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Rick Rodriguez: Vom Zigarrenverkäufer zum Master Blender

Der General Cigar-Botschafter von CAO und Zigarrenmeister wurde nicht in einem Tabakfeld geboren. Er entdeckte Zigarren relativ spät und trainierte viele Jahre, um das zu werden, was er heute ist. Wir trafen ihn in Dortmund.

Sie sind heute Tabakmeister bei General Cigar, aber Sie spielten nicht in Tabakscheunen, als sie ein Kind waren …

Ja, da haben Sie recht. Ich wurde in Tampa, Florida, geboren und wuchs dort auch auf. Aber ich habe durch meine Großeltern eine Vorgeschichte was Zigarren betrifft. Sie waren Meister-Roller in Kuba. 1954 verließen sie die Insel und danach rollten sie Zigarren in Fabriken in Tampa. Dann wurde eine Generation übersprungen, weil mein Vater nie in seinem Leben Zigarren geraucht hat. Ich rauchte meine erste Zigarre mit 20, war fasziniert und sagte mir: Das ist etwas Besonderes, ich mag mehr darüber erfahren.

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Photo: CAO Cigars

Stiegen Sie sofort ins Zigarrengeschäft ein?

O nein. So schnell kam ich nicht zu Zigarren. Meine Karriere war ein Auf und Ab. Ich war auf der Suche … Ich wollte mich nicht mit etwas begnügen, das ich nicht liebte. Bevor ich ins Zigarrengeschäft einstieg, arbeitete ich als regionaler Verkäufer eines ausländischen Unternehmens. Ich verdiente sehr gut, aber das war nicht das entscheidende Kriterium für mich.

Erzählen Sie uns über Ihre ersten Jahre bei General Cigar.

Im Jänner 2000 wurde ich als Verkäufer eingestellt und dreieinhalb Jahre lang war ich der Spitzenvertreter von General Cigar. Der damalige Besitzer war Edgar Cullman Sr. So ungefähr um 2005 begann er, etwas in mir zu sehen und sagte: „Du hast eine Leidenschaft für unsere Produkte. Wir brauchen Zigarren-Blender, denn unsere werden eines Tages in Pension gehen. Bist du einverstanden, wenn wir dich ausbilden?“ Ich konnte gar nicht schnell genug ja sagen. Ich verbrachte drei Monate in der dominikanischen Fabrik in Santiago, wo ich mit allen Abläufen vertraut gemacht wurde. Dann verließ ich die Dominikanische Republik. Eine Woche später war ich in der honduranischen Fabrik, wo ich drei Monate lang das Gleiche tat.

Ich wollte mich nicht mit etwas begnügen, das ich nicht liebte.

War das der Zeitpunkt, als Sie Benji Menendez trafen?

Ganz genau. Die Beziehung zu Benji ergab sich automatisch. Ich wuchs ohne eine Art Vaterfigur auf und war stets auf der Suche nach einem älteren Herrn von dem ich etwas über das Leben lernen würde. Leider traf ich diese Vaterfigur nicht in meinen Zwanzigern. Benji ist wie ein Vater und Mentor für mich. Können Sie sich noch an den ersten Blend, den Sie kreiert haben, erinnern? O ja! Das war für La Gloria Cubana. Wir machten eine Zigarre mit zwei verschiedenen Deckblättern: mit einem Connecticut Shade und einem Sumatra-Deckblatt. Ich arbeitete eineinhalb Jahre für La Gloria. Und im Frühjahr 2011 schloss sich unser Blender-Team dann mit CAO zusammen.

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Photo: CAO Cigars

Was hielten Sie – ganz ehrlich – von dieser Marke?

CAO hatte ein wenig die Orientierung verloren. Ich traf das Marketing-Team in Richmond und fragte: „Was ist die DNS von CAO?“ Die Antwort lautete: „Wir stellen unseren Kunden neue Tabake vor.“ CAO war das erste Unternehmen, das brasilianische oder italienische Tabake in Blends verarbeitete. Also zurück zu den Wurzeln! Voller Hoffnung erzählte uns der Einkäufer, dass er fünf Jahre zuvor Tabak aus Olancho in Honduras gekauft hatte. Wir schufen dann die OSA-Linie. Ich wollte eine Zigarre voller Aromen, nicht eine Zigarre mit vollem Körper. Das ist meine Blending-Philosophie. Die Aromen haben Vorrang. CAO ist bekannt dafür, in Sachen Marketing und Verpackung neue Wege zu gehen.

