Nur wenige Leute wissen, dass Sie der erste waren, der nicaraguanischen Tabak für Zigarren verwendete, die außerhalb des Landes hergestellt wurden.
JOSÉ O. PADRÓN: Ich sah Tabak aus Nicaragua zum ersten Mal im März 1967, als Roberto Martínez, ein Geschäftspartner des nicaraguanischen Präsidenten Anastasio Somoza, auf Besuch nach Miami kam. Ich rollte sofort eine Zigarre damit in seinem Hotelzimmer. Ihr Geschmack erinnerte mich an Tabak aus Kuba und war genau das, was ich für meinen eigenen Blend gesucht hatte.
Am 18. Mai 1967 reiste ich erstmals nach Nicaragua. Man brachte mich per Flugzeug von Managua auf die Farm Intelí zu einem Treffen mit Präsident Somoza. Es waren rund 900 Ballen gelagert. Ich sagte dem Präsidenten, dass ich die Hälfte des Tabaks kaufen und nach Miami verschicken würde. Wir trafen die Vereinbarung, dass ich den Tabak in meiner Fabrik einsetzen und ihnen, basierend auf meinen ersten Erfahrungen, Feedback geben würde, das sie für den Bau einer Fabrik in Nicaragua verwenden können. Wir teilten das Rohmaterial und ich machte meine Vorschläge. Sie sahen, wie erfolgreich mein Blend in Miami war, und daraufhin wurde 1968 die Zigarrenfabrik Joya de Nicaragua von Präsident Somoza und Roberto Martínez gegründet.
Sie verlegten Ihre Produktion 1970 nach Estelí. Wie überlebten Sie die sandinistische Revolution?
Im Jahr 1967, als mir Präsident Somoza und Roberto Martínez Tabak verkauften, schlugen sie mir auch vor, an einem Geschäftsvorhaben teilzunehmen – der Eröffnung einer neuen Zigarrenfabrik. Ich lehnte ab, weil ich mich stets an den Ratschlag meines Großvaters erinnerte, der meinte, man solle Geschäft und Politik nicht vermischen. Zwölf Jahre später erwies sich dies als eine sehr weise Entscheidung. Während der sandinistischen Revolution konnte ich meine Fabrik in Estelí retten und ohne Unterbrechung weiterarbeiten. Alle anderen Fabriken in Estelí wurden damals entweder geschlossen oder den ursprünglichen Besitzern entzogen. Mein Eigentum wurde von der sandinistischen Regierung respektiert.
Was waren die wichtigsten Eckpunkte, die die Marke Padrón zu dem gemacht haben, was sie heute ist?
Es gibt drei Prinzipien, die ich in meinem Leben verfolge und meiner Familie gegenüber immer wieder betone. Erstens: Das Respektieren und Bewahren der Werte und Traditionen unseres Familiennamens. Zweitens: Dankbar sein – man darf nie jene vergessen, die helfen, wenn man Hilfe am meisten benötigt. Drittens: Bescheidenheit.
Wir haben viele Herausforderungen und schwere Zeiten ertragen: den Brand unserer Fabrik in Estelí, Boykott gegen unsere Produkte in Miami, das Embargo, Krieg und Revolution, einen Entführungsversuch in Honduras und sogar Bomben in unserem Hauptsitz in Miami. Zwischen 1985 und 1990 waren wir mit dem US-Embargo gegen Nicaragua konfrontiert und mussten unsere Fabrik in Estelí schließen. Da wir nicht in der Lage waren, Rohmaterial aus Nicaragua zu beziehen, beschloss ich, die Produktion so sehr zu reduzieren, dass ich die Qualitätsstandards, die ich für die Marke geschaffen hatte, aufrechterhalten konnte. Meine Produktion ging von 6 Millionen Zigarren im Jahr 1985 auf nur knapp über eine Million im Jahr 1990 zurück. Das hatte negative wirtschaftliche Auswirkungen auf das Unternehmen, doch die Kunden erkannten, dass die Qualität unseres Produkts wichtiger als alles andere war. Innerhalb von 52 Jahren verzeichnete mein Unternehmen ein Wachstum von nur einem Zigarrenroller in Miami 1964 zu nunmehr über 1000 Angestellten in Miami und Nicaragua. Wir haben uns stets auf den langfristigen Gewinn der Marke konzentriert und nie Kompromisse hinsichtlich der Grundsätze gemacht, mit denen wir 1964 starteten.
Was waren Ihrer Ansicht nach die wichtigsten Zutaten für Ihren Erfolg?
Seit ich das Unternehmen vor 52 Jahren gründete, hat sich viel ereignet und verändert, aber gewisse Dinge sind immer konstant geblieben: Mein Fokus und Engagement, nur Produkte höchster Qualität zu erzeugen. Die Beteiligung meiner Familie und deren Verständnis und Akzeptanz meiner Philosophie. Und: tolle Mitarbeiter, die verstehen, worum es in diesem Unternehmen geht und die Art von Produkten kennen, die wir herstellen möchten.
Sie verließen Kuba im Jahr 1961, nachdem Ihre Tabakplantagen nationalisiert wurden. Was halten Sie davon, dass sich die USA und Kuba wieder näherkommen?
Ich glaube, dieser Prozess geht in die richtige Richtung, wird aber viel Zeit brauchen. Ich sage das mit der Idee und dem Ziel, eines Tages die Möglichkeit zu haben, in mein Heimatland zurückzukehren und die Arbeit, die meine Familie dort vor über einem Jahrhundert begann, fortzusetzen. Mit einer Produktion in Nicaragua und auch in Kuba könnten wir Großes vollbringen. Davon bin ich überzeugt.
Dieser Artikel wurde in der Cigar Journal Sommer-Ausgabe 2016 veröffentlicht. Mehr
Pingback: Cigar Journal | José Orlando Padrón über die Geschichte von Nicaragua’s Zigarrenindustrie – Nica Forum