Alle reden von der richtigen Strategie, der notwendigen Portion Glück, gepaart mit absoluter Körperbeherrschung und Konzentration, um am Spieltisch die meisten Chips an sich zu reißen. Der Südafrikaner Roman Szymonowicz sieht das mittlerweile anders. Er ist kein hart gesottenes Pokerface mehr. Er zündet sich eine Partagás Serie P No. 2 an und meint: „Für mich stellt sich die Frage mittlerweile anders.“
„Worin besteht die wahre Kunst, um aus einem Pokerturnier als Gewinner hervorzugehen? Beim Spiel stürmen so viele Anforderungen gleichzeitig auf einen ein, dass ich mich bisweilen wie ein Jongleur fühle, der mehrere Bälle zu kontrollieren hat. Ich muss mehrere Schritte voraus denken, ohne dabei auch nur eine Sekunde die physische Kontrolle zu verlieren. Wie ein Artist bei einem Balanceakt.“
Nach mehreren Zügen an seiner Zigarre gibt der leidenschaftliche Pokerspieler den entscheidenden Hinweis. „Geduld ist es, was in allerhöchstem Maß von mir eingefordert wird; und genau die habe ich eigentlich nicht.“
Roman Szymonowicz, einst Chefmanager im Automobilbereich und dort bis zum Vorstand aufgestiegen, nutzt das Pokerspiel, um immer wieder über sich selbst hinauszuwachsen. Eine Disziplin, die er perfekt beherrscht.
Sonst hätte er es nicht geschafft, sich auf der Weltrangliste der 500 Top-Spieler zu platzieren. Laut World Poker Index schaffte er im Februar 2013 einen Champion-Sieg, der ihm 38.800 US-Dollar bei einem Turnier im südafrikanischen „Emerald Resort & Casino“ einbrachte: „Mein Buy-in für die Teilnahme betrug 10.400 Dollar“, informiert der Mitsechziger.
Szymonowicz pilgert jedes Jahr zu Turnieren in Monaco und Cannes. Von seinen siebentägigen Einsät-zen bei den World Series of Poker (WSOP) in Las Vegas erzählt er mit vorgehaltener Hand: „Wenn Frauen mit im Spiel sind, bringt das zusätzliche Spannung.“
Pokerstrategien zur Karriereplanung
„Ein Turnier mit Tagespensum von zwölf Stunden, das ist wie Hochleistungssport. In den Pausen wünsche ich mir nichts sehnlicher als eine Zigarre“, bekennt der Passionado, der oft nach London reist, wo ein Teil seiner Familie lebt. Selbstverständlich ist er Mitglied des Zigarrenclubs Cape Town und freut sich, dass in Südafrikas Casinos in privaten Spielbereichen geraucht werden darf.
Ein Turnier mit Tagespensum von zwölf Stunden, das ist wie Hochleistungssport.
Jetzt will ich es aber wirklich wissen: Der wichtigste Part beim Poker, ist das nicht doch raffiniertes psychologisches Taktieren oder im Klartext die hohe Kunst des eleganten Bluffens? „In den USA haben wir Berater auf gehobener Ebene wie Geoff Graber, die Pokerstrategien als Grundlage für Karriereplanung nehmen“, kontert Szymonowicz mit verschmitztem Augenzwinkern. „Natürlich ist Geoff auch Pokerspieler, zudem hat er mehrere amerikanische Start-up-Firmen aus der Taufe gehoben. Das Fazit ist klar: Wenn man Konkurrenten überlisten will, sollte man ihre Charaktere studieren – wie im Spiel.“
Dann vertraut mir der sympathische Südafrikaner noch seinen Spitznamen aus der Pokerszene an. „Ich wurde River Roman getauft, weil ich meist mit der fünften und damit letzten Karte im Pokerblatt gewann – in der ,River Card‘ steckt ein Stück vom Geheimnis meines Spiels. Jetzt habe ich aber mehr als genug verraten“, meint der charismatische Mann aus Kapstadt und zündet sich noch eine Cohiba Siglo II an. Die muss er sich nicht mit gnadenlosen Geduldsproben wie beim Pokern erkämpfen – und sich dabei immer wieder selbst von neuem besiegen …
Dieser Artikel wurde in der Cigar Journal Frühjahres-Ausgabe 2014 veröffentlicht. Mehr