Erzählen Sie uns doch von der Flathead-Linie, die 2013 lanciert wurde.

Wenn Sie sich das Design der Kiste ansehen, dann werden Sie bemerken, dass es wie jene Art von Flathead-Motor ausschaut, den Ford in den 1930er-Jahren erstmals präsentierte. Mit dieser Linie zollen wir jenen Menschen Tribut, die an unsere Zigarren glauben. Die Flathead war die Zigarrenmarke, die am schnellsten die 1-Millionen-Dollar-Marke erreichte. Das ist beeindruckend.

Sie haben vor kurzem einen absolut einzigartigen Tabak in Amazonien gefunden und in der im August lancierten Amazon Basin verarbeitet.

Wir kauften diesen Tabak namens Bragança vor eineinhalb Jahren. Er wird nur alle drei Jahre im Regenwaldgebiet Amazoniens angebaut. Wir erwarben 5000 Pfund (ca. 2,3 Tonnen) davon, um damit unsere CAO Brazilia Amazon Basin zu schaffen. Es ist der erste Tabak, den wir keinem Fermentierungsprozess unterziehen mussten; er war bereit zum Gebrauch. Nach der Ernte werden die Blätter in Röhren gerollt, in denen man sie sechs Monate lang fermentieren lässt. Danach brauchen die Indianer drei bis vier Tage, um diese zum Fluss zu bringen und in Kanus weiterzutransportieren. Anschließend erfolgt die Verladung auf Trucks, der Transport zu den Docks, die Verschiffung in die Dominikanische Republik und zuletzt der Versand in die Fabrik nach Nicaragua.

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Photo: CAO Cigars

Wie sind Sie mit diesem Tabak umgegangen?

Der Geschmack ist wahrlich einzigartig. Man muss nach dem Anschneiden der Zigarre einfach einen Zug nach dem anderen machen, um die Aromen von Rosinen, Dörrpflaumen und Trockenfrüchten voll auszukosten. Sie hat einen sehr kräftigen Körper.

Wir machten zuerst einen Blend, in dem wir 80 Prozent dieses Tabaks verwendeten, aber das schmeckte furchtbar. Die richtige Kombination ist 40 Prozent Bragança und 60 Prozent Seco aus Nicaragua. Das ist perfekt. Als Ring dient ein Stück des Tabakblattes, das um die Zigarre gewickelt wurde. Wir haben 5000 Kisten produziert.

Welche Projekte sind für 2015 geplant?

Wir arbeiten an einer neue Zigarre, die eine Weiterentwicklung der Flathead für Biker darstellt. Sie wird Steel Horse heißen – benannt nach dem Spitznamen, den amerikanische Biker ihren Motorrädern geben.

Sie sind jetzt schon sehr lange im Zigarrengeschäft tätig. Sind die Beziehungen zwischen den Zigarrenherstellern wirklich so gut wie es scheint?

Das Einzige, worüber wir streiten, ist der Platz im Humidor. Jeder will natürlich, dass seine Zigarrenkisten bestmöglich positioniert sind, damit sie sofort ins Auge fallen. Aber man verschiebt die Kisten nicht einfach. Das wäre respektlos. Abgesehen davon finde ich es aber erstaunlich, dass sich diese Industrie nicht so sehr aus individuellen Unternehmen zusammensetzt, sondern einer Gruppe von Menschen mit der gleichen Leidenschaft. Ich kann zu Pepin gehen und ihn um Rat fragen, zu Fuente und ihn um Tabak bitten. Durch Tabak sind wir alle wie Brüder vereint.

Information:

CAO Cigars
www.caocigars.com

 

Dieser Artikel wurde in der Cigar Journal Winter-Ausgabe 2014 veröffentlicht. Mehr

Guillaume Tesson ist seit 1995 als Journalist tätig, und arbeitete von 2005 bis 2013 für das französische Zigarrenmagazin L’Amateur de Cigare als Reporter, Mitglied des Tasting-Komitees und schließlich als Chefredakteur der iPad-Version. Tesson publizierte die Bücher Cigares (Hachette Pratique) und Le Petit Larousse des Cigares (Larousse), und leitet eine Zigarren-Master-Class in Paris. Guillaume lebt in Paris und ist für das Cigar Journal stets am Puls der Zeit was die Entwicklungen rund um Zigarren in Frankreich betrifft.


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