Wie wir festgestellt haben, ist die Welt der Vintage-Zigarren unzulänglich definiert und noch weniger leicht zu begreifen. Mit Hilfe der Informationen einiger Experten fand ich heraus, dass Vintage-Käufer in zwei Gruppen unterteilt werden können.
Dr. Maximilian Herzog, Besitzer von drei Zigarrenfachgeschäften in Berlin, gilt als schlauer Makler am Vintage-Markt. Seine Website ist eine wichtige Quelle, die es Käufern ermöglicht, die von ihnen begehrten Zigarren nach Jahrgang zu suchen.
„Es gibt zwei völlig unterschiedliche Gruppen von Vintage-Käufern“, meint Herzog. „Die eine ist auf der Suche nach dem besten Raucherlebnis. Sie spüren spezifische Kisten-Codes und Limited Editions auf und achten darauf, Zigarren zu rauchen, wenn diese ihren Höhepunkt erreicht haben.“
„Die andere Gruppe besteht aus Sammlern oder Investoren, die seltene oder Vintage-Zigarren einfach deshalb kaufen, weil sie diese gerne besitzen wollen“, fährt Herzog fort. „Manche sammeln auch mit der Absicht, später – sagen wir in zehn Jahren – von ihrer Investition zu profitieren.“
Amir Saarony, Autor des Buches Partagás El Libro sowie Makler und Sammler von Vintage-Zigarren, stimmt zu, dass es zwei Arten von Vintage-Käufern gibt. „Die einen sammeln aus Eitelkeit, die anderen aufgrund einer persönlichen Besessenheit, etwas Seltenes zu besitzen“, sagt er. „Viele davon kaufen auch zu Anlagezwecken, weil sie wissen, dass ihre Sammlungen im Lauf der Zeit an Wert gewinnen könnten.“ Dieser Sektor umfasst laut Saarony gewöhnlich jüngere Käufer, die mehr Geduld haben, auf einen künftigen Preisanstieg zu warten.
„Der zweite Sektor besteht aus Rauchern, die dazu neigen, seltene und schwer erhältliche Zigarren zu genießen. Es ist ein Zeichen des Erfolgs ihrer Sammlertätigkeit und Großzügigkeit. Manchmal machen sie ihre Einkäufe auch als Gruppe, womit jedes Mitglied in den Genuss des Nervenkitzels und der Ausbeute kommt.“ Diese Gruppe umfasst normalerweise ältere Käufer.
Zwei verschiedene Lager auf der Suche nach dem gleichen kostbaren Gut.
In den USA existiert ein aktiver Markt für kubanische Prä-Embargo-Zigarren, die nach wie vor importiert, gekauft und verkauft werden dürfen. Zudem gibt es eine kleine, aber florierende Nische für gereifte und Vintage-Zigarren aus der Neuen Welt. Die Käufer der letzteren fallen in die Kategorie jener, die Zigarren ausschließlich für den Genuss erwerben: Sie lieben die Aromen eines guten Blends von Blättern aus der Neuen Welt. Und es liegt ihnen mehr daran, eine Zigarre dann zu rauchen, wenn sie am besten schmeckt, und nicht, sobald sie ihren höchsten Sammlerwert erreicht hat.
Genau das war auch der Anreiz für Jonathan Fiant. Seine Leidenschaft für Vintage-Zigarren führte zur Gründung des neuen, einzigartigen Unternehmens Cigars by Jonathan mit Sitz in Houston, Texas.
„Ich erwerbe Vintage- und alte, seltene Zigarren aus Prä-Embargo-Zeiten und der Neuen Welt und bringe sie auf den Markt, damit meine Klienten sie genießen können“, erklärt er.
„Ich baue Beziehungen zu meinen Kunden auf, um mehr über ihren Geschmack zu erfahren. Ich suche stets nach Zigarren, die vielleicht übersehen wurden, und dazu passende Besitzer, die diese nicht nur schätzen, sondern auch noch lange nach dem Genuss ihre Geschichte weitererzählen. Manche Zigarren verwandeln sich im Alter in wahre Prachtstücke. Mein Ziel ist es, die Nadel im Heuhaufen zu finden.“ Zu solchen „Nadeln“ in Fiants Portfolio zählen kubanische Prä-Embargo-Zigarren aus dem frühen 20. Jahrhundert sowie seltene, schwer zu findende, moderne Produktionen von Marken wie Illusione, Benji Menendez und La Flor Dominicana. In diesem kleinen, aber wachsenden Markt können sich die Preise, so Fiant, zwischen $ 20,– (€ 18,–) und $ 1000,– (€ 930,–) pro Zigarre bewegen. Sein derzeitiger Bestand umfasst Avo Limited Editions, darunter die 75th Anniversary aus dem Jahr 2001, Illusione Nosotros (2009) und einen seiner persönlichen Favoriten, die ursprünglich 2009 lancierte Benji Menendez Partagás Master Series Majestuoso.
