„Ich kann mich genau erinnern, dass ich letztes Jahr ,Happy 7th‘ gepostet habe. „Also muss es 2010 gewesen sein“, erklärt Pete zu Beginn unseres Interviews und startet damit ein freundliches Geplänkel. „Ich weiß, aber du hast ein Jahr vergessen“, kontert Janny. „Nein, es war 2010. Ich bin mir sicher, weil damals fand gerade die zweite Messe in New Orleans statt“, behauptet er voller Überzeugung. Doch sie lässt nicht locker: „Nein, es war 2009. Vielleicht magst du dich ja einfach nicht an das erste Jahr erinnern?“ Das geht eine Weile so hin und her. Janny meint, es würde sie an die Szene in „Mr. & Mrs. Smith“ erinnern, wo Brad Pitt und Angelina Jolie beim Psychiater sitzen und sich auf nichts einigen können. „Tja, zwei Menschen, zwei Meinungen“, sagt Pete zuletzt. „Was soll’s!“ Janny gibt auf, wirft ihm aber einen liebevollen Blick zu. Die beiden reden zwar öffentlich nicht über ihre Beziehung, was sie jedoch definitiv sagen kann ist, dass sie diese lange geheim gehalten haben. Aber spulen wir kurz zurück ins Jahr 2003, als Don Pepín García mit seiner Frau María und seinen beiden Kindern – Jaime und Janny – My Father Cigars gründete. Es handelte sich um einen Familienbetrieb, dessen erste serienmäßig produzierte Zigarre Petes Tatuaje Seleccion de Cazador war. Da Janny damals als einzige in der Familie Englisch sprach, hatte Pete mit ihr zu tun. Die zwei wurden Freunde und Kollegen. Rückblickend meinen beide, dass sie sich nicht erinnern könnten, mehr füreinander empfunden zu haben. Natürlich sei ihm aufgefallen, dass sie eine schöne Frau geworden war. „Bei einem Event habe ich ihr gesagt, wie toll sie aussieht, woraufhin Jaime entrüstet erklärte: ,Hey Mann, du redest hier von meiner Schwester!‘ Ich fragte ihn: ,Was meinst du damit? Sie ist ja auch meine Schwester.‘ Denn das war sie damals für mich.“ „Das ist jetzt peinlich“, murmelt Janny verlegen. Pete stimmt zu, und die beiden werfen einander – wie so oft an diesem Nachmittag in der My Father-Lounge in Miami – ein liebesvolles Lächeln zu. Janny schätzt besonders, dass sie zuerst Freunde waren und viel Zeit bei Events und dergleichen miteinander verbrachten. Umso mehr ab 2009 – oder vielleicht 2010? –, nachdem sie ihr erstes Date hatten. Zwei Jahre lang erzählten sie niemandem, dass sie ein Paar waren, weil sie nicht wussten, wie die Leute reagieren würden. Bei Geschäftsreisen buchten sie stets zwei getrennte Zimmer. Einige Leute hätten es laut Janny jedoch mitgekriegt: „Mein Bruder hat zwar eine Weile gebraucht, aber eines Tages in Mexiko meinte er, wieso wir eigentlich Geld für ein extra Hotelzimmer verschwenden. Seine Frau hat es von Anfang an geschnallt.“ Pete fragt Janny, ob er die lustige Episode bei Morton’s in Las Vegas schildern dürfe. Als sie nickend bejaht, erzählt er: „My Father Cigars hatte dieses Restaurant für eine Veranstaltung gemietet und ich sollte eine Rede halten. Ich dachte mir: ,Was zum Teufel, ich sag’s jetzt einfach allen!‘ Doch deine Mutter war immer noch ahnungslos.“ Janny glaubt, dass ihre Mutter sehr wohl Bescheid wusste, aber nicht verstand, was da im Restaurant geschah. Sie erinnert sich, dass Jaimes Frau und ein paar andere Leute zu weinen begannen, weil die Rede so schön war und Pete den Schleier endlich gelüftet hatte.
