Es freut mich, dass Sie wieder den Weg zu einem gemeinsamen Tasting gefunden haben. Machen Sie es sich gemütlich, und lehnen Sie sich zurück. Dieses Mal erlaube ich mir, Ihnen gleich zu Beginn eine Pairing-Empfehlung zu geben. Ein trockener Weißwein eignet sich sehr gut als Begleiter, genauso wie ein herrlich kühler Champagner oder ein frischer Verjus mit etwas Sodawasser. Ich habe mich für ein Gläschen Champagner entschieden. Schließlich soll nicht nur die Zigarre den Moment veredeln.
Ich erspare Ihnen an dieser Stelle die üblichen Details über den Mann, der hinter dieser Schöpfung steht – Jochy Blanco. Hierfür empfehle ich die Titelstory der aktuellen Ausgabe unseres wunderschönen Print-Magazins. Dort können Sie aus erster Hand erfahren, wann die Marke La Galera das Licht der Welt erblickte und wie es dazu kam. Hier und jetzt soll es nur darum gehen, eine dieser herrlichen Kreationen zu genießen.
Bewundern wir zunächst die Optik der La Galera Habano Chaveta. Das kaffeebraune Deckblatt wirkt leicht ölig; die Rollung weist nur ein paar feine Äderchen und Rippen auf. Der absolute Blickfang schlechthin ist jedoch der unglaublich prachtvolle Zigarrenring. Und egal was manche Passionados behaupten, das Auge raucht hier definitiv mit.
Greifen Sie zu Ihrem favorisierten Schneidewerkzeug und zu einer Zündquelle. Dann kann es auch schon losgehen. Achten Sie besonders auf die ersten Züge, denn hier entfaltet sich eine unglaubliche Frische. Es ist die unverkennbare, leicht zitrusartige Frische von Zedernholz, die sich bereits bei den allerersten Zügen bemerkbar macht. Oft brauchen Zigarren einige Züge, um ihr Aroma allmählich zu entfalten, doch die Habano Chaveta von La Galera tut dies buchstäblich vom allerersten Zug weg. Die Holzigkeit macht sich auch deutlich an den Innenseiten der Wangen bemerkbar. Der Rauch ist von Beginn an unglaublich dicht. Legen Sie nach den ersten fünf bis zehn Zügen eine kleine Pause ein. Wobei Sie sich definitiv einen retronasalen „Schluck“ vor der ersten Pause gönnen sollten. Legen Sie die Zigarren ab, und genießen Sie den Abgang, den diese Zigarre bereits zu diesem frühen Zeitpunkt an den Tag legt. Diese Pause verschafft der Zigarre eine Gelegenheit, nach der anfänglichen Hitze etwas abzukühlen, und das wird ihr definitiv guttun.
Greifen Sie wieder zur Zigarre. Die kleine Atempause hat dafür gesorgt, dass die nun kommenden Züge eine interessante Nussigkeit hervorbringen. Ziehen Sie bedächtig an der Zigarre, nippen Sie ein wenig an ihr. Im Hintergrund machen sich Anklänge von frischem Nusslaub bemerkbar. Die anfängliche zitrushafte Frische von Zedernholz kippt nun deutlich in Richtung reifer Limette. Das Holz bleibt jedoch stets taktangebend. Genießen Sie diesen herrlichen Blend, der bereits zu Beginn klassisch anmutet und dabei doch eigenständig und progressiv bleibt. Ein Paradebeispiel für einen unkonventionellen Blend und sicherlich ein deutlicher Hinweis auf die Kreativität von Jochy Blanco.
Greifen Sie zu Ihrem Getränk, oder nehmen Sie einfach einen kleinen Schluck Wasser, befeuchten Sie ihren Mundraum. Gegen Ende des ersten Drittels der Zigarre entfalten sich zarte florale Noten, die im ersten Moment so überraschend kommen, dass sie beinahe fehl am Platz wirken. Doch Zug um Zug werden sie zum gelungenen Vorspiel des zweiten Drittels, in dem sich Holz, Zitrus und florale Lieblichkeit zu einem herrlichen Geschmacksbild vermählen. Dezent im Hintergrund lässt sich etwas Fruchtiges erahnen, ohne dass man es genauer definieren könnte. Ein Hauch von Weintraube vielleicht? Es ist auf alle Fälle eine herrliche Komposition. Die Zigarre legt nun deutlich an Kraft zu, was ihr definitiv guttut. Denn mit dieser Kraft legt sie deutlich an Würzigkeit zu.
Machen Sie wieder eine kleine Pause. Sehen Sie den Rauchschwaden nach, wie sie sich ihren Weg zum Himmel oder an die Zimmerdecke bahnen. Der Abgang der Zigarre erweist sich als unglaublich lang und trocken. Auch das ist ein Grund, warum die La Galera Habano Chaveta herrlich zu Weißwein oder Champagner passt. Diese Kombination ist unglaublich bereichernd. Die Säure im Getränk unterstreicht die Süße der Zigarre und umgekehrt.
Greifen Sie wieder zur Zigarre. Sie werden erstaunt sein, denn die Würze im kühlen Rauch macht dem Holz nun wieder deutlich Platz. Hinzu kommt ein Geschmack, der an längst vergangene glorreiche Tage eines kubanischen Eilands erinnert. Genau zu diesem Zeitpunkt erkennt man das Erbe, das diese Komposition in sich trägt. Es ist ein Geschmack, der nicht anders als dezent kubanisch beschrieben werden kann. Ein Geschmack, den so viele Freunde der kubanischen Zigarre als unvergleichlich empfinden. Es ist schade, dass sich viele Passionados um Erlebnisse wie diese bringen, da sie immer nur Zigarren einer ganz bestimmten Provenienz genießen.
Im letzten Drittel fügen sich zartbittere Anklänge von herber Schokolade und Kaffee ins Geschmacksbild ein. Die Zigarre wird Zug um Zug noch komplexer, noch dichter. Der Rauch wirkt nun beinahe fett und ölig. Wangen und Gaumen scheinen wie vom Rauch benetzt. Zedernholz, Kaffee, Schokolade und eine leichte Süße schwingen sich mit dem Duft von frisch geröstetem Kaffee in unglaubliche Sphären des Genusses. Es ist der Paukenschlag einer buchstäblichen Geschmacksexplosion – ein Crescendo einer unfassbar gut gelungenen Symphonie.
Die letzten Züge der Zigarre bringen nochmals alle einzelnen Geschmackskomponenten aufs Tapet. Vereint durch die letzten bitteren Anklänge des Abschieds. Es sind Zigarren wie diese, die einmal mehr beweisen, dass der Preis einer Zigarre nicht immer Auskunft über deren Wert gibt. Die La Galera Habano Chaveta ist der perfekte Einstieg in die Welt der Zigarren von Jochy Blanco. Wir werden sicher noch Gelegenheit bekommen, einige Zigarren aus diesem Hause gemeinsam zu verkosten. Darauf freue ich mich schon jetzt. Und bis dahin vergessen Sie niemals: Die beste Zigarre ist immer jene, welche uns noch in Zukunft begeistern kann.