Zudem lagert er Fuente Fuente OpusX, Arturo Fuente Añejos, Padrón Serie 1926 Maduro und Natural, Tatuaje Reserva Cojonu 2003, 2006 und 2009 sowie viele andere.
„Seit unserem Launch 2011 liegt das jährliche Umsatzwachstum im zweistelligen Bereich“, freut sich Fiant und blickt gespannt in die Zukunft. Der größte Magnet für Vintage-Käufer – Sammler und Raucher – bleibt jedoch die geliebte kubanische Zigarre, wie der Zustrom von Zigarrenenthusiasten aus aller Welt bei den zwei Mal im Jahr von C.Gars Ltd. veranstalteten Auktionen in London beweist.
Welche speziellen Zigarren und Vintage-Stücke lassen Sammlerherzen höher schlagen?
Kubanische Davidoffs, Dunhills und andere frühe Habanos Limited Editions aus den 1990er-Jahren sind die Dauerbrenner. Ich frage mich, wie viele Raucher/Sammler es wagen würden, den mit 50 Zigarren bestückten Cubatabaco 1492 Humidor aus dem Jahr 1990 zu öffnen und eine davon zu rauchen. Dieses Prachtexemplar kam vor kurzem bei einer Auktion in London für über £ 25.000,– unter den Hammer. Andere „heiße Lose“ waren zuletzt Keramik- Jars, wie Cohiba 30th Anniversary oder Montecristo Millennium und andere Jubiläumshumidore, darunter der Hunters & Frankau Por Larrañaga Magnificos in limitierter Auflage aus dem Jahr 2008.
„Jeder hat seinen eigenen ,Heiligen Gral‘“, meint Nic Barker, Zigarrenberater bei JJ Fox in London, dessen unterirdische Gewölbe in der St. James’ Street eine riesige Sammlung an Vintage-Zigarren beherbergen.
„Zu den beliebtesten und begehrtesten Stücken zählen Davidoff Dom Perignons, Dunhill Don Candidos und Cabinettas und seit kurzem auch Cohiba Sublimes 2004 sowie das Format 8-9-8 von Ramón Allones und Partagás. Wir haben Kunden aus aller Welt – erfahrene Raucher, die feine, alte Zigarren schätzen.“
Die großen kubanischen Markennamen gewinnen stets die Aufmerksamkeit von Vintage-Liebhabern. So wurden kürzlich zehn Cohiba 30th Anniversary Robusto Especiales aus dem Jahr 1996 für mehr als £ 3500,– versteigert und der 2010 Partagás 165th Anniversary Humidor mit 100 Zigarren wechselte für fast £ 6000,– den Besitzer – der ursprüngliche Preis lag bei etwa £ 2000,–.
„Ich mag einfach nur in Ruhe kaufen“, erzählt mir der italienische Sammler Gino Iannillo während einer Diskussion über die verschiedenen Einstellungen der Top-Player am Markt. „Jeder mag etwas anderes. Manche wollen Zigarren aus der Zeit vor Castro, andere nur Humidore oder Jars. Dunhill- und Davidoff-Zigarren sind derzeit wohl die begehrtesten, aber nicht unbedingt die besten. Es ist nicht immer leicht, einen Händler zu finden, dem man vertrauen kann, doch meiner Meinung nach sind La Casa Del Habano und JJ Fox in London sehr gut.“
All dies bietet wertvolle Einblicke in eine mysteriöse Welt. Der Vintage-Zigarrenmarkt kann ein rätselhafter Ort sein, mit Käufern und Verkäufern, die aus Furcht vor der Konkurrenz nicht gewillt sind, ihre Quellen, Sammlungen oder Investitionen preiszugeben. Doch dank der großzügigen Unterstützung einiger ausgewählter Insider konnte ich ein paar aufschlussreiche Informationen erhalten. Und meine Bildung geht weiter.
Dieser Artikel wurde in der Cigar Journal Sommer-Ausgabe 2015 veröffentlicht. Mehr
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