Der Kampf für die Rechte von Zigarrenrauchern gehört zur Tagesordnung – natürlich auch für Rocky Patel. Der bekannte Verfechter von Zigarrenraucher-Rechten setzt den Kampf in Europa fort. Cigar Journal interviewte einen Mann auf einer Mission.
Rocky Patel schaut müde aus – seine Augen sind gerötet und leicht ergraute Bartstoppeln überziehen seine knabenhaften Wangen. Es ist auch kein Wunder, denn Rocky gibt stets Vollgas. Als ich ihn bei der InterTabac-Messe in Dortmund auf einen Kaffee treffe, erfahre ich, dass er diese Woche bereits in Kopenhagen, Rotterdam und Köln war. Der Grund, wieso er – abgesehen vom Verkauf seiner eigenen Marke – unterwegs ist: Er ist strenggläubig was Zigarren betrifft.
Viele Leute wissen gar nicht, wie nahe wir dran sind, unsere Rechte und Freiheiten zu verlieren.
„Es geht darum, etwas zu tun, bevor es zu spät ist“, sagt er und zündet sich eine Rocky Patel Edge Corojo an. „Wir müssen uns Gehör verschaffen. Und zwar jetzt.“ Wie ein Prediger von seiner Kanzel, lässt Patel Feuer und Schwefel herunterprasseln wenn er in Fahrt kommt; seine Leidenschaft für das Thema ist ansteckend. Als langjähriges Mitglied der Kampagne „Cigar Rights of America“ macht er Lobbyarbeit, fliegt jährlich hunderttausende Meilen und agiert de facto als Repräsentant der Zigarrenindustrie. Nun, meint er, sei es höchste Zeit, dass Europa mit an Bord kommt.
„Wir brauchen mehr gemeinsame Anstrengungen, denn das ist der einzige Weg zur Bekämpfung dieser Einschränkungen unserer Freiheit, ein luxuriöses Premiumprodukt zu genießen“, erklärt er, während er an seiner Zigarre pafft. „Das, worauf ich am häufigsten stoße, ist Ignoranz. Die Leute wissen nicht, worum es sich bei dem Produkt handelt. Wir (Zigarren) werden einfach mit Zigaretten in einen Topf geworfen.“
Ich erzähle Rocky, dass ich mich noch an eine kleine, dunkle Zigarre erinnern kann, die ich vor etwa 14 Jahren in einem winzigen Pub in einem Fischerdorf in Cornwall, England, rauchte. Es war eine Indian Tabac – Rockys Einstieg in den Zigarrenmarkt. Seine Augen beginnen zu leuchten, als ich diese Geschichte erzähle.
„Ich bin jetzt schon lange am europäischen Markt aktiv,“ informiert er. „Ich wollte meine Marken in Umlauf bringen und besuchte deshalb schon vor vielen Jahren erstmals die InterTabac. Damals gab es nicht viele von uns (amerikanische Zigarren-Hersteller), die zur Messe kamen. Nun ist auch anderen bewusst geworden, dass es in Europa viele Zigarrenliebhaber gibt – und auch einige sehr coole Orte, die man besuchen kann.“
Ich kann mir nicht vorstellen, dass es einen Ort gibt, wo Rocky noch nicht war. Er ist selten zu Hause, ständig unterwegs und zieht von Stadt zu Stadt, um Hände zu schütteln.
„270 Tage im Jahr unterwegs“, seufzt er und streicht mit dem Finger über seinen Stoppelbart. „Es ist hart, aber ich genieße es. Ich bin ein Koch und liebe die europäische Küche, ihre Delikatessen und ihre Leichtigkeit. Darüber hinaus habe ich so die Möglichkeit, tolle Menschen kennenzulernen.“
Rocky ist bekannt dafür, im Mittelpunkt jeder Party zu stehen. Er ist bis zum Ende auf den Beinen, begibt sich hinter die Bar und serviert Drinks. Und nur ein paar Stunden später wird er die Großen und Guten der Zigarrenwelt treffen, mit Händeschütteln und Schulterklopfen beschäftigt sein und dabei stets einen Scherz parat haben und sein charakteristisches Lächeln aufblitzen lassen.
Guillaume Tesson, mein Kollege vom Cigar Journal, erzählte mir von einem unvergesslichen Abend, den er vor kurzem mit Rocky in Paris verbrachte – dieser begann mit Besuchen von Zigarrengeschäften, Champagner sowie einer Edge 6 x 60 und endete in den frühen Morgenstunden mit Schnecken und Andouillette.
„Das Ganze macht Spaß, aber ich muss zugeben, dass ich nachts oft schlecht schlafe“, verrät Rocky. „Ich glaube, viele Leute wissen gar nicht, wie nahe wir dran sind, unsere Rechte und Freiheiten zu verlieren. Sobald diese archaischen Gesetze verabschiedet werden, gibt es kein Zurück.“
Derzeit ist Rocky damit beschäftigt, ein Team für eine „Cigar Rights of Europe“-Kampagne zusammenzustellen. Während die amerikanische Version über die Jahre Druck aufgebaut hat, muss die europäische Variante ganz von vorne beginnen. Das bedeutet jede Menge Arbeit.
„Europa stellt einen wesentlichen Teil unserer Vision dar. Wir werden unsere Produkte weiterhin hier anbieten und ich werde auch in Zukunft nach Europa reisen, um Leute aus der hiesigen Zigarrenszene zu treffen und dafür zu sorgen, dass den europäischen Gesetzgebern klar wird, was eine handgerollte Premiumzigarre beinhaltet. Denn sie müssen erfahren, dass jedes Stück durch die erfahrenen Hände von 200 Experten geschaffen wurde. Zigarre-Rauchen ist ein Ritual, eine Freude, Entspannung und ein Bekenntnis.“ Dazu kann man nur Amen sagen. Rocky predigt vor Bekehrten.
Dieser Artikel wurde in der Cigar Journal Winter-Ausgabe 2015 veröffentlicht. Mehr