Auf den ersten Blick nur Abfall des Genusses, erfüllt die Asche wichtige Funktionen und offenbart vieles über die Zigarre.
Die wichtigste Aufgabe der Asche ist ihr Einfluss auf die Brandtemperatur. Je länger die Asche ist, desto weniger Sauerstoff gelangt an das Brandende der Zigarre, was wiederum die Brandtemperatur senkt und den Rauch kühlt. Dann entfalten sich auch die Aromen des Tabaks besser.
Je weiter die Zigarre abgebrannt ist, desto höher die Rauchtemperatur, demzufolge sollte man die Asche umso länger stehen lassen, je weiter die Zigarre abgebrannt ist.
Neben ihrer Farbe sind Struktur und Festigkeit Merkmale der Asche, die Rückschlüsse auf die verwendeten Tabake und die Rolltechniken zulassen.
Und nicht zuletzt der Abbrand, also die Form der entstehenden Asche, ermöglicht Schlussfolgerungen über die Qualität einer Zigarre. Beim Verbrennungsprozess des Tabaks werden die organischen (also kohlenstoffhaltigen) Substanzen zerstört beziehungsweise umgewandelt. Das im Tabak enthaltene Wasser verdampft, Kohlendioxyd wird freigesetzt. Die nichtorganischen Substanzen verbrennen nicht und bilden die Asche. Sie besteht aus Oxiden und Bikarbonaten von Kalium, Calcium, Mangan, Silicium und aus diversen anderen chemischen Elementen wie Phosphor, Cadmium oder Zink.
Die Farbe der Asche
Geschmack und Aroma eines Tabaks hängen neben der Pflanzensorte vom Stickstoffgehalt bzw. von der Art der Stickstoffverbindungen des Bodens ab. Letzterer beeinflusst auch den Nikotingehalt des Tabaks. Ein hoher Kaliumgehalt verleiht dem Tabak gute Brandeigenschaften und eine hohe Elastizität.
Blätter, die nach dem Trocknen und erneuten Befeuchten zwischen den Händen aufgespannt und gedehnt werden können ohne zu reißen (es ist wirklich beeindruckend, wie elastisch Tabakblätter sind) brennen eher besser. Weist der Boden einen zu geringen Phosphorgehalt auf, so können die Blätter spröde werden und der Tabak wird minderwertig. Phosphor dient wie eine Art Katalysator, der die Aufnahme verschiedener Substanzen in der Tabakpflanze regelt.
Brennt eine Zigarre mit weißer oder hellgrauer Asche ab, so ist dies ein Zeichen für einen hohen Kaliumgehalt im Boden. Die organischen Stoffe verbrennen nahezu vollkommen, die Asche weist kaum schwarze Partikel auf. Eine weiße oder stahlgraue Asche ist also ein Indiz für einen guten Verbrennungsprozess, nicht aber für guten Geschmack oder feine Aromen. Eine Zigarre mit einer schwarz durchzogenen Asche muss andererseits nicht automatisch ein Rohrkrepierer sein. Es ist eben nur ein Anzeichen, dass der Tabak nicht so verbrennt, wie er es sollte.
Die Struktur der Asche
Jeder Passionado wird es wohl schon erlebt haben: eine Zigarre, deren Asche einfach nicht abfallen will, hell und so fest, dass man die Zigarre senkrecht auf der vier Zentimeter langen Asche abstellen kann. Und dann wieder das genaue Gegenteil: eine Zigarre erzeugt eine Asche, die mehr an einen explodierten Silvesterknaller erinnert denn an eine Premiumzigarre. Woran liegt das?
Vor allem in den letzten Jahren kamen vermehrt kurze und dicke Zigarren auf den Markt, die so fest gerollt sind, dass man es kaum für möglich hält, diese rauchen zu können. Schneidet man sie an, so überraschen sie meist mit einem erstaunlich geringen Zugwiderstand. Dann wiederum gibt es Zigarren, die sich auf äußeren Druck eher weich anfühlen, die aber einen so hohen Zugwiderstand aufweisen, dass man sie nicht mit Genuss rauchen kann.