„Wir hängen es nach wie vor nicht an die große Glocke. Sie werden der erste sein, der uns komplett entblößt“, scherzt Pete. Janny fügt hinzu, dass sie Dinge für sich behalten möchten und nicht ständig auf Social Media Sites über ihr Verhältnis reden wollen. Schließlich haben sie ja auch eine Geschäftsbeziehung aufrecht zu erhalten. Pete glaubt, dass sie sich in einer schlimmeren Position als er befindet, weil sie die My Father-Repräsentantin von Tatuaje und somit sein erster Kontakt zur Fabrik ist. „Das kann man wohl sagen!“ bestätigt Janny. Sie hätte im Laufe der Jahre zwar gelernt, damit umzugehen, doch manchmal sei es kompliziert, Persönliches und Berufliches voneinander zu trennen. „In hitzigen Momenten muss ich mir genau überlegen, was ich sage, weil die My Father-Repräsentantin ja zugleich meine Partnerin ist, und das Gespräch zumindest mit ,Es tut mir leid, ich liebe dich‘ beenden“, behauptet Pete. „Von wegen! Nicht jedes Gespräch endet damit“, korrigiert ihn Janny und beide lachen. „Aber Spaß beiseite, es ist hart und manchmal habe ich das Gefühl, zu versagen.“ Pete stimmt zu, dass es Zeiten gab, als sie sich beide fragten, ob sie weitermachen sollten. „Ich kann ein schwieriger Kunde sein. Ich bin pingelig, und wenn ich sehe, dass etwas nicht stimmt, dann bekommt sie das als erste zu hören.“ – „Und er sieht aaaalles!“ so Janny. „Wir wollten einfach keinen Mist bauen. Wir hatten eine tolle Freundschaft, aber man weiß ja nie, was bei einer Liebesbeziehung rauskommt.“ Am Wichtigsten sei laut Pete jedoch die Geschäftsbeziehung gewesen, denn er wollte nicht eine großartige Fabrik zur Herstellung seiner Zigarren verlieren und diese wollte keinen großen Kunden verlieren. So beschlossen sie, sich nicht in die Geschäfte des anderen einzumischen. „Wir beraten uns zwar, aber ich sage ihm nicht, was er tun soll, es sei denn er fragt mich“, erklärt Janny. Pete hat anscheinend ebenfalls Probleme, Beruf und Privatleben voneinander zu trennen. „Manchmal weckt er mich mitten in der Nacht auf, um mir zu sagen, dass er mir ein E-Mail mit einer Liste von dem, was er braucht, schickt.“ Dieses sei „sehr offiziell formuliert“, sagt Pete lachend. Er schreibe: „Janny, bitte sorgen Sie dafür, dass die Fabrik die folgenden Samples zusammenstellt. Danke. Pete.“ Und nicht: „Hey, Liebling …“ Und sie antwortet: „Sehr geehrter Herr Johnson“ und schließt „mit freundlichen Grüßen, Janny García, My Father Cigars.“ Offiziell sind sie in zwei verschiedenen Städten daheim. Janny lebt in Miami, ihre Eltern wohnen gleich nebenan und Jaime einen Häuserblock entfernt. „Wir sind eine Latino-Familie und nicht gerne getrennt. Früher haben wir uns ein Haus geteilt. Jetzt hat jeder sein eigenes, aber zwischen meinem und dem meiner Eltern gibt es keinen Zaun.“ Pete lebt nach wie vor in Los Angeles. Sagt er zumindest. „In Wirklichkeit wohnt er in Miami. Er mag es bloß nicht zugeben“, schmunzelt Janny. „Ich bin vielleicht fünf Tage pro Monat in LA. Den Rest der Zeit verbringe ich mit ihr. Aber ich hasse das Wetter in Miami und deshalb mag ich nicht sagen, dass ich dort lebe.“ Ganz gleich wo sie gerade sind, eines ist klar: sie leben zusammen. „Sie hat dafür gesorgt, dass ich erwachsen werde. Früher bin ich gerne zu Partys und in Clubs gegangen, aber jetzt entspanne ich mich lieber zu Hause an ihrer Seite“, verrät Pete. „Er hat mich zu einem besseren Menschen gemacht“, sagt Janny, und so startet zum Ende unseres Interviews ein weiteres Geplänkel: „Kopier’ mich nicht!“ – „Was? Ich kopier’ dich doch nicht!“ – „Das hab ich gerade gesagt.“ – „Nein, hast du nicht.“ – „Aber ich hab es so gemeint.“ – „Er kopiert mich ständig und ich sage ihm stets, dass er den Spieß nicht umdrehen soll.“ – „Stimmt, tut sie, weil ich anfange, die Tatsachen zu verdrehen.“ Das geht eine Weile so hin und her. „Sie hat mich generell zu einem besseren Menschen gemacht, auch was meinen Umgang mit meiner Familie und den Angestellten betrifft“,meint Pete schließlich. Doch Janny hat das letzte Wort: „Ich liebe diesen Mann. Er ist mein Leben, mein Ein und Alles. Er hat mich zu etwas Neuem gemacht. Und ich kopier’ dich nicht. Du hast das nicht so gesagt. Also, dreh’ den Spieß nicht um!“