Photos: De Olifant
Schon im 17. Jahrhundert durchpflügten die Handelsschiffe der V.O.C., der Vereenigde Oostindische Compagnie, die Weltmeere. Sie brachten Gewürznelken, Zimt und Muskat aus Hinterindien und bald auch Tabak von der Neuen Welt nach Sumatra und Java in Indonesien. Heute sind holländische Zigarren integrierter Bestandteil niederländischer Lebensart. Aber erst seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wird die typisch holländische Zigarre so gefertigt, wie wir sie heute kennen: ein Shortfiller, meist maschingefertigt, sehr gut im Aufbau, sanft, würzig, mit leichter Süße und trockener als ihre karibischen Schwestern von der anderen Seite des großen Teichs.
Shortfiller sind einfach und unkompliziert, meist rauchfertig angeschnitten und benötigen für die Lagerung keinen Humidor. Die Einlagemischung aus gerissenen Tabakblättern verschiedenster Provenienzen gewährleistet die konstante Qualität – unabhängig von Jahrgängen oder der Laune des Zigarrenrollers. Das Geschmacks-, Zug- und Brandverhalten wird durch die Melange der Einlagetabake beeinflusst, wobei die Mischungsverhältnisse viel variabler sind als bei Longfillern, die bekanntlich nur aus wenigen Tabakblättern bestehen. Durch den hohen Grad an Variabilität (es kann eine deutlich höhere Anzahl verschiedener Tabake zur Verwendung kommen) ist die Aromenvielfalt nahezu unbegrenzt. Die beim Naturprodukt Tabak anfallenden Geschmacks- und Brandvariationen von einer zur nächsten Ernte können durch die Änderung des Mischungsverhältnisses ausgeglichen werden.
EIN BESUCH BEI DER TABAKSFABRIEK DE OLIFANT
Seit 1832 werden De Olifant-Zigarren im verträumten Kampen am Ijsselmeer mit höchster Sorgfalt gefertigt. Die kleine, feine Tabakmanufaktur liegt mitten im Zentrum, die Straße säumen niedrige holländische Häuser und Kirchtürme. Directeur Thomas Klaphake, ein großgewachsener, stets gut gelaunter Niederländer, empfängt freundlich: „Auf unseren ältesten Verpackungen steht geschrieben: ‚De Olifant fabriziert und verkauft alle Sorten Tabak, Schnupftabak und Zigarren sowie Kaffee und Tee.‘ Alles Genussmittel, mit denen einst die mächtige Vereenigde Oostindische Compagnie Handel trieb.“ Heute produziert eine gut motivierte Mannschaft von 50 Personen ca. vier Millionen Zigarren, röstet Kaffee, mischt Tee (Marke Eenhorn) und liefert in alle Welt. Wer wäre befugter, über die holländische Zigarre zu erzählen, als Tinus Vinke, mit seinen 81 Jahren der älteste Kamper Zigarrenmacher. Rein Ravenstein, Tabakfachmann und ‚beedigt makelaar in tabak‘ (vereidigter Tabakmakler), assistiert ihm dabei.