Die Struktur der Asche hängt ganz entscheidend von der verwendeten Tabakmenge und von der Rolltechnik ab. Eine dicht gerollte Zigarre erzeugt eine feste Asche, eine locker gerollte erzeugt eine eher bröselige, leicht abfallende Asche. Werden die Blätter gerade in den Wickel gelegt, so wird das Aschebild anders sein, als wenn die Blätter beim Herstellen des Wickels leicht ineinander gedreht werden. Letzteres führt zu einem höheren Zugwiderstand und zu geringerer Brandgeschwindigkeit.
Die Abbrandbilder
Von elementarer Bedeutung (sowohl für das Geschmackserlebnis als auch für die Form des Abbrandes) ist die Mischung der unterschiedlichen Tabake. Der Volado ist der Tabak von den untersten „Etagen“ einer Tabakpflanze. Er weist eine hohe Mineralität auf und brennt sehr gut. Der Seco/Viso stammt aus dem mittleren Bereich der Tabakpflanze, brennt etwas schlechter, ist dafür aber würziger und aromatischer als der Volado. Aus dem obersten Bereich der Tabakpfkanze kommt der schlecht brennende Ligero. Er verleiht der Zigarre die Stärke und erzeugt die „physische“ Wirkung auf den Körper des Rauchers.
Übrig bleiben Asche und Erinnerungen.
Gleichzeitig ist Ligero das dickste und stabilste Blatt, das der Zigarre Halt und Struktur gibt. Die unterschiedlichen Eigenschaften der Tabake sind der Grund für den typischen Aufbau einer Zigarre.
Im Zentrum des Tabakwickels sollte der schlecht brennende Ligero positioniert sein. Dort ist die Brandtemperatur am höchsten. Um den Ligero legt sich der besser brennende Seco Viso und ganz außen an der Zigarre sitzt der milde, gut brennende Volado. Stimmt der Aufbau, so ist ein gleichmäßiger Abbrand trotz unterschiedlicher Brandeigenschaften der Tabake möglich.
Jeder Zigarrenraucher hat es gewiss schon einmal erlebt, dass seine Zigarre schauderhaft abbrennt. Schiefbrand, Kraterbrand, starke Unregelmäßigkeiten – all das lässt einen bisweilen an den eigenen Fähigkeiten zweifeln. Doch in aller Regel ist nicht der Raucher schuld.
Schiefbrand
Brennt die Zigarre schief, also nur einseitig ab, so liegt die Ursache meist darin, dass der Roller beim Herstellen des Wickels den schlechter brennenden Ligero nicht genau im Zentrum der Zigarre platziert hat. Je weiter sich der Ligero nach außen verlagert, desto stärker wird der Schiefbrand, weil dort die Zigarre langsamer abbrennt.
Kraterbrand
Stellt sich das Brandende nicht als Kegel, sondern als Vertiefung im Zentrum der Zigarre dar, so handelt es sich eindeutig um einen Rollfehler. Der Torcedor hat sich vergriffen und als mittleres Blatt den Volado und als äußeres den schlecht brennenden Ligero verwendet.
Kegelkraterbrand
Ein Kegelkraterbrand kann, muss aber kein Rollfehler sein. Wenn als Deckblatt und Umblatt ein Seco statt Volado verwendet wird, so brennt die Zigarre im Zentrum korrekt als Kegel ab, nach außen entsteht jedoch ein Überstand.
Gerader Abbrand
Typischer Abbrand eines Shortfillers, bei dem zerkleinerte Tabakhäcksel verwendet werden. Hier brennt der Tabak komplett gleichmäßig ab.
Kegelbrand
So sollte eine perfekt gerollte Zigarre abbrennen. In Inneren der Zigarre verbrennt der schlechter brennende Ligero nur langsam und hinterlässt einen Kegel.
Photos: Clubcigarren.com
Schlussendlich sei gesagt: Die Zigarre sollte uns Genuss bescheren. Der eine erlebt diesen bei einem Wettbewerb um die längste Asche, der andere beim stillen Genuss eines großartigen Produkts. Aber auch großartige Produkte der Handwerkskunst können Fehler aufweisen. Und dieser Beitrag soll eine Hilfe sein, Produktfehler von eigenen Fehlern beim Rauchen zu unterscheiden.
Tabaco de Sol für Einlagen und Umblätter
Dieser Artikel wurde in der Cigar Journal Frühjahres-Ausgabe 2013 veröffentlicht. Mehr