Faktencheck: Was ist am Getue um Deckblätter wirklich dran?

Deckblätter, auch „Capas“ genannt, sollten Reiz und Charme haben. Feine Adern, gleichmäßige Färbung, diskreter Glanz und Fehlerfreiheit stellen wesentliche Attribute dar. Brenneigenschaft, Konsistenz und Elastizität sind zwar weniger sichtbar, aber umso wichtiger.

Abgesehen von den traditionellen Aspekten wird der Einfluss des Deckblatts auf das Aroma heftig diskutiert. Manche meinen, dass sich Capas vorwiegend auf die Optik auswirken; andere wiederum behaupten, dass sie maßgeblich zum Geschmack einer Zigarre beitragen. Beweise dafür werden sowohl auf experimenteller als auch auf theoretischer Ebene geliefert. Was sind also die Fakten?

Deckblätter beeinflussen den Geschmack. Der Anblick attraktiver Capas entfacht Emotionen und Sehnsüchte. Darüber hinaus kann der Kaltgeruch einer Zigarre ein erstes Gefühl vor der Verkostung vermitteln und viele überraschende, flüchtige Duftnoten beinhalten. Beim Abbrennen werden die leichtesten Stoffe des pflanzlichen Gewebes infolge von Trockendestillation freigesetzt. Diese flüchtigen Aromen, die vom Fuß der Zigarre in die Nase des Rauchers strömen, und ihre direkte Wahrnehmung sind für ein vielschichtiges und reichhaltiges Geschmacksspektrum von entscheidender Bedeutung. Sie stammen größtenteils von den Deckblättern. Einlagetabak erzeugt zwar ebenfalls Aromen, doch diese verbleiben eher im Inneren und entweichen nur infolge von Porosität. Der Geschmack im Mund und retronasale Wahrnehmung sind ebenfalls wichtig, aber eher für Geschmacksnoten und stärkere Gerüche, die das Rückgrat des Schmeckens bilden (Geschmack, Stärke, Balance) als für die Aromen-Komplexität und Fülle.

Experimente von Neugierigen heben zwei Aspekte hervor:

1. Direkter Geruchssinn ist entscheidend für die Wahrnehmung der aromatischen Eleganz einer Zigarre (öffnen Sie einen der besten Weine aus Ihrem Keller, wenn Ihre Nase verstopft ist).

2. Aromen, die im Zuge des direkten Geruchssinnes wahrgenommen werden, stammen hauptsächlich vom Deckblatt (vergleichen Sie die direkte olfaktorische Wahrnehmung von weißem/blauem Rauch und braunem Rauch). Besonders eindeutig zeigt sich dies im Zuge eines Tests, bei dem die Deckblätter ausgetauscht werden. Der aromatische Unterschied zwischen einer Zigarre, die zuerst ein mildes, dünnes Deckblatt hatte, und danach mit einem kräftigeren, dickeren Tabakblatt umwickelt wurde, ist ein Aha-Erlebnis. Je nach Ähnlichkeit/Unähnlichkeit der beiden Capas kann der Unterschied des Geschmacks bei bis zu 60 Prozent liegen. Wir verkosten somit zwei „verschiedene“ Zigarren, obwohl im Grunde nur das Deckblatt geändert wurde.

Zur Gewährleistung der herausfordernden materiellen Eigenschaften werden Deckblätter mit viel Achtsamkeit in angepassten Prozessen produziert. Wrapper, die nicht nur attraktiv sind, sondern auch ein reiches Aromenspektrum aufweisen, sind definitiv gefragt. Trockendestillation entfaltet die Aromen der Deckblätter und direkte olfaktorische Wahrnehmung verstärkt ihre Wahrnehmung. Eine gutes und aromatisches Deckblatt bereichert den Blend einer Zigarre und verfeinert – bei richtiger Verkostung – deren Genuss.

Dieser Artikel wurde in der Cigar Journal Frühjahres-Ausgabe 2016 veröffentlicht.


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