Photos: De Olifant | Thomas Klaphake produziert Zigarren, röstet Kaffee und mischt Tee. |
Photos: De Olifant | W. J.A. van Maren,Geschäftsleitung und Axel-Georg André, Aufsichtsratvorsitzender |
Tinus Vinke kann sich noch an Zeiten erinnern, als man zwischen protestantischen Zigarren im Norden (Raum Kampen, Veenendaal) und katholischen Zigarren im Süden (Raum Eindhoven, wo Agio und Henri Wintermans zu Hause sind) unterschied. Doch die typische niederländische Zigarre wird weniger durch den Herstellungsort als durch ihre Zusammenstellung bestimmt: Sie besteht in der Regel aus 100 Prozent natürlichem Tabak. Entscheidend ist die Melange aus Brasil, Havanna, Java und Sumatra. In der Einlage (binnengoed) findet man mehr als 20 verschiedene, sorgfältig abgestimmte, kurz gerissene Tabakblätter. Jeder Teil leistet seinen Beitrag zu Geschmack, Abbrand und Aroma der Zigarre. Das Umblatt (omblad) ist meist ein Java Besuki oder Vorstenlanden. Als Deckblatt (dekblad) kommt ausschließlich ein Sumatra-Sandblatt zum Zug; es ist teurer als Silber. Rein Ravensteins Augen leuchten, wenn er vom Sandblatt redet: „Das sind die unteren Lagen der Pflanzen. Der Wind trägt feinen Sand auf die Blätter. Hältst du sie flach gegen die Sonne, funkeln sie wie Diamanten.“
De Olifant-Zigarren werden in schmucke, wohlriechende Zedernholzkistchen gebettet. Die obere Lage der Zigarren wird mit einem Streifen herrlichen Sumatra-Sandblatts eingeschlagen. Mit der „Scheepskist“ einer Schifffahrtskiste voller kleiner Köstlichkeiten von De Olifant, lässt sich wohl eine Weltumseglung überleben. Der Importeur für Deutschland, Adam Kohlhase, meint zurecht: „Die wohl weltbesten Sumatra-Zigarren sind von echter Spitzenqualität und verdienen es, mit Liebe genossen zu werden.“
JUSTUS VAN MAURIK – MEISTER DER HANDWERKSKUNST
Bereits 1794 gründete Justus van Maurik Senior im Zentrum von Amsterdam eine Tabakmanufaktur. Mit den Zigarren, die von Anfang an seinen Namen trugen, schuf er die älteste niederländische Zigarrenmarke. Sein Sohn, Justus van Maurik Junior, machte das Unternehmen weit über die Grenzen Hollands hinaus berühmt. Als Weltreisender in Sachen Tabak erwarb er außergewöhnliches Wissen um die Komposition edelster Zigarren und Zigarillos. Dieses Wissen um die Zigarrenherstellung wurde in der Familie van Maurik von Generation zu Generation weitergegeben. Das Ergebnis ist eine Marke, die bis in unser Jahrhundert maßgeblichen Anteil an dem außerordentlichen Ruf und dem hohen Ansehen niederländischer Rauchkultur hat.
Photos: De Olifant | Eine feine Mischung aus Milde und Würze machen die Justus-van-Maurik-Zigarren so beliebt. |
Photos: De Olifant | De Olifant Petit: klein fein und handgemacht. |
Auch heute noch steht der Name Justus van Maurik für die feine Mischung aus Milde und Würze, die diese Zigarren und Zigarillos so einzigartig macht. Das Geheimnis liegt in der Komposition feinster Tabake aus den besten Anbaugebieten der Welt, wie der Vuelta Abajo auf Kuba, der Mata Fina in Bahia, Brasilien, dem Besuki-Distrikt auf Java oder aus Sumatra. Die Einlagemischung wird von einem Umblatt aus Vorstenlanden (Java) zusammengehalten. Als Deckblatt werden vorwiegend die kostbaren Sumatra-Deli-Sandblätter verwendet, die den typischen Geschmackscharakter der Zigarren und Zigarillos prägen. So sind die Tabaker der Justus van Maurik Tabakmanufaktur weiterhin Weltreisende in Sachen Tabak.
Photos: De Olifant | Die älteste niederländische Zigarrenmarke: Justus van Maurik
Denn fast das ganze Jahr über sind sie auf den verschiedenen Kontinenten unterwegs, um die ausgewogene Mischung unterschiedlicher Tabaksorten sicherzustellen. Lassen wir Wiljo van Maren, den Geschäftsführer von Arnold André aus dem deutschen Zigarrenmekka Bünde, rekapitulieren: „Rauchgenuss in Vollendung – das ist das Credo Justus van Mauriks. So hält das umfangreiche Sortiment von der Petit Panatela bis zur Grand Corona für jeden Formatwunsch und jeden Anlass die passende Zigarre oder Zigarillo bereit. Ob als After Dinner-Vergnügen, bei einem Glas Whisky oder Cognac, ob alleine oder mit guten Freunden – in jedem Fall bietet Justus van Maurik ein Stück Besinnung und Harmonie, ein wahrhaft selten gewordenes Gut in unserer Zeit.“
Dieser Artikel wurde in der Cigar Journal Frühjahrs-Ausgabe 2008 veröffentlicht. Mehr