Die typischen Leader in der Zigarrenszene sind charismatisch und omnipräsent. Ihr Management von Elie Bleu hingegen ist hingegen eher zurückhaltend. Wie ist es zu Ihrer Beteiligung an diesem Unternehmen gekommen?
LAURENT FUCHS: Elie Bleu wurde 1976 gegründet und befand sich damals im Herzen von Paris, im Schreinereibezirk nahe Faubourg Saint-Antoine. 1998 hat es der Gründer Alain Berda verkauft und ich bin bei der Übernahme ursprünglich einer der stillen Gesellschafter gewesen. Ab 1999 habe ich dann begonnen, an der Betriebsentwicklung zu arbeiten und 2000 wurde ich Generaldirektor. Davor war ich 12 Jahre beim Modehaus Nina Ricci tätig.
Was war der Auslöser für die Feier des 40. Jubiläums?
2016 hat man mich gefragt, ein Angebot für das 50. Jubiläum von Cohiba abzugeben. Während wir Humidore für sie herstellten, ist mir bewusst geworden, dass Elie Bleu auch sein eigenes Jubiläum feiern sollte. Gerade angesichts der Tatsache, dass wir 2009 vom französischen Staat als „Lebendes Kulturerbe“ ausgezeichnet wurden, mussten wir etwas ganz Besonderes machen. Elie Bleus grafische Identität ist eng mit der Karibik verbunden, und so habe ich beschlossen, dass wir einen Humidor namens „Die Reichtümer der Welt“ herstellen. Darauf ist eine Karte der Landmassen und Ozeane auf blauem Ahornholz-Hintergrund zu sehen, wobei die Windrose, die das Zentrum der Welt repräsentiert, in der Karibik liegt. Es handelt sich um einen sehr großen Humidor, der Platz für 250 Zigarren bietet und in einer limitierten Auflage von 40 Stück erhältlich ist. Darüber hinaus entwickeln wir eine Serie von Accessoires – Feuerzeuge, Etuis und Cutter – mit derselben Symbolik wie der des Humidors. Das stellt eine große Premiere für unsere Marke dar.
Welche Produkte sind die Bestseller von Elie Bleu?
Wir haben einen Humidor, auf dem das Porträt von Che Guevara abgebildet ist und der Kuba und den kubanischen Stil des Zigarrenkonsums symbolisiert. Dann wäre da unsere Marke Flor de Alba, die alte, traditionelle Zigarrenkisten in Erinnerung ruft: Vergoldungen, berühmte Gesichter … Seit dem Vorjahr machen wir auch Humidore mit „casas cubanas“, das heißt auf jedem Humidor befindet sich ein Bild eines kubanischen Gebäudes (Fabriken, Hotels, Häuser …). Wir planen, jedes Jahr ein neues Stück herauszubringen, bis wir eine ganze kleine Stadt geschaffen haben. Ich werde je ein Exemplar aufheben, damit wir sie dann eines Tages alle gemeinsam ausstellen können.
Wenn es um Kunsthandwerker und traditionelle Methoden geht, dann bedeutet das meist überdurchschnittlich hohe Preise. Gehört das zum Stil von Elie Bleu?
Erstaunlicherweise ist unser Ruf sehr gestiegen seit wir begonnen haben, limitierte Auflagen von nicht mehr als 3000 Stück zu produzieren. Man fragt mich oft, ob wir Elie Bleu bzw. unsere Designs denn nicht zu wettbewerbsfähigeren Preisen anbieten sollten, um unsere Umsätze zu steigern und einen größeren Markt zu erschließen. Aber ich habe das immer abgelehnt, weil ich der Ansicht bin, dass Elie Bleu den hohen Standard unseres Produktionsstudios und unserer Kreativität widerspiegelt. Ist das eine Schwäche? Im Gegenteil. Ich sehe es als Stärke, dass wir nicht überall vermarket werden.
Wie sieht die Preisspanne bei Elie Bleu- Humidoren aus?
Die meisten unserer klassischen Designs kosten zwischen 1800 und 3500 Euro. Die Preise anderer Stücke liegen bei 5000, 10.000 oder sogar 50.000 Euro. Und wir haben Kunden, die das zahlen.
Gewiss. Und wer sind Ihre Kunden?
Einige der mächtigsten Menschen der Welt. Der Élysée-Palast, Sitz des französischen Präsidenten, bestellt z. B. oft unsere Humidore als Staatsgeschenke – für den chinesischen Präsidenten, die Familie Putin, den spanischen Ex-König Juan Carlos, den König von Marokko und andere. 2008 überreichte der vormalige französische Präsident Nicolas Sarkozy eine Erstausgabe von Pascals „Pensées“ an Papst Benedikt XVI. und bat uns, eine Geschenkbox zum Schutz dieses extrem seltenen Buchs zu kreieren.
Lassen Sie uns abschließend auf Ihren Kult-Humidor mit dem Porträt von Che zurückzukommen. Der ist wohl nicht jedermanns Geschmack …
Ja, das stimmt. Wenn wir etwa bei der IPCPR in den USA ausstellen, dann zeigen wir ihn auch nicht. Das, was inzwischen zu unserem Bestseller geworden ist, begann mit dem Auftrag eines Klienten, der seine Zigarren unter dem Namen Che vermarkten wollte. Ich fühlte mich ein wenig unwohl was Urheberrechte betrifft, denn das Bild stammt von dem kubanischen Fotografen Alberto Korda. Aber ich habe zugestimmt, dass wir 100 Stück zu je 3500 Euro produzieren. Wir haben nur ein Exemplar in Paris ausgestellt und tags danach wurden wir auf 500.000 Euro Schadenersatz geklagt. Wir hätten unser Unternehmen schließen müssen! Aber glücklicherweise fand ich einen guten Anwalt und wir kamen zu einer Einigung mit dem Urheberrechtsinhaber. Seither haben wir das Alleinrecht, das Bild auf unseren Humidoren zu verwenden.