Eduardo Rivera Irizarri auch einige sehr exklusive Humidore erwähnt, in denen die ersten Cohiba Lanceros aufbewahrt wurden. Diese Humidore waren nicht zum Verkauf bestimmt, sondern wurden als besonderes Präsent vom kubanischen Staatsrat an Diplomaten sowie wichtige Persönlichkeiten, die Kuba besuchten, überreicht. Diese den Diplomaten vorbehaltenen Humidore scheinen in keinem offiziellen Katalog auf. Ihre Geschichte konnte jedoch mit der Hilfe von Sammlern und Kennern der kubanischen Zigarrengeschichte rekonstruiert werden.
Heute wissen wir, dass es drei unterschiedliche Arten dieser Humidore gab, die aber alle aus feinstem Mahagoniholz geschnitzt waren:
• Die erste Kategorie ist der sogenannte „Bohio“. Dieser stellt die typischen Häuser der kubanischen Feldarbeiter dar und fasst etwa 250 Zigarren.
• Die zweite Kategorie wird als „Kolonialhaus Trinidads“ bezeichnet, da so ein typisches Kolonialhaus in Trinidad aussieht. Auch diese Humidore waren mit circa 250 Zigarren bestückt.
• Die dritte Kategorie ist der „Estuche Tallado“, der 50 Zigarren fasste. Auf diese Humidore gehe ich weiter unten noch genauer ein, da es darüber eine Fülle an Informationen gibt.
Heute sind diese Humidore begehrte Sammlerobjekte. Meist sind sie leer, aber es ist nicht auszuschließen, dass der eine oder andere Zigarrensammler doch noch ein paar der originalen Zigarren besitzt. Arte Negro begann, diese Humidore Anfang der 1960er-Jahre unter der Aufsicht von René Puig Tamargo anzufertigen. Letzterer war damals Leiter von Emprova, eine Fabrik, die edle Humidore sowie Möbel für den kubanischen Staatsrat herstellte. Der Estuche Tallado wurde von einer Designergruppe entworfen, an deren Spitze Maria Victoria Cainet stand. Reliefs zieren den Deckel der Humidore. Es gab viele unterschiedliche Bildmotive, aber die bekanntesten sind:
• das Kapitol (Havanna),• das Valle de los Ingenios,
• Feldarbeiter in Zuckerrohrfeldern,
• die Schiffe von Christoph Kolumbus,
• ein typisches Kolonialhaus Trinidads,
• Ochsen und Feldarbeiter auf einem Feld,
• Bauern bei der Tabakernte,
• die Festung Castillo de los Tres Reyes del
Morro,
• ein „Bohio“, die typische Hütte der
Tabakbauern,
• ein Pferd, das eine Kutsche zieht.
Jedes Modell war aus feinstem Mahagoniholz gefertigt. Anfangs trugen diese Humidore keinen spezifischen Namen.
Man munkelt, dass 1966, während der Pan American Chess Championship, die in Havanna stattfand, diese Humidore dazu verwendet wurden, die Schachfiguren darin aufzubewahren.
Bis heute gibt es kein Dokument, das die genaue Stückzahl der hergestellten Diplomaten-Humidore bezeugt. Wenn man einigen Gerüchten Glauben schenken darf, sollen davon zwischen 1960 und 1980 insgesamt 200 Exemplare produziert worden sein.
Einige der Estuche-Tallado-Humidore sind im Katalog Cubatabaco – Luxurious Cabinets enthalten, und manche der in diesem Beitrag erwähnten Humidore befinden sich im Privatbesitz diverser Sammler.
Im berühmten Standardwerk An Illustrated Encyclopaedia of Post-Revolution Havana Cigars von Min Ron Nee wird ein weiterer Humidor erwähnt, der als Cajón Rustica oder Cajón Arreadores bezeichnet wird. Er soll 100 Cohiba Lanceros enthalten haben. Da ich persönlich (noch) nicht das Vergnügen hatte, einen dieser äußerst seltenen Humidore zu sehen, kann ich leider dazu keine weiteren Informationen liefern.